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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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geworden war. »Wie schnell müssen wir dort sein? Vermutlich können wir erst morgen aufbrechen.«
    Folker zog den schwarzen Umhang enger. Gudrun sah, daß ihn ein Schauer überlief, obwohl er das vor ihr verbergen wollte. »Krimhild sagt, du hast genug Zeit, um vor ihrem Ende in Worms zu sein. Und jemand wie sie kennt seine Todesstunde...«, die Stimme versagte ihm, er seufzte und blickte starr geradeaus.

    *

    Attila saß mit Dietrich und Hildebrand in der Halle. Der Schamane hockte in ihrer Nähe vor dem Feuer, hielt einen hellen Stab in der Hand und ritzte mit dem gebogenen Bronzemesser seltsame Zeichen in das Holz. Dabei murmelte er unverständliche Worte. Als Gudrun mit Folker die Halle betrat, unterbrachen die drei Krieger ihr Gespräch. Nur der Alte hob weder den Kopf, noch ließ er sich in seinem Singsang stören.
    Attila runzelte die Stirn und wollte etwas sagen, aber Folker kam ihm zuvor.
    »Attila, ich überbringe dir Grüße von Gunter, dem König der Burgunder. Er läßt dir durch mich folgendes sagen: Mit großer Trauer teilen wir dir mit, daß Krimhild das Ende ihres Lebens erreicht. Deshalb möchten wir, daß Gudrun nach Worms zurückkehrt und bei dem Begräbnis anwesend ist, wie es ihre Pflicht als Tochter ist, damit Krimhilds Geist nicht zürnt. Wir danken dir für dein Verständnis, und auch Krimhild wird wohlwollend an dich denken.« Attila legte die linke Hand auf den Adlerkopf seiner Schwertscheide.
    Seine schwarzen Augen richteten sich unruhig auf den Schamanen. Dann fragte er ihn: »Zwei große Flüsse fließen zwischen unserem Land und Worms. Müssen wir die Toten der Burgunder fürchten?«
    Der Schamane schlug drei Kreise um das helle Holz in seiner Hand, legte es bedächtig nieder und blickte Attila an. »Krimhild...«, murmelte er, und schloß kurz die Augen. Als er sie wieder öffnete, klang seine Stimme hohl. »Hagens Mutter ist eine mächtige Frau. Noch ist das Schicksal ihrer Seele nicht entschieden. Aber ihren Zorn mußt du bestimmt fürchten, wenn du Gudrun nicht ziehen läßt. Das verlangen die Göttinnen und Geister, die Nornen, und alle, die das Gesetz hüten, wenn eine wie sie den Ring von Mittelerde verlassen will. Hüte dich vor ihr, aber nimm, was dir aus dem Erbe zustehen mag...«
    »Begleitest du uns?« fragte Attila leise.
    »Nein.« Der Schamane griff nach dem hellen Holz, drehte dem Hunnenkönig den Rücken zu und starrte ins Feuer. » .. .nimm, was dir aus dem Erbe zustehen mag...«, wiederholte Attila. Gudruns Blick fiel auf seine Hand. Sie glaubte, die Krallen eines Adlers zu sehen, der nichts, was er jemals gepackt hat, wieder losläßt. Sie schauderte. Attila blickte in die Flammen, als läge dort Gold. Plötzlich lachte er, nahm Gudrun an den Händen und drückte sie kurz an sich. »Bereite alles für die Reise vor, kleine Frowe. Aber diesmal darfst du nicht reiten, denn du bist schwanger. Ich werde Wagen mitnehmen und alle deine Knechte und Mägde mitkommen lassen.«
    »Als ich Sigfrids Kinder bekam, bin ich bis zum fünften Mond meiner Schwangerschaft geritten, und es hat mir nicht geschadet. Sind deine Kinder weniger stark, als die Wälsungen es waren?« Attila lächelte noch, aber seine Stimme klang scharf, als er sagte: »Meine Kinder sind stark! Reite, wenn du willst.« Er schlug ihr mit der flachen Hand auf das Gesäß und lachte laut. Der Schlag schmerzte, als habe er sie mit der Peitsche geschlagen. In der Hochzeitsnacht hatte sie ihm geschworen, wenn er je versuchen sollte, sie zu schlagen, dann würde sie ihm die Kehle durchschneiden. Sie griff nach ihrem Dolch und sah ihn böse an. Attila beachtete sie nicht. Sehr zufrieden sagte er zu Dietrich und Hildebrand: »Wir brauchen Wagen für Gudruns Gefolge!«
    *
    Die Dämmerung brach an, als Gudrun mit Attila und dem Troß das Stadttor von Worms erreichte. Gudrun ritt zwischen ihrem Mann und Dietrich. Der Hunnenkönig wollte die Goten als Wächter der Halle zurücklassen, aber Dietrich hatte darauf bestanden, daß Hunnen und Goten zum Gefolge gehörten.
    Gudrun sah Hagen erst, als sie durch das Tor ritten. Da trat ihr Bruder aus dem Schatten
    der Mauer. Gudruns Stute scheute und stieg, als er nach dem Zügel greifen wollte.
    »Komm schnell«, rief er, »unsere Mutter stirbt. Sie wird die Nacht nicht überleben und will dich sofort sehen. Mach dir keine Sorgen um deinen Mann und sein Gefolge. Gunter erwartet sie vor der Halle und wird sie mit Gladis begrüßen. Sie sich haben beide bereits von ihr

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