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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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gehört dem, der am besten sehen kann. Formiert euch vor dem Kampf zu einem Keil. Darüber werde ich mit dir noch ausführlicher sprechen. Falls du stolperst, wenn du in die Schlacht ziehst, dann bist du verloren, denn dann stehen die Idisen heimtückisch bereit und sorgen dafür, daß du verwundet wirst. Der Mann, der gegen seine Feinde kämpfen will, soll am Morgen der Schlacht sauber und gekämmt sein, und er soll gut essen. Man weiß nie, wo man am Abend sein wird, und es ist schlecht, den eigenen Vorteil nicht zu nutzen. Behalte diese Zeichen im Gedächtnis. Wenn du sie siehst und befolgst, kannst du Sieg und Frieden gewinnen. Wenn du sie vergißt, kann ein anderer sie gegen dich wenden.«
    »Wie soll ich meine Männer gegen die Söhne Hundings in die Schlacht führen?«
    »Hör gut zu, ich werde dir jetzt den Keil erklären.«
    Fjölnir beugte sich so weit nach vorn, daß Sigfrid den Met in seinem Atem wie einen wilden süßen Duft roch, den der Wind mit sich trägt. »Meine Söhne stellen ihre Streitmacht keilförmig auf, wenn sie gegen ihre Feinde kämpfen. Du mußt mit dem Schwert, aber ohne Schild an der Spitze stehen. Die Männer hinter dir sind in neun Reihen angeordnet und bilden einen Keil. Die Schildträger an den Längsseiten sind wie ein starker Schildwall. Die Bogenschützen, die Männer mit Wurfspeeren und Wurfäxten stellst du hinter dich. Dann greife an. Mit dem Keil brichst du in Lingwes Reihen ein und spaltest sie. Laß die Feinde gegen euch anrennen, sooft sie die Kraft dazu haben. Sie können euch nicht schaden, sondern werden von eurem Zusammenhalt aufgerieben.«
    Fjölnir sah Sigfrid ernst an. »Wenn du Lingwe zum Zweikampf fordern kannst, ist der Sieg dein, und jeder wird wissen, wem ich meinen Rat gegeben habe. Aber vor jeder Schlacht nimm einen Speer, wirf ihn über die feindliche Streitmacht, und übergib deine Feinde Wotan. Wenn du Lingwe gefangennimmst, weihe ihn Wotan, denn nur so kann sich das Schicksal erfüllen. Wenn Lingwe seine Tapferkeit dadurch beweist, daß er zum Sterben bereit ist, dann weißt du, daß du Sigmund, den Wälsung, gerächt hast. Vertraust du meinem Rat?«
    »Meine Mutter hat mir gesagt, ich soll den Rat befolgen, der mir auf dem Weg gegeben wird«, antwortete Sigfrid. »Das werde ich auch tun.« Fjölnor lachte, und sein Auge leuchtete in der Dunkelheit. Die Wolken zogen vor den Mond, aber sie lösten sich auf wie das Eis am Ende des Winters in den Fluten, und das klare, silberne Licht schien durch sie hindurch. »Hast du Vertrauen zu mir? Ist es Regin nicht gelungen, dich ein wenig Klugheit zu lehren?« Der Fremde winkte Regin herbei, der in der Nähe stand und ihn argwöhnisch beobachtete. »Setz dich. Trink mit uns.«
    »Ich trinke nicht mit dir«, erwiderte Regin. »Auch wenn du den Schutz der Gastfreundschaft in Anspruch nimmst, kannst du von mir keine Freundschaft erwarten. Ich kenne dich wohl. Du hast meinem Vater den Tod gebracht und meine Sippe ins Verderben gestürzt, als du Gast in unserer Halle gewesen bist. Ich erinnere mich an dich und auch an deine Brüder. Warum bist du gekommen? Warum willst du mich jetzt wieder quälen?«
    »Setz dich und trink, Regin«, sagte Fjölnir, »ich werde dir nicht mehr schaden. Ich schulde dir sogar Dank dafür, daß du Sigfrid aufgezogen hast.« Er hob das große Horn. »Siehst du, ich trinke im Gedenken an deinen Vater Hraidmar, dem das Rheingold zuerst gegeben wurde, und ich trinke auf deinen Bruder Fafnir, der schon lange tot ist und zu Fafnir dem Drachen wurde.« Er nahm einen tiefen Schluck aus dem Horn und wollte es Regin reichen.
    »Was hast du mit Sigfrid vor?« knurrte der Schmied und starrte dabei auf das silberne Horn, das den dunklen Trank umschloß. »Du hast selbst gesagt, ein Geschenk muß mit einem Gegengeschenk erwidert werden.
    Welches Geschenk verlangst du von ihm für deinen Rat? Geht es um mehr als um ein paar erschlagene Männer? Warum willst du ihm helfen, du heimtückischer Totengräber?«
    »Wer vorhat, das Grab seines Bruders auszurauben, sollte nicht so abschätzig über das sprechen, was man aus Gräbern herausholen kann«, erwiderte Fjölnir ungerührt. »Außerdem ist der Zwerg dem Land der Toten nicht mehr fern. Wie lange ist es her, seit Regin in die Felsen ging, in denen Nar und Dawanaz wohnen?«
    »Warum bist du zurückgekommen?« fragte Regin noch einmal. »Sigfrid kommt auch ohne dich ans Ziel.«
    »Vielleicht, aber Sigfrid hat mich gerufen, und ich bin gekommen. Ich bin dem Ruf

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