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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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sie die langen blonden Haare wie goldener Tang umflossen. Dann tauchte sie plötzlich unter und lachend wieder auf. Die Haare lagen naß an ihrem Kopf. Gudrun konnte es nicht fassen, sie hatte Brünhild noch nie lachen sehen. Einen Augenblick lang glaubte sie verwirrt, den jungen Sigfrid vor sich zu haben.
    «... findest du nicht auch?« fragte Brünhild. Gudrun nickte, ohne etwas verstanden zu haben. Sie tauchte ins Wasser, öffnete die Augen und rieb sich mit den Fingern die Kopfhaut. Brünhilds Körper sah sie nur als einen verschwommenen Schatten in dem grünlichblauen Fluß. Sie schien eine der Nixen zu sein, die Männer in den nassen Tod locken. Als Gudrun wieder auftauchte, das Wasser aus den Ohren schüttelte und das Gesicht der warmen Sonne entgegenhielt, stand Brünhild mit einem Lappen neben ihr.
    »Ich wasche dir deinen Rücken und du mir meinen«, schlug sie vor.
    »Gern.«
    Gudrun ging etwas näher ans Ufer und drehte Brünhild den Rücken zu.
    »Was sind das für Flecken an der Seite?« fragte Brünhild. »Ich weiß nicht...«
    Gudrun drehte den Kopf und sah an beiden Seiten blaurote Streifen auf der Haut. Als sie die Druckstellen auf den Rippen betastete, fiel es ihr wieder ein. »Ach ja, da hält mich Sigmund, wenn ich ihn auf den Arm nehme. Er weiß nicht, wie stark er ist, und drückt mich fester, als ich es vertragen kann.«
    »Er sieht seinem Vater sehr ähnlich und er ist ein hübsches Kind.«
    »Ja«, stimmte Gudrun glücklich zu, »ich habe ihn sehr gern.«
    »Vielleicht gelingt es ihm, Hagens kleines Ungeheuer heute zu bändigen.«
    Gudrun lachte. »Sigmund? Er ist selbst kaum zu bändigen. Habt ihr Ärger mit Hagens Sohn?«
    »Ach du meine Güte, er steckt in alles seine Nase... ich möchte wetten, er kann in Worms jedes Schloß öffnen und stiehlt sich so still in die Häuser, daß man glauben könnte, er sei unsichtbar. Dann läuft er nachts einfach davon, und Hagen läßt niemanden schlafen, bis wir ihn gefunden haben.«
    »Es ist nur gerecht, daß er einen solchen Sohn hat«, erwiderte Gudrun und nahm von Brünhild den Lappen und spülte ihn aus. Brünhild teilte die langen Haare und legte sie wie zwei goldene Taue über die Schultern. Sie beugte sich vor und stützte die Ellbogen auf einen Felsen, der aus dem Wasser ragte, damit Gudrun ihr den Rücken abreiben konnte.
    »Hagen war als Kind genauso«, erzählte Gudrun, »ich weiß noch, daß er kaum eine Nacht geschlafen hat und kein Mensch ihn im Zimmer halten konnte.«
    Brünhild lachte leise. »Ich kann mir Hagen nicht als Kind vorstellen. Ich kann kaum glauben, daß er nur ein halbes Jahr jünger ist als ich. War er jemals anders als jetzt?«
    Gudrun dachte nach und sagte: »Er war kleiner.«
    Sie lachten beide, und Gudrun stellte fest, daß auch Brünhild sich verstohlen umsah, als kenne sie bereits Hagens Gewohnheit, geräuschlos aufzutauchen, wenn man über ihn sprach.
    »Wie ist eigentlich Sigfrids Halle?« fragte Brünhild nach einer Weile. »Ach, die Halle haben natürlich nicht die Römer gebaut. Dazu liegt sie zu weit im Osten. Wir haben jetzt gerade einen Steinboden gelegt, und wir wollen mit Handwerkern sprechen, während wir hier sind, damit sie uns richtige Fenster einbauen.« »Ich hätte gedacht, Sigfrid könnte sich etwas Besseres leisten.«
    »Es war die Halle von Chilpirich, Alprechts Vater. Sie ist in Ordnung, und wir sind dort glücklich. Gold gibt es genug, solange die Hunnen im Osten von uns kämpfen - kein Volk ist gieriger nach Goldringen als sie, und Sigfrid und seine Krieger bringen viel Beute, wenn sie die Hunnen wieder einmal zurückgeschlagen haben. Dann gehört uns natürlich auch noch Fafnirs Hort.«
    »Warum geht ihr nicht über den Rhein und lebt bei Herwodis und Alprecht?«
    »Sigfrid möchte nicht. Er sagt, in Alprechts Halle gibt es für ihn zu viele Erinnerungen, um dort noch glücklich sein zu können. Außerdem soll die Halle einmal Alprechts Sohn gehören.« »Was sind das für Erinnerungen?«
    »Darüber spricht er nicht. Aber ich bin sicher, es hat etwas mit Regin, dem Schmied, zu tun, denn ansonsten redet Sigfrid mit mir über alles.«
    »Ach.«
    Brünhild richtete sich auf und ließ sich von Gudrun den Waschlappen geben. Dann ging sie weiter ins tiefere Wasser und rieb sich die Arme und die Beine. Gudrun folgte ihr. Als Brünhild sie sah, ging sie immer weiter ins tiefe Wasser, bis nur noch die Schultern und der Kopf herausragten. Gudrun stellte sich auf die Zehenspitzen und hielt sich mit

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