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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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zum Ende des Winters, bis das Meer wieder so ruhig ist, daß man dort segeln kann.«
    »Aber, mein Drichten, ich habe den Burgundern geschworen...«
    »Zur Hölle mit den Burgundern!« rief Alprecht zornig. »Ich werde nicht zulassen, daß du umkommst, nur weil sie dich zu einem dummen Schwur verleitet haben. Sie warten schon so lange. Was schadet es, wenn du ein oder zwei Monate später kommst? Für wie dumm halten sie dich eigentlich?!«
    Herwodis legte Alprecht besänftigend die Hand auf den Arm. »Er ist mein einziger Sohn«, murmelte Alprecht und rieb sich die vom Rauch geröteten Augen. »Ich möchte nicht, daß er sich tollkühn in sein Verderben stürzt. Es besteht kein Grund dazu ... wenigstens jetzt nicht. Er kann bis zum Sommer warten.« »Du weißt, daß er seinen Schwur halten muß«, erwiderte Herwodis ruhig. »Wir können wirklich nicht mehr tun, als dafür zu sorgen, daß er diesen Schwur halten kann.«
    »Und was ist mit den Männern, die er mitnimmt? Wem kann ich sagen, er soll im Winter über die Nordsee fahren? Es sind nur noch zwanzig von den Gefolgsleuten am Leben, die bei meiner letzten Nordlandfahrt mit dabei waren. Die übrigen haben nie ein anderes Gewässer als den Rhein gesehen. Mit einer solchen Mannschaft in dieser Jahreszeit aufs Meer hinaus zu segeln, ist keine Tapferkeit, sondern Wahnsinn. Ich kann meinen Männern so etwas nicht befehlen.«
    »Sigfrid soll sie selbst fragen. Dann wirst du sehen, wer bereit ist, mit ihm zu gehen«, brummte Regin. »Es wird Zeit, daß er begreift, was ein zukünftiger König zu tun hat.«
    »Ihr seid beide für dieses verrückte Unternehmen?«
    »Wir wollen morgen das Orakel befragen«, erwiderte Herwodis. »Wir werden sehen, wie die Zeichen für die Reise stehen. Dann stellst du fest, wer Sigfrid begleiten will. Wenn die Dinge gut stehen, müssen wir in größter Eile seine Schiffe ausrüsten und die Männer auf die Fahrt vorbereiten.«
    »Vermutlich hast du recht. Etwas anderes können wir nicht tun.« Alprecht seufzte. »Also gut, Sigfrid. Wenn die Zeichen der Götter günstig sind und meine Männer dir folgen wollen, werde ich dir alles geben, was du verlangst. Und ich werde Ziw und Wotan, den du anrufst, opfern, damit sie dich mit Sieg und mit Schlachtenglück segnen.«
    Sigfrid verneigte sich. »Ich werde immer dem Namen Ehre machen, den du mir gegeben hast«, sagte er. »Denke nicht, ich hätte vor, dich jemals im Stich zu lassen.«
    Alprecht erwiderte einen Augenblick lang nichts. Dann richtete er sich auf und sagte: »Ich wußte, daß es eines Tages so kommen würde. Also gut, wir werden bei Tagesanbruch das Orakel befragen.«
    »Danke.« Sigfrid umarmte seine Mutter, ehe er die Halle verließ. Er war noch nicht weit gegangen, als er hinter sich Regins schwere Schritte hörte.
    Er blieb stehen und drehte sich um. »Was willst du?« flüsterte er.
    »Töte Fafnir, wie du versprochen hast! Töte ihn jetzt, und du wirst mehr als genug Gold haben, um eine ganze Flotte zu bauen und ein Heer aufzustellen, wie es noch nie eins gegeben hat. Dann wird es keine Zweifel mehr an deiner Rache geben.«
    »Zuerst muß ich König Sigmund und König Awilimo rächen, die im Kampf gegen die Söhne Hundings gefallen sind«, widersprach Sigfrid. »Zweifelst du daran, daß ich danach meinen Schwur halten werde? Gripir hat mir gesagt...« Regins Finger legten sich wie Zangen um seinen Arm. Sigfrid erinnerte sich, wie schmerzhaft der Griff des Schmieds früher gewesen war, aber jetzt spürte er kaum etwas. »Was hat dir Gripir gesagt?« fragte Regin.
    »Ich habe nur wenig verstanden«, erwiderte Sigfrid. »Er hat nur widerwillig gesprochen. Aber mir schien, als habe er mir wenig Gutes verheißen, obwohl er von großen Taten sprach, die ich vollbringen werde. Die erste ist meine Rache.«
    »Was hat er dir über Fafnir gesagt?«
    »Ich werde ihn töten. Aber ich hatte den Eindruck, daß er auch sagte, ich könnte dabei das Leben verlieren.«
    »Hast du deshalb Angst, gegen den Drachen zu kämpfen?«
    »Ich will nicht sterben, solange mein Vater nicht gerächt ist. Laß mich tun, was ich tun muß. Ich glaube, du weißt besser als jeder andere, was diese Aufgabe für mich bedeutet.« »Das stimmt«, brummte Regin. Er drehte sich um und verschwand ohne ein weiteres Wort in der Dunkelheit.

    *

    Der Himmel färbte sich grau, als Sigfrid mit seiner besten Tunika im heiligen Hain erschien, wo Eichen und Eschen eine kreisrunde Lichtung umstanden. Ein kalter Wind raschelte im

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