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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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soll 
    Mit dem Rheingold / in Frieden leben. 
    Gudrun wird weinen / Tränen ohne Ende. 
    Krimhilds Tun / wird besiegeln den Tod.
    Der Himmel wurde hell. Das kalte Feuer über dem Grab verblaßte. »Leb wohl, Gripir!« rief Sigfrid. »Niemand kann das Schicksal betrügen. Du hast meine Fragen beantwortet, und bestimmt hättest du mir etwas anderes gesagt, wenn im Brunnen der Wahrheit etwas Besseres liegen würde.«

6
DER AUFTRAG
    Die Sonne wärmte Sigfrids Gesicht, als er über die Grenze in das Burgunderland ritt. Im Westen sah er, wie ihre Strahlen durch eine dunkle Wolke brachen, die niedrig über den Himmel zog, und in der Ferne entdeckte er undeutlich eine Schar Krieger. Sigfrid richtete sich auf und ritt im Galopp über die Stoppelfelder auf den Trupp zu.
    Der kämpferische Ruf eines Horns drang zu seiner Begrüßung durch die kühle klare Luft. Ein Reiter löste sich aus der Schar und kam Sigfrid entgegen. Er trug keinen Eisenhelm, auf seinem Kopf lag ein funkelnder Goldreif. Der Mann saß aufrecht und gelassen im Sattel, als sein brauner Hengst, der kleiner war als die alemannischen Pferde, aber größer als die Steppenponies, an die sich Sigfrid noch gut erinnerte, tänzelte und stieg.
    »He, Gunter!« rief Sigfrid, und seine helle Stimme überwand mühelos die Entfernung zwischen ihnen. Gunter hob grüßend den Arm und rief etwas zurück, aber der Wind trug die Worte davon. Der Burgunderkönig trieb sein Pferd an und galoppierte auf ihn zu. Als er nicht mehr weit von Sigfrid entfernt war, zügelte er sein Pferd. »Sigfrid!« rief Gunter, »sei willkommen. Wie schön, dich zu treffen! Bist du in Eile, oder kann ich dich und deine Männer zu unserem Siegesmahl einladen?« Sein Blick richtete sich auf den Horizont, denn offenbar erwartete er, dort einen Trupp Krieger zu sehen. »Ich bin allein«, erwiderte Sigfrid. »Ich mußte in einer persönlichen Angelegenheit einen Verwandten aufsuchen und bin jetzt auf dem Rückweg. Wo kommst du her?«
    »Ich war im Westen. Wir hatten gewisse Schwierigkeiten an der gallischen Grenze. Nichts Ernstes! Sie waren uns gegenüber nicht so... zuvorkommend, wie sie es hätten sein sollen.« Er lachte, doch es klang ärgerlich. »Sie glaubten, sie könnten die Erntezeit für ihre rebellischen Zwecke nutzen.«
    Gunter hob die breiten Schultern. »Richtige Barbaren! Aber das ist erledigt, und bei der nächsten Ernte werden sie vollauf damit beschäftigt sein, ihr Land für uns zu bearbeiten, und keine Schwierigkeiten mehr machen. Komm mit uns, Sigfrid, wir sind nicht weit von der Halle meines Drichten Ulf entfernt. Wir wollen dort den Sieg feiern und unser Festmahl halten.« Erntezeit, dachte Sigfrid. Er war doch nach dem Ostarafest losgeritten, um Gripir aufzusuchen! Verwirrt sah er sich um. Unter Granis Hufen waren keine grünen, jungen Halme zu sehen, sondern braune Stoppeln. An den Bäumen und Reben hingen verwelkte Blätter. Soweit sein Auge reichte, war kein junges Grün zu sehen, sondern nur das gelbliche Braun vor dem nahen Winter. Wie lange war er im Reich der Toten gewesen?
    Sigfrid folgte Gunter stumm zu den burgundischen Kriegern, die sich hinter ihrem König formierten. Es fiel ihm auf, daß viele von ihnen inzwischen größere Pferde ritten -vermutlich Kreuzungen zwischen den burgundischen Ponies und den Pferden, die Alprecht den Burgundern geschenkt hatte, um das Bündnis zu besiegeln. Den Burgundern sah man an, daß sie gekämpft hatten. Sie wirkten erschöpft; einige trugen blutverkrustete Verbände. Aber unter den vom Kampf gezeichneten Rüstungen glänzten goldene und silberne Armreifen; Granate leuchteten wie frische Blutstropfen an den Helmen, und an Schwertknäufen und -scheiden funkelten Edelsteine in allen Regenbogenfarben. Dem Reichtum seiner Männer nach zu urteilen, hatten die Skops, die Gunters Schlachtenglück und Freigiebigkeit besangen, nicht übertrieben.
    »Ulfila!« rief Gunter. Ein hagerer junger Mann mit blonden Haaren und spärlichem Flaum am Kinn löste sich aus dem Trupp und brachte sein Pferd vor dem König zum Stehen. »Reite voraus zur Halle deines Vaters und sag ihm, er soll neben mir noch einen Platz für einen Ehrengast vorbereiten - einen Stuhl, der groß genug ist für Sigfrid von den Alemannen.«
    Ulfila blickte zu Sigfrid auf, und seine blassen blauen Augen wurden groß vor Staunen. »Ja, mein König!« stieß er hervor. Er trieb sein Pferd an und galoppierte davon. Gunter lachte schallend und strich sich über den dichten Bart.

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