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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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hinzugeben, die sie ihm vorenthalten hatte.
    Gudrun setzte sich auf das Bett. Gunter ging so weit weg wie möglich und setzte sich auf einen der beiden Stühle am Fenster. »Also«, sagte er, »was gibt es?«
    »Die Mägde und Knechte reden untereinander über das, was Brünhild widerfahren ist, weshalb sie wie eine Tote im Bett liegt und sich weigert, zu trinken und zu essen. Gunter, du mußt noch einmal zu ihr gehen und mit ihr sprechen. Sag Brünhild, ihr Kummer ist für uns alle nicht gut.«
    »Ich sollte ihr nie wieder unter die Augen treten«, antwortete Gunter, »aber ich werde mit ihr sprechen.«
    Brünhild antwortete nicht auf Gunters Klopfen. Als er die Tür öffnen wollte, stellte er fest, daß sie sich eingeschlossen hatte. »Brünhild«, rief er, »laß mich eintreten!«
    Sie schwieg. Gunter lief in den Garten und klopfte an der anderen Tür. Aber auch sie war verschlossen.
    Nach einer Weile gab er auf und machte sich auf die Suche nach Hagen. Sein Bruder war nirgends zu sehen. Gunter lief hinunter zum Rhein, wo sein Haus stand. Die blonde Magd erklärte, der Fro schlafe.
    »Dann weck ihn!« schrie Gunter sie an. Aber er bedauerte das sofort, als er sah, wie die Frau zusammenzuckte. »Tut mir leid, ich wollte dich nicht erschrecken. Geh und weck ihn. Es ist wichtig.«
    »Mein König«, erwiderte sie und schluckte heftig, »es ist nur. .. seit zwei Tagen kann er zum ersten Mal wieder schlafen. Und ich möchte ihn nicht...«
    »Geh und weck ihn ... bitte.« Die Frau eilte davon. Es dauerte nicht lange, und Hagen kam zur Tür.
    Die Haare waren ungekämmt, und die Augenklappe saß schief. Aber er hatte das Kettenhemd angezogen und den Schwertgurt um gelegt.
    »Was willst du?«
    »Ich möchte, daß du zu Brünhild gehst und mit ihr redest. Sie öffnet mir nicht, obwohl ich geklopft und gerufen habe.«
    »Wieso glaubst du, daß sie mit mir redet?«
    »Hagen, mir ist bewußt, daß du sehr viel mehr von der ganzen Sache weißt, als du mir bisher erzählt hast. Entweder sagst du mir jetzt alles oder du redest mit ihr, denn du weißt besser als ich, was geschehen ist.«
    »Du sollst wissen, daß ich ungern zu ihr gehe. Aber da du es von mir verlangst, bleibt mir keine andere Wahl. Aber folge mir nicht, bleib außer Hörweite und laß mir Zeit, bis ich die Sache mit ihr geklärt habe.«
    »Gut.«
    Gunter wartete in seiner Halle. Er lief unruhig auf und ab und blickte immer wieder auf die zwei großen Säulen neben der Feuerstelle. Er hatte die Marmorfassung erneuern lassen, die Sigfrid zerbrochen hatte. Die Spuren seiner Klinge auf der rechten Säule waren bereits schwarz vor Ruß und kaum mehr zu sehen.
    »Sie hat mir nicht geantwortet«, hörte er hinter sich Hagens Stimme, »aber ich habe ihr gesagt, was ich sagen konnte. Vielleicht wird sie in ein paar Tagen bereit sein zu sprechen.«
    »Dann ist sie verhungert.«
    »Es dauert eine Weile, bis man verhungert ist. Wenn sie den Wein trinkt, den sie in ihrem Zimmer hat, muß man nicht um ihre Gesundheit fürchten. Hier kann ich nichts mehr für dich tun. Ich gehe in mein Haus zurück.«
    »Es tut mir leid, deinen Schlaf gestört zu haben.«
    »Ich habe getan, was ich konnte. Ich wollte, ich hätte mehr tun können.«
    Sigfrid kam von den Ställen zur Halle und hörte Hagen und Gunter miteinander sprechen, aber ihre Worte verstand er nicht. Hagen stieß die Tür auf, und als er ihn sah. »Ich muß mit dir reden.«
    Sie gingen zusammen in Richtung Garten. Hagen führte Sigfrid zur hinteren Tür in der Stadtmauer. Vor ihnen lag der Wald. »Was ist?« »Ich möchte, daß du mit Brünhild redest. Sie spricht mit keinem von uns. Und du bist daran schuld, daß sie krank ist.«
    Zum ersten Mal verfluchte Sigfrid das dunkle Blut oder den Zauber, der Hagens Stimme so tief und unbewegt und seine Augen so starr gemacht hatte, denn er konnte die Gedanken, die Hagen bewegten, nicht ahnen. Er wußte nicht, ob Hagen ihm einen Vorwurf machte oder ihn um einen Gefallen bat. Vielleicht berichtete er auch nur, was geschehen war. »Warum?«
    »Wenn du das wissen willst, dann mußt du sie fragen.« Sigfrid überlegte eine Weile, dann sagte er: »Wenn ich zu ihr gehe, dann mußt du mir dein Kettenhemd leihen.«
    »Es wird dir nicht passen. Die Ringe geben nur bis zu einem gewissen Punkt nach.«
    »Vielleicht ist es mir etwas zu kurz, aber ich glaube, ich kann es überziehen.«
    »Weshalb brauchst du ein Kettenhemd? Selbst wenn sie dich mit einem Dolch oder Schwert angreift, kann sie den

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