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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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fragte Sigfrid in Anspielung auf Gudruns Zorn damals an der Quelle im Wald. »Der Name schien mir angemessen«, antwortete Hagen ernst. Die Frauen machten immer wieder ihre Runde und füllten die Gläser und Becher mit Bier und Wein. Drei Westgoten sangen ein Lied über Dietrichs Verbannung. Hin und wieder hörte man klar und deutlich ein paar Worte inmitten der fröhlichen Gespräche. Echmar und ein schwarzhaariger Burgunder umkreisten sich mit nackten Oberkörpern in einer Ecke und rangen miteinander. Die Männer bildeten einen Kreis um sie, schlossen Wetten auf den Sieger ab und feuerten die Kämpfer an. Sigfrid trank viel und ließ sich den Becher immer wieder füllen, bis in tröstlicher Trunkenheit schließlich alles um ihn herum in Nebel versank.
    »He!« rief Gunter plötzlich. »Wir müssen das Glück unserer Ehen prüfen. Siehst du die Säulen hinter uns, Sigfrid?«
    Zu beiden Seiten der großen Feuerstelle standen zwei Holzsäulen, die der Rauch und die Jahre schwarz und rußig gemacht hatten. Sie reichten fast bis zum Dach der Halle.
    »Unser Volk hat sie mit hierher gebracht. Du mußt dich auf einen Hocker stellen und mit dem Schwert so tief hineinstoßen, wie du kannst. Je tiefer, desto größer wird dein Eheglück sein.«
    Trotz Tarnkappe und wachsender Trunkenheit mußte Sigfrids Gesicht etwas von seinem Widerwillen verraten haben, denn Gunter rief energisch: »Nein, nein! Diese Probe wird dir nicht erspart. Du bist als erster dran.«
    Hartbrecht, Hildkar, ein paar Westgoten und einige Burgunder kamen sofort herbei, als Sigfrid sich erhob. Unter lautem Gejohle brachten sie einen Hocker und stellten ihn vor die linke Säule. »Los, Sigfrid, zeig uns, wie du dein Schwert in die Säule steckst!« rief Gunter und lachte anzüglich.
    Sigfrid stieg langsam auf den Hocker und zog Gram. Er umfaßte den Griff mit beiden Händen und richtete die Schwertspitze auf die Mitte der Säule, aber sehr weit oben. Dann schloß er kurz die Augen, versuchte die Erinnerung an einen blühenden Apfelbaum zurückzudrängen, die plötzlich in ihm aufstieg, holte aus und stieß in wilder Wut heftig zu.
    »Vorsicht!« rief jemand, aber Gram war bereits über das Holz geglitten, und Sigfrid verlor bei dem Stoß das Gleichgewicht. Er fiel mit dem Gesicht voran auf die große schwarze Marmorumrandung der Feuerstelle. Die Schwertklinge bohrte sich in den Stein und spaltete ihn, während Sigfrid mit voller Wucht bäuchlings auf den Boden fiel.
    Einen Augenblick lang blieb er benommen liegen, holte langsam Luft und hörte um sich herum schallendes Gelächter. Dann stand er auf, schüttelte den Kopf und spuckte den Staub, den er im Mund hatte, in das Feuer. Der Sturz und der donnernde Aufprall hatten ihn völlig gefühllos gemacht. Er spürte keinen Schmerz, sondern war wie betäubt.
    Gunter stand neben ihm und lachte aus vollem Hals. »Hast du... dich .. verletzt?« stieß er zwischen den Lachsalven hervor. Sigfrid schüttelte den Kopf und zog Gram aus dem Marmor. Er betrachtete die Klinge und untersuchte sie auf Schrammen oder Kratzer, aber sie schimmerte dunkel wie immer, war unversehrt und auch der Kristall hatte keinen Sprung. Erleichtert atmete er auf und sagte: »Alles in Ordnung, tut mir leid, daß der Marmor gesprungen ist.«
    Gunter hatte vor Lachen einen hochroten Kopf. »Du wirst... eine wunderbare Ehe haben«, rief er noch immer lachend, »niemand hat... je... zuvor ein solches Zeichen hinterlassen. .. Sigfrid, du bist wirklich ein Held!«
    »Bist du verwundet?« rief Gudrun hinter ihm aufgebracht, legte ihm die kleinen Hände auf den Arm und versuchte, ihn herumzuziehen, damit er sie ansah. »Warum hast du das gemacht? Bist du von allen guten Geistern verlassen? Hast du dich verletzt?«
    »Gudrun«, sagte Sigfrid so unbeschwert wie möglich, »du solltest inzwischen wissen, daß ich nicht so leicht zu verwunden bin. Leider hat der Marmor mehr abgekriegt als ich.«
    »Laß diese kindischen Sachen. Ich habe dich kaum, und ich möchte dich nicht gleich wieder verlieren.« Sie stemmte die Hände in die Hüften und funkelte ihn an. Er wußte nicht, ob sie es ernst meinte oder den Zorn nur spielte. »Du bist und bleibst ein Tolpatsch...«, sagte sie, aber es klang schon wieder liebevoll, »ich habe dich wirklich gern, und ich möchte dich eine Weile behalten. Hast du verstanden?« Sigfrid wollte sie hochheben, um sie zu küssen, aber dann fiel ihm gerade noch rechtzeitig ein, wie zornig sie werden konnte, wenn man sie wie ein

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