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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Knie gelegt hatte, klatschte sie in die Hände. Drei weißgekleidete Mägde, die eine blond und die beiden anderen mit braunen Haaren, eilten in die Halle. Die Blonde hatte große graue Augen und ein schmales Gesicht. Als sie Sigfrid sah, berührte sie mit zwei Fingern die Stirn und fuhr dann damit von Schulter zu Schulter. Die beiden anderen waren gedrungen und sommersprossig. Sie sahen sich so ähnlich, daß es nur Schwestern sein konnten. Sie musterten Sigfrid mit unverhohlener Neugierde.
    »Hilde, bring die Speisen und den Wein. Martha und Mira, bereitet meine Kammer vor«, befahl ihnen Brünhild, »dieser Mann ist Gunter, Gebikas Sohn. Ich muß ihn heiraten, denn er ist durch die Flammen geritten, die nur der größte Held bezwingen kann. Ihr könnt euch freuen, denn wir verlassen diese Burg und reiten in das Land der Burgunder, wenn die drei Nächte der Verlobung vorüber sind.«
    »Gott sei Lob und Dank«, flüsterte die blonde Hilde. Die beiden anderen lächelten Sigfrid freundlich an, bevor sie die Halle verließen. Es dauerte nicht lange, und Hilde brachte einen großen Pokal mit hellem Wein, Brot und gebratenes Fleisch.
    Als Brünhild den Pokal mit beiden Händen umfaßte und hob, sah Sigfrid, daß sie einen Ring trug. Es war der Ring, den er Fafnir abgenommen hatte - ein kleiner goldener Drache wand sich um einen dunkelroten Stein. Der Schweif schlang sich eng um den Finger. »Woher hast du den Ring?« fragte Sigfrid erstaunt. »Weißt du das nicht, Gunter? Wenn du der Mann bist, der durch das Feuer geritten ist, dann mußt du den Ring schon einmal gesehen haben.«
    »Es scheint ein Stück aus dem Schatz zu sein, den Fafnir, der Drache, gehütet hat...«
    »Der Held, der meine Seele aus tiefem Schlaf geweckt hat und mir im Traum erschienen ist, hat ihn mir gegeben. Er ist das Zeichen seines Versprechens, daß er hierher kommen und mich heiraten will.« Ihre Stimme klang hart, aber dann überkam sie die Erinnerung, und Brünhild seufzte. »Es war alles so klar und deutlich, als ich erwachte. Mein Traum schien in mir zu sein wie ein leuchtender Kristall. Ich kannte meinen Verlobten und wußte, wie er zu mir durch den Flammenring kommen würde. Ich wußte auch, wie ich die Flammen um meine Halle entfachen mußte, damit kein anderer sie überwinden konnte. Ich glaubte, den Traum nie zu vergessen.« Mit Tränen in den Augen sah sie Sigfrid verzweifelt an. »Aber plötzlich verblaßte der Traum, als hätte ich den Trank des Vergessens getrunken. Seitdem weiß ich nur noch, daß er kommen wird und ich auf ihn warten muß. Ich dachte, ich würde ihn sofort wiedererkennen, wenn er die Halle betritt...«
    Brünhild verstummte und starrte auf das Tor am anderen Ende der Halle. Dann reichte sie Sigfrid den Pokal. Er nahm ihn aus ihren Händen, hob ihn und rief: »Jetzt sollst du meine Braut sein, Brünhild! Ich trinke auf deine Freude, die unsere Hochzeit dir schenken möge, ich trinke auf die Größe, die du dem Haus Gebikas bringst.« Als Sigfrid den leeren Pokal auf den Tisch stellte, sah er die Tränen, die Brünhild über die Wangen liefen.
    »Warum weinst du?« fragte er sanft. »Das Schicksal meint es bestimmt nicht schlecht mit dir...«
    »Ich weiß nur, daß alles nicht so ist, wie es sein sollte.« Sigfrid erhob sich, schob Gram in die Scheide und trat zu ihr. »Denke nicht mehr daran. Du wirst die Königin eines großen Volkes sein in einer schönen Stadt am Rhein. Du wirst soviel Gold haben, wie du dir nur wünschen kannst, und deine Klugheit soll überall besungen werden. Ich werde dir eine Kirche bauen lassen, wenn du dem Glauben deines Vaters folgen willst. Du kannst aber auch an meiner Seite stehen und die Götter und Göttinnen an unseren heiligen Festen um ihren Segen bitten. In den Wäldern um Worms gibt es viel Wild. Du kannst jederzeit auf die Jagd gehen oder in der Halle bleiben und mit den anderen Frauen weben und sticken. Meine Schwester Gudrun wird deine Gefährtin sein. Und wenn du dich noch immer nach Krieg und Schlachten sehnst, jeder weiß, daß die Burgunder noch nie lange in Frieden gelebt haben. Was immer du auch wünschen magst, ich werde alles tun, um es dir zu geben. Was mehr kannst du dir wünschen?«
    »Ich weiß nicht«, murmelte Brünhild, »das Schicksal nimmt seinen Lauf, wie die Nornen es spinnen. Mir sind die Hände gebunden. Willst du mich jetzt in meine Kammer begleiten, wie es das Ritual der Verlobung verlangt?«
    Vor der Halle wieherte Grani. Brünhild hob den Kopf und

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