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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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ist.«
    Gunter ging um die Halle zu der Tür im Garten, die ins Zimmer seiner Frau führte. Er klopfte dreimal, aber Brünhild gab keine Antwort. Zögernd öffnete er die Tür und trat ein. Brünhild lag auf dem Bett und hatte die Hände auf der Brust gefaltet. Die Augen waren geschlossen. Sie lag so still, daß Gunter im ersten Augenblick dachte, sie sei tot. Aber dann sah er, wie sich ihre Brüste langsam hoben und senkten. Er blickte auf die blassen Wangen, die weißen, kalten Lippen und dachte daran, wie die Leidenschaft ihr die Wangen gerötet hatte wie roter Wein. Jetzt freute sie sich auf seine Küsse und Umarmungen und legte den Kopf an seine Schulter, wenn sie abends zusammensaßen. Er dachte an das Kind in ihrem Leib und an ihre Freude darüber.
    »Brünhild«, sagte er leise, »Brünhild, was ist denn los? Wer hat dir etwas getan?«
    Sie gab keine Antwort, sondern blieb reglos liegen. »Brünhild, rede mit mir. Geliebte...« Gunter versagte die Stimme. Er kniete neben ihrem Bett und streichelte die langen blonden Haare.
    Brünhild drehte sich zur Wand. Mit zitternden Händen umfaßte Gunter ihre Schultern und hob sie hoch. Sie wand sich unter seinem Griff und versuchte, sich zu befreien. Die Augen hatte sie noch immer geschlossen.
    »Sieh mich an«, bat er sie, und sein Griff wurde unwillkürlich fester. »Brünhild, sage mir, was los ist, und ich werde tun, was ich kann.«
    Endlich öffnete sie die Augen. Er konnte den stechenden Blick nicht ertragen und blickte auf ihren Leib, wo sein Kind heranwuchs. »Was hast du mit dem Ring gemacht, den du mir abgenommen hast?« fragte Brünhild. Gunter hob die Hand und zeigte ihr den goldenen Ring ihrer Hochzeit, den er nie vom Finger genommen hatte. »Das ist nicht der Ring, und das solltest du wissen. Ich meine den Drachenring, der in Fafnirs Hort war. Ich habe dir in meiner Burg gesagt, daß der Held, der mir bestimmt war, ihn mir in meinem Traum gegeben hat. Du hast damals Andvaris Ring über deinen Finger gestreift. Jetzt möchte ich ihn sehen oder wissen, was du damit getan hast.«
    Gunter starrte sie fassungslos an und dachte: Hat Sigfrid mich doch getäuscht? Sigfrid hat mich getäuscht... was hat er sonst noch getan, von dem ich nichts weiß? Hat er...
    »Grani ist durch die Flammen geritten«, fuhr sie ohne Erbarmen fort, »Sigfrid soll dir den Hengst noch einmal geben, damit du mir zeigen kannst, daß sich Grani von dir reiten läßt.«
    Gunter nahm seine Hände von den Schultern seiner Frau. Er fürchtete, in seinem wachsenden Zorn werde er ihr etwas antun. Sein Gesicht glühte vor Scham, aber trotz seiner Wut war er hilflos. Er wußte sehr wohl, Brünhild wollte ihn entehrt sehen. »Sigfrid war meine erste und meine einzige Liebe, mein Bruder und mein Geliebter. Wir waren lange voneinander getrennt, aber Wotan führte uns wieder zusammen, und ich war nie glücklicher. Sigfrid hat Fafnir getötet, und er ritt durch die Flammen, während du beim Anblick des Feuerrings vor Angst totenbleich geworden bist. Ich habe Wotan geschworen und habe den Schwur, daß ich nur den größten Helden lieben und heiraten werde, meinem Vater Theoderid wiederholt. Und dieser Held ist Sigfrid. Aber jetzt habe ich meinen Eid gebrochen, denn durch deinen und seinen Verrat ist nicht er mein Mann. Deshalb werde ich nicht ruhen, bis ihr alle tot seid. Am schlimmsten sind Gudrun und Krimhild, denn sie sind heimtückische Hexen, und ich werde mich auch an ihnen rächen. Ich kenne keine Frauen, die hinterhältiger und feiger sind als sie.«
    Gunter blickte erschrocken auf die offene Tür. Wer mochte diese Worte außer ihm noch gehört haben? Er holte tief Luft und erwiderte ruhig: »Du hast gelogen, und du bist schlecht, wenn du so über Frauen sprichst, die besser sind als du. Weder Gudrun noch Krimhild sind mit ihrem Los unzufrieden, obwohl sie dem Rang nach unter dir stehen. Sie werden von allen hoch geachtet. In den vergangenen Jahren, als du nicht schwanger geworden bist, haben mich meine Ratgeber gedrängt, dich zu verstoßen und eine Frau zu nehmen, die keine Walküre ist, dafür aber friedfertig und eine gute Mutter meiner Kinder. Brünhild, ich habe dich als Königin behalten, weil ich dich liebe.
    Aber ich werde nicht dulden, daß du hinter meinem Rücken solche Dinge äußerst oder meine Verwandten bedrohst. Kein Königreich ist so mächtig, um solche Verleumdungen zu überleben.«
    »Ich habe keine Verschwörungen angestiftet oder Verbrechen begangen«, antwortete sie,

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