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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Scheide. »Das lasse ich nicht aus den Augen«, erklärte er energisch. »Es ist bei dem Mann bestimmt in besten Händen«, versicherte ihm Hagen, »er verliert sein Leben, wenn von unseren Sachen etwas fehlt. Das ist hier so Sitte. Außerdem, du mußt doch keine Angst haben, ohne Waffe zu sein.«
    Sigfrid schüttelte ungeduldig den Kopf, während der Burgunder mit hochgezogenen Augenbrauen seinen narbenlosen Körper musterte. »Ich kann mein Schwert keinem Menschen anvertrauen«, beharrte Sigfrid.
    »Schon gut«, sagte Gunter und erklärte dem Knecht langsam und deutlich: »Laß diese Sachen in Ordnung bringen. Wir werden dich dafür belohnen.«
    »Zu euren Diensten«, antwortete der kleine Mann, »zum Unktorium durch diese Tür, bitte.«
    Sigfrid mußte sich bücken, als sie durch einen niedrigen Torbogen gingen. Im nächsten Raum war auf dem Fußboden ein Mosaik mit geometrischen Mustern in rosa, schwarzem und weißem Marmor. Ein kahlköpfiger dicker Mann mit dem breiten Nacken und den muskulösen Schultern eines Ringers und vielen Narben auf dem nackten, speckigen Rücken bedeutete ihnen, sich hinzulegen. Er rieb ihnen ein süßliches, sehr aromatisches Öl in die Haut, wie Sigfrid es noch nie gerochen hatte. Es war angenehm, sich von dem Mann massieren zu lassen, denn er lockerte die verspannten Muskeln der Schultern und am Rücken, und die dumpfen Schmerzen nach dem langen Ritt verschwanden. Als Sigfrid, Gunter und Hagen ölig glänzten, führte sie der Mann in den nächsten Raum Dort lagen dicke Strohmatten und Tücher auf dem Holzboden um ein großes mit Sand gefülltes Rechteck. Er verneigte sich und ließ sie allein. »Was machen wir nun?« fragte Sigfrid.
    »Wir sollen uns jetzt bewegen, bis wir richtig schwitzen. Das reinigt das Blut und die Haut«, antwortete Gunter. »Wollen wir ringen?«
    Hagen und Gunter sahen sich kurz an und schienen zu überlegen. »Ihr könnt mich beide gleichzeitg angreifen, wenn ihr wollt«, bot Sigfrid an.
    Hagen nickte und betrat den Sandplatz. »Das ist ein faires Angebot. Also los.«
    Sigfrid folgte ihm. Gunter streckte und reckte sich, dann sprangen die beiden Burgunder Sigfrid wie die Meute den Hirsch an und versuchten, ihn auf den Boden zu werfen. Durch das glatte Öl konnte sich Sigfrid leicht aus ihren Griffen befreien, aber auch er hatte es schwer, sie zu packen, festzuhalten und unter den doppelten Angriffen den Halt nicht zu verlieren. Hagen war wendig und schnell, Gunter stark und robust. Sigfrid hatte in ihnen ebenbürtige Gegner, wie seit seiner Kindheit nicht mehr.
    Es dauerte lange, bis sie aufhörten, denn niemand siegte. Gunter und Hagen keuchten und schienen erschöpft; sogar Sigfrid lief der Schweiß über den Körper.
    Im nächsten Raum erwartete sie dichter heißer Dampf. Sigfrid hörte entlang der Wände ein Zischen wie von großen Schlangen. »Der Dampf kommt aus kleinen Löchern«, erklärte Gunter, »ist es nicht verblüffend, was die Römer alles erfunden haben?«
    »Hierher bitte!« hörten sie eine helle Stimme durch den Dampf. »Vorsicht. Der Boden ist glatt...«
    Gunter, Hagen und Sigfrid folgten einer im Dampf kaum erkennbaren Gestalt zu Bänken an der Wand. Dort standen Helfer mit halbrunden Metallschabern in der Hand. Als Sigfrid sah, wie Hagen und Gunter sich auf den Bänken ausstreckten, lehnte er das Schwert gegen die Wand und legte sich ebenfalls. Einer der Männer kam zu ihm und entfernte mit dem Schaber Schweiß, Sand und Öl von der Haut. Im heißen Dampf entspannten sich alle Muskeln, und die Haut begann angenehm zu prickeln.
    Nach der Dampfmassage ruhten sie eine Weile, dann führte man sie in einen Raum mit mehreren Marmorbecken. Zwischen den in den Fußboden eingelassenen Becken standen Marmorstatuen von Frauen in weiten Gewändern und gelockten Haaren. Sigfrid dachte daran, wie seine Mutter Bier braute, Tuch webte und färbte, auf die Felder ritt, und fragte sich, was das wohl für Frauen sein mochten, die in so hauchdünnen und kostbaren Gewändern ihre Tage verbrachten. Aber vielleicht kleiden sich die Römerinnen nur an hohen Festen so, dachte er, denn in den kunstvoll drapierten Schleiern konnte bestimmt niemand arbeiten.
    Neben einem der Becken standen drei große silberne Becher für sie bereit. Gunter und Hagen nahmen sich je einen Becher und legten sich in das Becken. Sigfrid ließ Gram am Beckenrand und folgte ihnen. Das Wasser war angenehm warm, und der dunkle rote Wein kühl und erfrischend wie ein Gewitterregen an einem

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