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Rheingold

Titel: Rheingold Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephan Grundy
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dicken Muskeln und den Fellen.« Sie kicherte anzüglich, »also damals in Eriu...«
    Aber Alflads strenger Blick brachte sie zum Schweigen.
    »Du denkst immer nur an das eine«, sagte Siglind. »Der Drichten Siggeir kann Verse dichten wie ein geübter Skop, so aus dem Stegreif. Mir zu Ehren hat er ein Lied gemacht und versprochen, mir diese Kunst beizubringen.«
    Kaitlin schnalzte mit der Zunge, aber Siglind wußte nicht, ob es bewundernd oder mißbilligend gemeint war. Die dicke Magd erhob sich mühsam und reichte jeder der beiden Frauen einen Krug. Dann strich sie den braunen Rock um die breiten Hüften glatt. »Gut, gut, ich werde mich um das Essen kümmern. Soll ich den Mädchen sagen, daß sie auftragen können?«
    »Tu das«, erwiderte Alflad, »und halte zur Abwechslung einmal deine Zunge im Zaum...« Die Magd senkte den Kopf in einer Art Verbeugung und eilte hinaus. Alflad blickte ihr nach und seufzte: »Achte nicht auf sie, Siglind. Du weißt, Wals hätte Siggeir nicht ausgewählt, wenn er ihn für unwürdig halten würde.«
    »Ich weiß«, erwiderte Siglind und zog die Tür der Hütte hinter sich zu, als sie wieder ins Sonnenlicht traten. »Warum machen sich nur alle solche Sorgen? Ich weiß, Siggeir und Vater haben früher gegeneinander gekämpft, aber das ist doch schon viele Jahre her. Jetzt scheinen sie eher Freunde zu sein.«
    »Nun ja, sie sind so gut befreundet, wie zwei große Kämpfer es sein können. Aber in einer der letzten Schlachten sind zwei von Siggeirs Vettern gefallen.«
    Alflad sah Siglind nachdenklich an. »Jetzt mag es so aussehen, daß er glaubt, er bekommt dich als Entschädigung dafür, obwohl nie ein Wergeld gefordert wurde. Aber wie du siehst, besteht vielleicht Anlaß zur Sorge, selbst wenn alle die Friedensbänder um die Schwerter geschlungen haben.«
    Eine Entschädigung für erschlagene Vettern, dachte Siglind. Der Gedanke gefiel ihr nicht besonders, noch weniger die Vorstellung, die sich sofort danach einstellte: Und wenn er sich an mir rächen will? Sie schob diesen Gedanken ärgerlich beiseite. Nur ein Feigling würde seiner Frau aus Rache etwas antun. Aber keine Geschichte über Siggeir, sei sie von Feind oder Freund, nannte ihn einen Feigling. Außerdem, so erinnerte sie sich, ganz gleich, was ihr diese Heirat auch bringen mochte, es war die Pflicht einer Wälsungen, alles wie ein Krieger zu erdulden, so wie Sigmund die Pflicht hatte, in die Schlacht zu ziehen und seine Wunden und klaglos alle Härten zu ertragen. Alflad bemerkte den ernsten Blick auf Siglinds zartem Gesicht und stellte den Krug ab, um ihre Stieftochter an sich zu drücken. Siglinds Körper war gespannt und hart wie die Saite einer Harfe. In ihre Erregung mischte sich plötzlich der dunkle Ton der Angst, der nicht weichen wollte.
    »Fürchte dich nicht, Liebling«, sagte Alflad leise. »Wals' Kinder fürchten sich nie«, log Siglind, richtete sich auf und löste sich aus Alflads liebevoller Umarmung. Als sie den Schmerz
    um die Lippen ihrer Stiefmutter sah, fügte sie schnell hinzu: »Ich liebe dich, Alflad. Mach dir um mich keine Sorgen. Es wird schon alles gut werden.«
    »Aber natürlich«, sagte Alflad. »Es fällt einer Mutter eben schwer, ihre Kinder ziehen zu lassen.« Sie schüttelte den Kopf und sagte ärgerlich: »Ich werde schon so schlimm wie... wie Kaitlin. Ich stehe hier und rede, obwohl in der Halle die durstigen Goten sitzen.« Sie griff nach dem Krug, und die beiden Frauen gingen zur Halle zurück.

    *

    Als der große alte Apfelbaum nur noch ein raunender Schatten unter dem dunkler werdenden Himmel war, und das Licht, das durch die offenen Torflügel drang, zu einem schwachen Grau verblaßte, zündeten die Knechte das Feuer an und die Fackeln. Siggeirs Männer legten wieder die Fellumhänge um, die sie in der Nachmittagshitze abgelegt hatten, und auch Wals' Gefolgsleute hüllten sich in ihre Umhänge. Sigmund stand auf, als er sah, daß sich Wals, Siggeir, Alflad und Siglind erhoben.
    Bertwini stieß ihm den spitzen Ellbogen in die Seite und flüsterte atemlos: »Gehen sie dazu hinaus in die Scheune oder machen sie es hier unter dem Apfelbaum?«
    Sigmund erwiderte den Stoß: »Dummkopf, wir haben eine Hütte für sie vorbereitet.«
    »Das meine ich nicht«, knurrte Bertwini gereizt und verzog ungeduldig das Gesicht. »Ich meine die Hochzeit...«
    »Ich weiß nicht, wo die Hochzeit sein wird. Wenn du still bist, werden wir vielleicht hören, was jetzt geschehen soll.«
    Zwei von Alflads

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