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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Preis / nur den Tod anerkennen.
    »Ich schwöre diesen Eid mit dir«, sagte Sigfrid. »Von Bruder zu Bruder sollen wir gebunden sein an unsere Treue, als seien wir von einer Mutter geboren.«
    Gunter umfaßte seinen Unterarm. »Dann laß uns unter dem Grasbogen hindurchgehen und unser Blut mischen. Damit sind wir vor Göttern und Menschen durch unseren Schwur verbunden.« Die beiden jungen Männer kauerten sich auf die Erde und krochen durch den Bogen. Erdkrümel fielen in Sigfrids Nacken und rollten kalt über seinen Rücken, als sie sich auf der anderen Seite aufrichteten. Gunter zog seinen breiten Dolch und ritzte zuerst seinen und dann Sigfrids Unterarm. Warmes Blut quoll aus den Schnitten, vermischte sich und floß über beide Arme. Hagen hielt stumm das Trinkhorn in der ausgestreckten Hand. Die beiden hoben die Arme, und das Blut tropfte in den roten gallischen Wein. »Nun bin ich mit dir verschworen, Sigfrid von den Alemannen. Du bist mein Bruder«, sagte Gunter.
    »Nun bin ich mit dir verschworen, Gunter von den Gebikungen. Du bist mein Bruder«, antwortete Sigfrid. Dann wandte er sich an Hagen.
    »Komm mit mir durch den Grasbogen«, sagte er. »Ich möchte auch mit dir durch diesen Schwur verbunden sein.«
    »Du willst, daß mein Blut in deinen Adern rinnt?« fragte Krimhilds Sohn erstaunt.
    Sigfrid lächelte ihn an und freute sich, weil er den finsteren Burgunder verunsichert hatte. »Ich habe mein Blut bereits mit dem Blut deines Bruders gemischt. Glaubst du, es ist deiner nicht würdig?«
    »Es ist dein Wille«, erwiderte Hagen mit monotoner Stimme. Die Worte schienen so schwer wie Steine auf die Erde zu fallen. Sigfrid nahm ihm das Horn aus der Hand. Dann gingen sie auf die andere Seite des Grasbogens. Sigfrid glitt als erster gewandt darunter hindurch. Hagens Unterarm leuchtete weiß unter der schwarzen Tunika, als er aus Versehen gegen die Speerspitze stieß. Der Grasbogen stürzte zusammen, und kalte Erdklumpen trafen ihn. Hagen stand schnell auf und legte seinen Arm über Sigfrids. Sein kühleres Blut vermischte sich langsam mit dem anderen und tropfte in das Trinkhorn.
    »Nun bin auch ich wieder in Treue an dich und dein Schicksal gebunden«, sagte der Burgunder.
    »Wir sind alle miteinander verbunden«, erwiderte Sigfrid und setzte das Horn an die Lippen. Der schwere Salzgeschmack ihres Blutes würzte den starken Wein, der Sigfrid in den Kopf stieg und ihn benommen machte. Er reichte das Horn Hagen, der schweigend trank und es an seinen Bruder weitergab.
    Nachdem Gunter getrunken hatte, hob er das Horn. »Nun soll unser Blut zurück zu unserer Mutter fließen. Möge der Bund für immer besiegelt sein!«
    Er goß den restlichen Wein über ihre Unterarme ins Gras. Die Burgunder, die sie umringten, drehten wie ein Mann die Fackeln um und stießen sie in die Erde, so daß sie erloschen.
    »Ich schwöre auch«, sagte Sigfrid in dem Augenblick der Stille, »daß ich bis zum nächsten Mittsommer zurück sein werde, um Gudrun zu heiraten. Dann sollen mich ehrenvolle Taten auszeichnen, die mich würdig machen für diese edle Frowe.«
    »Wir werden dich mit Freuden erwarten«, erwiderte Gunter. Die Männer brachen in Hochrufe aus, und alle kehrten zufrieden zurück in die Halle und zum Wein.

    *

    Sigfrid schlief lange, und als er spät am Morgen in der Kammer erwachte, die man ihm für die Nacht gegeben hatte, waren die Burgunder bereits weitergezogen. Er verschlang hastig das Frühstück, das Ulfs Frau auftrug, eilte zu Grani in den Stall und machte sich auf den Weg.
    Als Sigfrid nach einem schnellen Ritt Alprechts Halle erreichte, war die Sonne bereits hinter den Bergen versunken, und das rote Licht um die schroffen Felsspitzen verblaßte. Er führte Grani in den Stall, fütterte ihn und ging dann in das kleine Haus, um sich zu waschen und die schmutzigen Kleider zu wechseln. Als er in die Halle kam, fand er dort nur Alprecht, Herwodis und Regin. Sie saßen am Feuer und unterhielten sich. Sigfrid wurde von plötzlicher Neugier gepackt und näherte sich ihnen auf Zehenspitzen, bis er ihre Worte verstand.
    »Ich habe ihm gesagt, er soll es nicht tun«, schimpfte Regin, »ich habe ihm gesagt, dieses Abenteuer würde zu nichts Gutem führen.« »Aber warum hast du ihm nicht gesagt, daß Gripir tot ist?« fragte Alprecht.
    »Ich dachte, er hat soviel Verstand, sich das selbst klarzumachen.«
    »Wohin mag er denn nur geritten sein, was meinst du, Regin?« fragte Herwodis und zog nachdenklich eine Haarsträhne

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