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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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an einem Fieber.«
    »Willst du ihm deine Tochter anbieten?« fragte Hagen. »Ja. Mir scheint, sie kann keinen besseren Mann finden, und es wäre eine große Ehre für mich, sie einem Verwandten des burgundischen Königs zu geben. Gotlind und ich haben vor eurer Ankunft bereits darüber gesprochen, denn wir wußten, daß Attila und Gudrun euch zum Julfest eingeladen haben. Wir waren deshalb auf euren Besuch nicht ganz unvorbereitet.«
    Zum ersten Mal zweifelte Hagen an den Prophezeiungen. Zumindest Rodger schien nicht zu ahnen, daß Attila sie in eine Falle locken wollte. Es bestand natürlich die Möglichkeit, daß der Drichten sie mit diesem Angebot in eine trügerische Sicherheit wiegen sollte. Giselher konnte eine bessere Frau finden. Vielleicht wußte Rodger das und rechnete fest damit, daß die Burgunder nicht auf seinen Vorschlag eingehen würden. »Mir scheint, das ist ein guter Vorschlag«, sagte Hagen laut und deutlich und ließ Rodger dabei nicht aus den Augen. »Gunter, es wäre schön, wenn Giselher Rodgers Tochter heiratet.« Der Drichten lächelte bei diesen Worten und atmete erleichtert auf. Hagen dachte, wenn uns bei Attila nicht der Tod erwartet, dann hat Rodger für seine Tochter einen edleren Mann bekommen, als er sich hätte träumen lassen. Gunter blickte nachdenklich zu der tiefen Decke der Halle. Schließlich sagte er: »Giselher, würde dir das gefallen?«
    »Sehr«, erwiderte Giselher ohne Zögern, »wenn der Mönch noch bei uns wäre, könnten wir auf der Stelle heiraten. Sollen wir darauf trinken?« Gunter blickte zu Garlind, die durch die Reihen der Männer ging, die Becher füllte und nicht zu ahnen schien, worüber gesprochen wurde. »Wird deine Tochter zustimmen, Rodger?« Der Drichten rief: »Garlind! Komm her...«
    Die Augen auf Giselher gerichtet, eilte sie so schnell herbei, daß Hagen nicht mehr daran zweifelte, daß ihr Vater bereits mit ihr gesprochen hatte.
    »Möchtest du diesen Mann heiraten?« fragte Rodger seine Tochter. Garlind schlug die Augen nieder, dann sah sie Giselher offen an.
    Errötend hustete sie, als habe sie sich verschluckt, und nickte. Rodger legte ihr die Hand auf die Schulter und sagte zu Gunter: »Bitte... ?«
    »Ich sehe keinen Grund, weshalb sie nicht heiraten sollen«, sagte der Burgunderkönig. Giselher strahlte, sprang auf und wollte Garlind umarmen. Aber Gunter zog ihn energisch auf den Sitz zurück. »Nicht so schnell! Wir müssen zuerst über die Bedingungen der Heirat sprechen. Dann bekommst du sie für den Rest deines Lebens.« Die Männer tranken und sprachen über die Hochzeit, bis sie sich darauf einigten, daß sie Rodger, Gotlind und Garlind auf dem Rückweg nach Worms begleiten würden. Dort sollte die Hochzeit stattfinden. Sie tranken auf die Vereinbarung. Schließlich stand Rodger auf, ging in seine Kammer und kam mit zwei Beuteln zurück. »Ich möchte jedem als Zeichen der Freundschaft und der neuen Familienbande ein Geschenk machen.«
    Als erstes nahm er einen Helm mit zwei in Gold getriebenen Ebern aus dem Beutel, deren Augen rote Granate waren. »Der Helm ist für dich, König Gunter. Ich hoffe, daß er dich jederzeit vor deinen Feinden schützt.«
    Gunter bewunderte den Helm. »Es ist mir eine große Ehre, diese Kostbarkeit von dir zu bekommen.«
    Rodger gab Gernot einen roten Schild, der mit Eisen und Bronze verstärkt und geschmückt war. Giselher erhielt ein mit wertvollen Silbereinlagen verziertes Schwert.
    »Ich wußte nicht, was dir gefallen würde, Hagen«, sagte Rodger schließlich, »deshalb sollst du wählen. Gibt es etwas in meiner Halle, was dir gefällt?«
    Hagen blickte auf den Schild hinter dem Drichten und sagte: »Ich glaube, für mich gibt es keinen besseren Schild als den, der dort an der Wand hängt. Wenn du möchtest, gib ihn mir.«
    Gotlind legte die Hand auf die Augen und schien mit den Tränen zu kämpfen. »Nadug war dein Bruder«, sagte Rodger, »deshalb sollst du entscheiden.«
    »Ich gebe dir gern den Schild, Hagen«, erwiderte sie, »ich weine nur um meinen Bruder, der ihn in der Schlacht trug und fiel. Aber es wird mir ein Trost sein, daß ein so berühmter und tapferer Krieger mit diesem Schild wieder in den Kampf ziehen wird.« Die kleine Frau ging zur Wand, nahm den Schild ab und gab ihn Hagen. »Nimm ihn und nutze ihn gut. Ich wünsche dir...« Ihr versagte einen Moment die Stimme, aber dann sprach sie leise weiter: »Ich wünsche dir mehr Glück mit dem Schild als Nadug es hatte.«
    »Ich werde

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