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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Bock und Ziege, Stier und Kuh durchschnitten. Das dunkle Blut schoß in Strömen hervor und über die Schale hinweg. Der Saum von Krimhilds Kleid bekam rote Flecken, und das Blut floß um den roten Felsen in den Rhein.
    Die alte Burgunderkönigin stellte die Schale auf den Boden, nahm Sigfrids und Gunters Schwerthände und legte sie auf die Hände von Gudrun und Brünhild. Sie tauchte ihre Zweige in das Blut. Kalte Regentropfen mischten sich mit dem heißen Blut, als sie die beiden Paare mit dem Opferblut bespritzte, bis in Gudruns Haaren rote Granatperlen zu leuchen schienen und auf Brünhilds bleichem Gesicht rote Eibenbeeren wie auf frisch gefallenem Schnee. Der goldene Eberzahn um Gunters Hals wurde rot, und das Blut tropfte wie von den Hauern eines wilden Ebers, als Krimhild rief: »Der Segen der Götter und Göttinnen sei über euch!« Dann nahm sie die gefüllte Schale und goß das Blut in hohem Bogen auf den geweihten Stein, wo es augenblicklich versickerte, und nur als Flecken neben den vielen dunklen der vergangenen Opfer zurückblieb. »Küßt eure Bräute! Dann ist die Hochzeit geschlossen und besiegelt!« rief sie. Sigfrid beugte sich zu Gudrun hinunter. Er schloß die Augen, als er ihre weichen Lippen auf seinen spürte. Der würzige Kräutergeruch ihrer Haare, die Süße des Weins in ihrem Atem und ihre Arme, die sich ihm um den Hals legten, als sie sich an ihn drückte, überkamen ihn wie ein heißer Strom der Liebe und der Leidenschaft, die auch in Gudrun glühte. Er drückte sie fester an sich, ohne ihr weh zu tun, und sie erwiderte den Druck. Ihre Brüste lagen fest auf seinen Rippen, und ihre Hüften preßten sich an ihn.
    Er hatte alles um sich herum vergessen, bis er Gunters Hand auf seiner Schulter spürte. »He, Sigfrid, du hast sie bald für dich allein. Aber hier ist es Sitte, daß die Braut alle Männer küßt und der Bräutigam die Frauen, denn das bringt Glück. Also los, tritt zur Seite und tue deine Pflicht!«
    Sigfrid richtete sich zögernd auf, ließ aber Gudrun nicht los. Sie hatte die Augen geschlossen und atmete schnell. Die halb geöffneten Lippen waren rosarot und ein wenig geschwollen von der Leidenschaft seines Kusses. Als sie die Augen aufschlug, schob er sie zu ihrem Bruder. Gudrun lächelte Sigfrid verliebt an. Er küßte sie noch einmal, säuberte Gram vom Blut und schob das Schwert in die Scheide. Dann ging er zu Brünhild.
    Sie hatte die Augen niedergeschlagen und drehte den Kopf zur Seite, als Sigfrid sie sanft in die Arme nahm. Sie schien ihm den rituellen Kuß nur ungern zu geben.
    »Gunter sagt, es ist Sitte hier«, erklärte Sigfrid und wartete geduldig.
    Brünhild hob schließlich den Kopf, Sigfrid beugte sich vor und streifte ihre Lippen mit seinem Mund.
    Ein Blitz zerriß den Himmel, und Sigfrids Kopf schien vom Donner wie gespalten. Der Blitz hat mich getroffen, dachte er. Als er wieder sehen konnte, waren Sigidrifas leuchtend blaue Augen auf ihn gerichtet. Der Regen wusch das rote Blut von dem marmorweißen Gesicht.
    Auf Erden bin ich als Brünhild wiedergeboren... Deshalb mußt du mich verlassen und Brünhild suchen, die Tochter Theoderids. Sie wird mit deinem Ring in der Hand auf dich warten. Ein Feuer wie hier wird um ihre Halle brennen...
    Zu spät erinnerte sich Sigfrid an den Trank, den Gudrun ihm gereicht hatte, und schlagartig wußte er, daß mit seinem Schwur im Nebel vor Brünhilds Burg der Untergang der Wälsungen besiegelt war. In schrecklicher Klarheit und in namenloser Verwirrung sah er den Zauber der Täuschung, der Krimhilds Werk war, und begriff voll Entsetzen, was er Sigidrifa ... Brünhild und sich angetan hatte. Das Gewitter entlud sich mit ganzer Gewalt, und so fielen sein Erstarren und sein Zögern nicht auf. Totila nahm ihm Brünhild aus den Armen, und er mußte Krimhilds kalte schmale Lippen küssen und dann alle anderen Frauen. Er tat es innerlich wie gelähmt, äußerlich jedoch unbeschwert lachend wie alle, für die das Gewitter nach der drückenden Schwüle und Hitze der vergangenen Tage wie eine Erlösung war. Immer heftiger entluden die dicken schwarzen Wolken ihre Wassermassen. Sigfrid glaubte zu ersticken. Er löste sich von der letzten Frau und hoffte, niemand würde etwas von seinem Zustand bemerken. »Was nun?« fragte er heiser.
    »Wir laufen um die Wette zur Halle zurück!« antwortete Gunter. »Wenn die Frauen langsamer als wir sind, müssen sie Wein, Met und Bier ausschenken. Aber wenn wir den Wettlauf verlieren, sind wir

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