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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Hunde bellten, und die Pferde schnaubten unter der schweren Last. Bald ließen sie die Bäume hinter sich und erreichten freies Gelände. Hagen blieb vor einem hohen Felsen direkt am Rhein stehen. »Hier ist es! Nehmt den Pferden die Säcke ab.«
    Hagen bückte sich und rollte große Steine beiseite. Sigfrid hörte ein Quietschen, und dann schlug eine Klappe dumpf gegen Stein. Gunter schwankte unter einem Sack, Hagen eilte ihm zu Hilfe, und zusammen gelang es ihnen, den Sack vorsichtig auf den Boden zu legen. Sie wußten nicht, wie lange es dauerte, bis sie die Säcke keuchend und schwitzend hinter die Geheimtür gebracht hatten. Aber als sie Hagen halfen, die großen Steine vor die Tür zu rollen, sagte Gunter erschöpft: »Ich glaube, mit etwas Nachdenken hätte man das viel einfacher machen können...«

2
DIE FLAMMEN
    Grauer Nebel hüllte den Hof der Burgunder so dicht ein, daß Sigfrid sich auf sein Gedächtnis verlassen mußte, als er vorsichtig den Weg zu den Stallungen suchte. Die nasse Kälte empfand er als angenehmes Prickeln. Ein dicker roter Wollmantel mit einem goldenen Drachen am Saum lag um seine Schultern. Er trug den Mantel aus Höflichkeit gegenüber Krimhild und weniger als Schutz vor der Kälte. Die neuen Schuhe, die ihm Krimhild hatte machen lassen, saßen etwas eng. Er stieß mit den Zehen gegen das dicke Leder, und sie rieben an den Seiten.
    Grani wieherte und half Sigfrid dadurch, das Stallgebäude zu finden. Sigfrid zäumte und sattelte den grauen Hengst. Er zog die Satteltaschen fest und führte Grani auf den Hof.
    Gedämpfte Schritte auf den Steinfliesen verrieten ihm, daß jemand auf ihn zukam. Aber Sigfrid erkannte die verschwommene Gestalt erst, als Gunter direkt vor ihm stand. Der Burgunderkönig trug für den Ritt einfache Kleidung, eine graue Hose und über einer dunkelgrünen Tunika einen braunweißen Wollmantel. Eine kreisrunde Kupferbrosche an der Schulter hielt den Mantel zusammen. In einem Spalt unter dem Mantel schimmerte hell der goldene Eberzahn, den Sigfrid ihm geschenkt hatte. Gunter trug zwei große, vollgepackte Satteltaschen.
    Er musterte zuerst Grani und dann Sigfrid. »Du bist ja schon fertig«, sagte er, »ich muß nur noch satteln, dann bin ich wieder da.«
    »Wo ist Hagen?«
    »Er war schon sehr früh auf den Beinen. Wir treffen ihn am Stadttor. Hast du noch etwas zu erledigen?«
    »Nicht daß ich wüßte.«
    »Gut.«
    Gunter ging zum Stall und kam bald mit seinem braunen Hengst zurück. Als der Hengst Grani sah, legte er die Ohren an und schnaubte.
    Gunter riß ihm den Kopf zurück, als er nach Granis Flanke schnappen wollte, und schlug ihm mit dem Zügel leicht über die Nüstern. »Goti verträgt sich nicht mit anderen Hengsten, besonders wenn sie größer sind als er. Dieser Holzkopf kann einfach nicht ertragen, wenn ihm einer überlegen ist.« Er nahm Gotis Kopf in beide Hände und blickte ihm in die braunen Augen. »Aber auf diesem Ritt wirst du Frieden halten, Gott Versprichst du mir das? Ja..., oder wir essen von Worms bis Toulouse und zurück Pferdefleisch.« Der Hengst schnaubte und scharrte mit den Vorderhufen, aber er folgte Gunter gehorsam, als die beiden ihre Pferde über den Hof und dann hinunter zum Rhein führten.
    Wie Gunter versprochen hatte, erwartete sie Hagen am Stadttor. Sein Bruder trug ebenfalls unauffällige Kleidung. Das Kettenhemd verschwand fast völlig unter einem grauen Umhang, der auch das Schwert bedeckte. In der Hand hielt er einen Wurfspeer. Die schwarzen Haare hatte Hagen mit einem Lederring zurückgebunden. Er nickte, als er Sigfrid und Gunter durch das Tor kommen sah. »In welche Richtung reiten wir?« fragte Sigfrid. Hagen deutete nach Süden. Sein ausgestreckter Finger wirkte so bleich wie ein Knochen. »Wir reiten an den Sümpfen vorbei, die das Land meines Bruders von eurem trennen, dann halten wir uns auf gerader Linie südwestlich. Das ist etwas unbequemer als auf der römischen Straße, und auf der Strecke gibt es nur einen Gasthof, aber wir kommen schneller und ohne Zwischenfälle ans Ziel.« »Meinst du wirklich, das ist notwendig?« fragte Gunter und zügelte sein Pferd, das unruhig tänzelte. »Wovor sollen wir uns denn fürchten? Ich kann mir nichts vorstellen, womit wir drei nicht fertig werden.«
    Hagen richtete sein Auge stumm auf Sigfrid. »Möchtest du schneller oder langsamer in Toulouse sein?«
    »Natürlich schneller. Ich habe nichts dagegen, auf der Erde zu schlafen oder in einer Scheune, wenn es sein

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