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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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den Wagen, um zur Halle zu fahren. Während Gunter und Hagen Sigfrid beim Entladen halfen, wollte Gudrun, erschöpft nach der langen Fahrt, baden.
    »Warum gehst du nicht mit Brünhild hinunter zum Rhein?« schlug Gunter vor. »Das Wasser ist noch warm genug zum Schwimmen. Du hast früher immer viel lieber im Freien gebadet als dich im Haus zu waschen. Außerdem möchtet ihr zwei bestimmt miteinander reden und euch besser kennenlernen.«
    Verwirrt blickte Gudrun ihren Mann an. »Meinst du ... ?«
    »Warum denn nicht, wenn deine Brüder glauben, es sei ungefährlich.«
    »Etwas weiter flußabwärts ist eine kleine, abgeschiedene Bucht«, erklärte Hagen, »dort ist das Schwimmen ungefährlich. Gudrun war dort früher oft mit ihren Freundinnen.«

    *

    Gudrun war etwas verlegen, als sie allein mit Brünhild durch das hintere Tor zum Fluß hinuntergingen. Aber es war schön, wieder am Rhein zu sein. Sie hatte vergessen, wie die Geräusche des fließenden Wassers zu ihrem Leben gehört hatten, und der Fluß wie ein Band ihr Leben zusammenhielt.
    »Du bekommst also bald ein Kind?« fragte sie Brünhild und dachte unwillkürlich: Wie gut, daß wir erst jetzt gekommen sind, und daß es nicht Sigfrids Kind sein kann.
    Brünhild legte lächelnd die Hände auf den Leib. Sie hatte schöne Hände mit langen, schlanken Fingern. Gudrun blickte unwillkürlich auf ihre kurzen, kräftigen Finger und die derben, rauhen Hände, denen man deutlich die tägliche Arbeit in der Halle ihres Mannes ansah.
    »Es muß kurz nach dem nächsten Ostarafest kommen«, sagte sie. Gudrun nickte. »Bestimmt bist du sehr glücklich darüber.«
    »Ich bin nicht unglücklich. Hin und wieder ist mir übel, aber die Frauen sagen, das sei normal.«
    »Krimhild kann dir etwas gegen die Übelkeit geben. Als ich mit Schwanhild schwanger war, mußte ich mich jeden Morgen übergeben, bis mir meine Mutter einen Kräutertee schickte, und danach hatte ich keine Beschwerden mehr.«
    »Ach, so schlimm ist es bei mir nicht. Ich brauche keine Hilfe.« Sie gingen an dem geweihten roten Sandstein vorüber und liefen bis zu einer Flußbiegung, wo das Ufer weit ausgebuchtet war und Bäume direkt am Wasser standen. Gudrun und Brünhild zogen ihre Gewänder aus und legten sie über die niedrigen Äste einer Weide. Es machte Gudrun seltsam verlegen, sich in Gegenwart der anderen Frau zu entkleiden. Sie empfand das weiße Untergewand wie ein schützendes Kettenhemd. Und zum ersten Mal glaubte sie Hagen zu verstehen, der nie ohne Kettenhemd unter Menschen ging.
    Brünhild zog langsam die goldenen Nadeln aus den aufgesteckten Zöpfen und nahm die hineingeflochtenen Golddrähte aus den Haaren. Dann fuhr sie mit den Fingern durch die blonden langen Haare, bis sie ihr schimmernd und weich über die Schultern auf den Rücken fielen. Sie sah Gudrun dabei nicht an, sondern blickte unverwandt auf den Rhein. Nach kurzem Zögern nahm sie auch Gunters Ring vom Finger und legte ihn zu dem anderen Schmuck auf einen Stein.
    Auch Gudrun ließ ihre Haare frei über die Schultern und den Rücken fallen. Sie glaubte noch immer, Sigfrids Finger zu spüren, der ihr jeden Abend die Haare kämmte. Sie legte ihre Nadeln neben Brünhilds Schmuck, aber den Drachenring zog sie nicht vom Finger. Sie hatte ihn seit der Hochzeit nie abgestreift.
    Mit dem Rücken zu Gudrun zog Brünhild das Untergewand über den Kopf. Sie legte es über einen anderen Zweig der Weide und schüttelte die Haare. Ihre schlanken Schultern und der biegsame Rücken bewegten sich geschmeidig. Gudrun bewunderte ihre makellos weiße Haut und gegen ihren Willen sah sie Sigfrid mit Brünhild zusammen. Brünhilds blaßblonde Haare flossen ihr über die Schultern, während seine Arme ihren starken, schlanken Leib umschlangen. Sie ist so viel größer als ich, dachte Gudrun, er kann sie küssen, ohne sich bücken zu müssen...
    Aber Sigfrid hatte sie zur Frau genommen... sie und nicht Brünhild.
    Gudrun streifte das weiße Untergewand über den Kopf und lief ins Wasser. Die plötzliche Kälte um die noch von der Milch gefüllten Brüste nahm ihr den Atem. Es war ihr nur allzu bewußt, wie plump und klein sie neben Brünhild aussah. Wenn sie erst Kinder hat, wird man ihr das auch ansehen, dachte Gudrun und ging ins tiefere Wasser, um sich den Staub von der langen Fahrt abzuwaschen. Brünhild ging langsam und würdevoll in den Fluß. Ihr schien die Kälte nichts auszumachen. Sie setzte sich, so daß nur noch der Kopf aus dem Wasser ragte und

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