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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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die Regel der Königin sei seit drei Monaten ausgeblieben, und bevor Königin Krimhild in den Süden aufgebrochen ist, um dort die Winternächte zu verbringen, hat sie erklärt, Brünhild bekomme einen Sohn.«
    »Und ist Brünhild mit Gunter glücklich?« »Inzwischen offenbar. Es war nicht leicht für sie, bei einem fremden Volk zu leben, und sie
    schien zu glauben...« Der Skop schwieg plötzlich, und seine glattrasierten Wangen wurden rot, als habe er unwissentlich ein Familiengeheimnis ausgeplaudert. »Hagens Frau hat ihm noch einen Sohn geschenkt. Er heißt Adalof.«
    »Drei in vier Jahren«, sagte Sigfrid beeindruckt, »wer hätte das von ihm gedacht?«
    »Der christliche Glaube lehrt, daß eine Frau ihrem Mann gehorsam sein soll«, erwiderte der Skop und lachte, »aber du stehst auch nicht zurück. Ich weiß noch, daß wir vor noch nicht drei Monden gallischen Wein zum Namensfest deines zweiten Kinds geschickt haben. Ich hoffe, deine Tochter Schwanhild ist kräftig und gesund?«
    »Ja, das ist sie.«
    »Sie ist nicht mehr so rot und faltig«, berichtete Sigmund, »sie sah zuerst sehr häßlich aus...« »Du auch, mein Sohn«, erwiderte Sigfrid und kitzelte ihn an den Rippen, bis er quiekte.
    Wenn Grani eine Stunde galoppiert war, dann brauchte ein kleines burgundisches Pferd wesentlich länger für dieselbe Strecke. Der Mittag war schon vorbei, als Sigfrid und Gunters Bote ihre Pferde in die Ställe brachten. Sigfrid übergab den kleinen Sigmund einem Mädchen, dann gingen die beiden zur Halle hinauf. Gudrun erwartete sie bereits am Tor mit Schwanhild in den Armen. »Folker!« rief sie, als der Skop näherkam. »Wie schön, dich wiederzusehen. Geht es meinen Brüdern gut?« »Allen geht es gut, Frowe.«
    Gudrun ließ ihren Mann und den Gast eintreten. »Setzt euch, und ich werde sofort einen Willkommenstrunk bringen. Ich hätte nicht gedacht, daß wir in diesem Jahr noch einen Gast aus Worms haben würden.«
    Minne saß hoch aufgerichtet auf Sigfrids Platz am Ende der Halle. Sie war zum dritten Mal trächtig. Nachdem sie zweimal rollig gewesen war, bestand Gudrun darauf, ihr einen Kater zu holen, und jetzt gab es überall in der Siedlung kleine Katzen. Als Folker und Sigfrid näherkamen, sträubte Minne das Fell und fauchte den Burgunder wütend an. Dann sprang sie miauend auf den neuen Steinboden und stolzierte zur Feuerstelle. »Was hat sie denn?«
    Sigfrid hob die Schultern. »Ich weiß nicht. Das hat sie noch nie gemacht. Vielleicht liegt es daran, daß du ein Fremder bist.«
    Gudrun kam mit dem römischen Glaskrug und den Pokalen, die sie nur zu besonderen Anlässen benutzte, aus der Küche. »Sei willkommen in unserer Halle, Folker, Gunters Skop«, sagte sie und füllte den Pokal mit Met. Er hob ihn und erwiderte: »Meinen Dank für deinen Wilkommensgruß, edle Frowe.« Der Skop trank durstig, dann stand er auf und sagte: »Ich will euch jetzt die Botschaft überbringen. König Gunter möchte seine Verwandten wiedersehen und lädt euch ein, um mit ihm in diesem Jahr die reiche Ernte mit dem Fest der Winternächte zu feiern. Er sagt, ihr seid schon sehr viel länger, als ihm das lieb ist, nicht mehr in Worms gewesen, und er möchte auch die jüngsten Mitglieder der Sippe kennenlernen.«
    Gudruns Augen leuchteten wie Feuer in einem kalten Herd, und Sigfrid wußte, er konnte ihr einen Besuch in Worms nicht mehr abschlagen. Drei Winter waren vergangen. Er liebte Gudrun und seine Kinder. Er glaubte, es sei nichts mehr zu fürchten... aber wie vor einem Unwetter die Stiche in einem schon lange verheilten Knochenbruch, wußte auch Sigfrid, er wollte Brünhild wenigstens noch einmal wiedersehen. »Wir kommen gern zu König Gunters Fest«, erwiderte Sigfrid.

    *

    Zwei Tagen brauchten Sigfrid und Gudrun, um sich auf die Reise vorzubereiten und alle Geschenke einzupacken, die sie ihren Verwandten mitbringen wollten. Sie beschlossen, Schwanhild in der Fürsorge ihrer Amme zu lassen, denn sie war noch zu klein für eine lange Fahrt so spät im Jahr, aber Sigmund sollte sie begleiten. Sie fuhren mit Wagen, aber nicht nur, um Gudrun die Anstrengungen einer Schiffsreise zu ersparen. Sie wollten auch Gudruns Morgengabe, das Rheingold, das noch immer in Worms lag, auf dem Rückweg mitnehmen, denn Sigfrid und Gudrun wußten jetzt, daß sie in der Halle am Rand des Schwarzwalds bleiben wollten. Sigfrid überließ seine Krieger und seine Halle bis zu seiner Rückkehr in der Obhut von Hildkar.

    *

    Für die Zeit der Ernte

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