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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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jüngeren Bruder, von dem wir nichts wissen?« Sigfrid spielte Erstaunen, hob die Augenbrauen und erwiderte: »Nicht daß ich wüßte!«
    Gunter schien mit dieser Antwort nicht zufrieden zu sein. »Ach, tu nicht so! Du weißt schon, was ich meine.«
    »Mein Vater starb noch vor meiner Geburt, und meine Mutter hat nach mir keine Kinder mehr bekommen...«
    »Ich habe den Jungen hier schon einmal gesehen, als wir zu Gudruns Verlobung
    kamen«, ließ sich Hagen plötzlich vernehmen. Sigfrid sah ihn verblüfft an, aber Hagen hob nur den Kopf und blickte gelangweilt an die Decke. »Damals ist er dir nicht aufgefallen, Gunter.«
    »Vielleicht nicht. Trotzdem, es ist nicht zu fassen... er sieht dir verblüffend ähnlich, Sigfrid. Sag mal, spielst du vielleicht nur den Unschuldigen und hast im zarten Kindesalter einer Magd bereits das Herz gebrochen?«
    Sigfrid mußte laut lachen, zog sich dann aber aus der Affäre, indem er zu husten anfing. Hagen rief in die Küche: »Mehr heißen Wein für Sigfrid!« Dann sagte er: »Klingt nach einer schweren Erkältung. Vielleicht solltest du nach Worms zurückreiten und dir von Krimhild eine Arznei geben lassen.«
    »Geht schon wieder«, keuchte Sigfrid.

    *

    Am nächsten Tag war es so sonnig und warm wie im Hochsommer. Der strahlend blaue Himmel funkelte wie blankes Glas. Aus Süden wehte ein trockener, angenehmer Wind. Der Schlamm wurde an den Pferdehufen zu festen Krusten. Die drei ritten nach Südwesten. Unterwegs wurde Gunter immer stiller, starrte in den Wald, als glaube er, aus den dichten Zweigen würden im nächsten Augenblick Riesen hervorspringen.
    Sigfrid ritt dicht an ihn heran und schlug ihm auf die Schulter. Ehe der Braune ausschlagen
    konnte, lenkte er Grani geschickt aus Gotis Reichweite und fragte: »He, warum bist du so traurig? Worüber machst du dir Gedanken? Ich dachte, dafür sei Hagen da!«
    »Ich denke nach«, erwiderte Gunter, »vielleicht überrascht dich das, aber es verhindert, daß sich Spinnweben in meinem Kopf ausbreiten.« Aber seine Stimme klang farblos wie wäßriges Bier und ohne den üblichen Humor.
    »An was denkst du?«
    »An Brünhild. Ich weiß nicht, was mich erwartet, und deshalb bin ich unruhig«, gestand Gunter schließlich, »so hatte ich mir die Brautwerbung eigentlich nicht vorgestellt.« »Weshalb solltest du dir deiner Sache nicht sicher sein?«
    »Ich habe gehört, Brünhild ist eine Frau mit starkem Willen und festen Grundsätzen. Stell dir vor, sie weist mich ab? Dann müssen wir gegen Theoderid in den Krieg ziehen, um die Schande wettzumachen.«
    »Sie wird dich nicht abweisen. Du bist ein berühmter König, du bist jung, du bist nicht häßlich...«
    »Und ich bohre nicht in der Nase, wenn es jemand sieht. Ja, ich weiß.«
    »Also, weshalb machst du dir Gedanken?«
    »Ich weiß nicht, ob es wirklich so klug war, einfach loszureiten. Wir hätten einen offiziellen Besuch machen können mit meinem Gefolge. Was sollen Theoderid und sein Volk von uns denken, wenn drei seltsame Reiter plötzlich vor den Toren stehen und um seine Tochter werben?«
    »Sie werden sich geehrt fühlen, den König der Burgunder und Sigfrid, den Drachentöter und zukünftigen König der Alemannen, bei sich als Gäste willkommen zu heißen«, erklärte Hagen und ritt zwischen sie beide, bevor Goti die Möglichkeit zu einem Angriff auf Grani hatte. »Ich glaube, sie werden schnell wissen, wer wir sind.«
    »Da bin ich mir nicht so sicher. Ich weiß nicht, warum ich mir Gedanken mache, aber ich werde das Gefühl nicht los, es wird diesmal nicht so glatt gehen, wie Krimhild sich das vorgestellt hat. Aber frag mich nicht warum, es ist nur so ein Gefühl...«
    »Zuviel heißer Wein auf nüchternen Magen, und du schläfst schlecht. Das solltest du inzwischen wissen«, erwiderte Hagen spöttisch. »Soviel habe ich nicht getrunken«, widersprach Gunter, »auf jeden Fall weniger als du. Du bist die ganze Nacht auf den Beinen gewesen und immer wieder in die Küche gegangen. Also, sei ehrlich! Wer hat schlechter geschlafen - du oder ich?«
    »Du mußt dir um den Ausgang dieser Werbung keine Gedanken machen«, erklärte Hagen ungerührt.
    Gunter boxte seinen Bruder in den Bauch. Hagen wehrte den Schlag geschickt ab, und Gunter rief: »Ha! Du hast dir auf deine Weise Befriedigung verschafft! Gib es zu! Hat die Magd denn wenigstens auch ihren Spaß gehabt? Was gibst du mir, wenn ich Costbera nichts davon erzähle?«
    »Costbera weiß, daß heißer Wein gut gegen Husten

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