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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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Felsen. »Es muß noch einmal geschärft und poliert werden. Dann ist es fertig. Ihr drei könnt gehen. Wenn es fertig ist, kannst du es abholen, Wotan.« Dann wandte er sich zu Regin und sagte: »Gute Arbeit. Ich glaube, jetzt kannst du kaum noch etwas von mir lernen.«

8
DIE HOCHZEIT
    »... als Wals ein ruhmreicher Kämpfer geworden war, schickte ihm der Riese Himir seine Tochter Hild. Wals nahm sie zur Frau, und sie gebar ihm Zwillinge. Aber die Geburt war schwer, und sie kehrte als Walküre zu Wotan zurück...« Die alte Frau seufzte und sagte zu dem Jungen und dem Mädchen, die vor ihr in der warmen Sommersonne im Gras saßen: »Das ist die Geschichte eures Geschlechts, meine Heldenkinder. Denk immer daran, Siglind, wenn du mit deinem Mann im Land der Goten bist. Und du, Sigmund, sollst in Erinnerung an deine Ahnen stark werden, wenn du an der Seite deines Vaters kämpfst.« Sigmund hob den Kopf. Seine eisblauen Augen leuchteten. »Ich werde meinen Vorfahren keine Schande machen«, erklärte er stolz. Sein hoher Bariton klang laut wie ein Horn, das zur Schlacht ruft. Aber darunter lag ein Anflug von Rauheit und dämpfte den klaren Ton wie eine Narbe in der Kehle. »Ich werde in diesem Sommer beim Kampf der beste Gefolgsmann meines Vaters sein.«
    »Ich bin zur Hochzeit bereit«, sagte Siglind, »meine Kinder werden echte Wälsungen sein, oder es sind nicht meine Kinder.«
    Hulde, die alte Frau, lächelte zahnlos und schloß die faltigen Lider. Sie war nach Hilds Tod die Amme der beiden gewesen. Wals zweite Frau Alflad hatte sich zwar mit großer Hingabe der Zwillinge angenommen, aber sie hörten nur auf die alte Hulde. Jetzt würden sie von ihr gehen - Siglind mit ihrem Mann und Sigmund in den Krieg. Wenn Hulde die beiden ansah, dann glaubte sie oft, den silberweiß schimmernden Geist ihrer Zöglinge zu sehen. Er strahlte rein und klar durch ihre Haut wie eine weiße Flamme, die brennt, ohne zu flackern. Ja, es sind echte Wälsungen, dachte sie, auf die ihr Vater und ihre Ahnväter stolz sein können. Mögen ihre Namen immer mit Weisheit und Sieg gesegnet sein...
    Siglind und Sigmund erhoben sich anmutig. Sie waren beide hochgewachsen und schön. Sigmunds Muskeln hoben sich deutlich unter der himmelblauen Tunika ab, Siglinds fester Körper rundete sanft ihr weißes Kleid. Beide hatten ebenmäßig geformte Gesichter mit hohen, kräftigen Wangenknochen; um Sigmunds kantiges Kinn zeigte sich der erste Anflug eines goldgelben Flaums. Die Zwillinge hatten klare leuchtende Augen unter hochgewölbten blonden Brauen und eine hohe Stirn. Mit ihren vierzehn Jahren waren sie beinahe gleichgroß, obwohl Sigmund etwas schneller wuchs als seine Zwillingsschwester. Seine Schultern waren breit und muskulös, ihre Hüften und Brüste dagegen weich und rund. Siglinds lange blonde Haare fielen offen über ihren Rücken; Sigmund hatte seine zu zwei festen Kriegerzöpfen geflochten, die unter einem Eisenhelm hochgesteckt werden konnten. Fröhlich umarmten sie beide Hulde, die mit Tränen in den Augen einen Arm um jeden ihrer Lieblinge legte. »Meine kleinen Wölflinge«, murmelte sie und strich über die hellblonden Köpfe, »ich weiß, ihr werdet alles tun, damit ich stolz auf euch sein kann.« Sie umarmten sich noch einmal, dann hoben Siglind und Siglind die Köpfe und blickten zur Flußmündung.
    »Segel!« rief Siglind und deutete in die Ferne, »das muß Siggeir sein!« Sie rannte zum Rand der großen flachen Anhöhe, auf der ihr Dorf sicher vor den Winter- und Frühlingsfluten war. Da Sigmund kein Rock behinderte, holte er seine Schwester schnell ein. In der Ferne sah er die weißen Segel langsam den Fluß heraufkommen. »Es geht wenig Wind, sie müssen sich also schwer in die Riemen legen«, bemerkte er, »dein Bräutigam wird schweißgebadet hier ankommen.«
    Siglind wollte ihm einen Faustschlag gegen das Kinn versetzen, aber er wich geschickt aus. Ihre andere Faust traf ihn an der Schulter. »Mein Bräutigam ist ein Drichten , du Dummkopf. Ein Drichten muß nicht rudern, zumindest dann nicht, wenn er auf seine Braut einen guten Eindruck machen will.«
    »Warum sollte ihn das bekümmern? Die Hochzeit ist bereits beschlossene Sache, und soviel ich weiß, hat er dich ohnehin nicht um deine Hand gefragt.«
    »Das wird er noch tun, denn es gehört sich so«, erwiderte Siglind selbstgefällig. »Aber das will ich dir sagen, es wird noch lange dauern, bis ein Fro seine Tochter einem Barbaren wie dir zur Frau gibt.« Sigmund

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