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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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stürzen, aber der Burgunder war bereits untergetaucht und nicht zu fassen. Gunter saß auf dem Beckenrand und ließ die Beine ins Wasser baumeln. »Wie lange wollt ihr zwei denn noch spielen?« fragte er und spritzte sie naß, als sie auf ihrer Verfolgungsjagd durch das lange Becken wieder einmal kurz auftauchten. »Ich meine, wir sollten uns anziehen und auf den Weg machen. Später können wir ja noch einmal herkommen...«
    Sigfrid schwamm zum Beckenrand und war mit einem Satz draußen. Hagen folgte ihm geräuschlos, ohne auch nur eine Welle im Wasser zu hinterlassen.
    Der kleine Mann mit den lockigen schwarzen Haaren erwartete sie im Vorraum. Dort lagen auch ihre Satteltaschen und die vom Waschen noch feuchten Sachen, daneben die Schwertgürtel. Sie holten ihre besten Tuniken aus den Satteltaschen. Krimhild und Gudrun hatten Sigfrid eine hellblaue Tunika genäht, Gunters Tunika war rot und Hagens dunkelgrün. Säume und Ärmel waren kunstvoll mit Goldfäden bestickt. Wie immer vergaß Hagen nicht, sein Kettenhemd unter die Tunika zu ziehen. Er schob den Armreif bis zum Handgelenk, so daß man ihn sehen konnte. Gunter streifte, wie es sich für einen König ziemte, viele schwere goldene Armreifen über.

    *

    Vor dem Badehaus stand der Wächter, der sie hierhergeführt hatte, und erwartete sie mit einem anderen Krieger. Der Mann trug die gleiche rote Tunika und die dunkle Hose, aber das Rangabzeichen am Helm lief nicht von vorn nach hinten, sondern von einer Seite zur anderen. Als Gunter, Sigfrid und Hagen durch das Tor traten, schlugen die beiden die Fäuste auf die Brust und streckten dann als Salut einen Arm aus.
    »König Theoderid heißt euch willkommen!« sagte der ranghöhere Krieger. »König Gunter, wenn du erlaubst, führen wir euch zu seiner Halle.«
    »Wir folgen euch gern«, erwiderte Gunter höflich. Die Wachen salutierten noch einmal vor Gunter, drehten sich auf dem Absatz um und marschierten im Gleichschritt vor Gunter und seinen beiden Gefährten die Straße entlang.
    Als sie die weißen Säulen erreicht hatten, die das Dach über dem Eingang von Theoderids Halle trugen, eilte ein dünner Mann in einem dunkelroten mit weißer Wolle gesäumten langen Gewand aus dem Tor und versperrte den Wachen den Weg. Sie schienen ihn zur Seite schieben zu wollen, aber er blickte sie zornig an und hob energisch die Hand. Die beiden Männer blieben stehen.
    »Das ist noch immer mein Haus, Hospizen«, sagte er langsam mit erstaunlich klarer und klangvoller Stimme, »wenn ihr Gäste zu eurem Drichten bringt, dann verlangt die gute Sitte unter zivilisierten Völkern, euren Gastgeber davon in Kenntnis zu setzen. Wenn dies auch meine Gäste sind, dann solltet ihr mir ihre Namen nennen.« Sigfrid sah, wie dem Mann Schweißtropfen auf der Stirn standen und an den dunklen Schläfen langsam herunterliefen. Die brauen Augen waren rot geädert, und er hatte dunkle Augenringe. »Wenn ihr schon die zivilisierten Sitten nicht befolgt, dann habt zumindest die Güte, den Mann, der euch das Gastrecht gewährt, nicht zu mißachten.« »Gunter, König der Burgunder, sein Bruder Hagen und Fro Sigfrid, Sigmunds Sohn«, erwiderte der Rothaarige ungerührt und fügte dann höhnisch hinzu, »du wirst deine Wette verlieren, Agrippus. Sie werben um Brünhild.« Agrippus verzog die Lippen, als habe er in einen faulen Apfel gebissen, und lachte dann sarkastisch. »Gut, wenn das so ist, möchte ich euch nicht länger aufhalten. Seid willkommen in meinem Haus.« Er öffnete das Tor und verneigte sich übertrieben höflich. Man führte sie durch einen Marmorgang in einen großen, sehr gepflegten Garten. Im Schatten einer großen Eiche stand eine Tafel, an der etwa fünfzehn Männer in einfachen weißen Tuniken und weißen Hosen speisten. »König Theoderid!« rief der Rothaarige und salutierte.
    Der Größte aus der Gruppe, ein kräftiger Mann mit langem blonden Bart und blonden Haaren erhob sich und erwiderte den Gruß. »Willkommen, König Gunter«, sagte Theoderid. Trotz seiner Größe und Kraft klang seine Stimme farblos und matt wie der Wein eines mittelmäßigen Jahrgangs. »Kommt und teilt mit uns die Freude an diesem Mahl.«
    »König Theoderid«, erwiderte Gunter, »es ist meinen Brüdern und mir eine Ehre, mit euch zu speisen.«
    Die Gefolgsleute machten auf der Bank neben Theoderid Platz, und die drei setzten sich neben den König. Sigfrid erwartete, daß Brünhild mit Wein erscheinen werde, um sie willkommen zu heißen, aber statt

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