Rhönblut: Kriminalroman (German Edition)
Zähne. »Die Nebenkosten sind in den letzten Jahren explodiert. Ich weiß nicht, wie lange sich das noch lohnt. Es verschlingt Unmengen, diese Pflanzen zu züchten.«
Kurz darauf traten die beiden Männer in ein dreckiges Büro.
»Entschuldigen Sie, ich bekomme hier selten Besuch. So, dann schauen wir mal.«
Der Computer ratterte, und Janson tippte mit seinen schmutzigen Fingern den Namen ein.
»Freitag, sagten sie?«
»Ja.«
»Nein, nichts drin unter diesem Namen.«
Der Kommissar spürte, wie ihn eine Welle voller Wut packte. Er ahnte, dass Janson ihm immer noch nicht die ganze Wahrheit sagte.
»Ist Ihnen bei irgendeiner Lieferung mal etwas Besonderes aufgefallen? Gab es Bestellungen von Privathaushalten?«
»Das dürfen wir nicht. Wobei Sie nicht glauben würden, wie viele Freaks es gibt, die sich den ganzen Keller mit Pflanzen und Gerätschaften zum Züchten zustellen.« Der Mann machte eine Bewegung mit seinen Fingern, die das Rauchen eines Joints wiedergeben sollten.
»Verstehe. Und das liefern Sie auch, nicht wahr? Equipment, Hanfpflanzen, das ganze Zeug …«
»Nein, nein. Sie können alle meine Papiere durchsehen. Alles offiziell.«
Seeberg lachte lauthals, dann sprang er auf, packte den Mann am Kragen und zog ihn halb über den Schreibtisch zu sich herüber.
»Hören Sie! Es interessiert mich einen Scheißdreck, was Sie hier alles schwarz nebenbei verkaufen. Wir suchen eine Mörderin. Also, halten Sie mich nicht zum Narren und sagen Sie mir, was Sie wissen.«
Janson schluckte. »Okay, schon gut. Aber was suchen Sie genau?«
Seeberg ließ von dem Mann ab und presste ihm das Foto gegen die Brust. Janson sah es diesmal deutlich länger an, schüttelte aber erneut mit dem Kopf.
»Tut mir leid. Das Foto sagt mir wirklich nichts. Warum sollte ich diese Frau kennen?«
»Weil diese Frau irgendwo Gerätschaften zur Zucht von exotischen Pflanzen bestellt haben muss. Vielleicht hat sie sogar direkt diese stinkenden Pflanzen bestellt. Und sie sind einer von sehr wenigen Händlern, die überhaupt in den letzten Jahren Pflanzen dieser Art importiert haben. Und der Einzige in einem Umkreis von zweihundert Kilometern.«
»Stinkenden Pflanzen? Meinen Sie die Rafflesia arnoldii?
»Ja. Genau die.«
»Warum sagen Sie das nicht gleich.«
»Sie können sich erinnern?«
»Aber ja. Das war das erste und letzte Mal, dass ich die ausgeliefert habe. Mein Transporter hat noch Wochen später danach gestunken.«
»Haben Sie eine Rechnungsadresse?«
»Das, äh …« Janson strich sich mit seinen dreckigen Fingern durch das fettige Haar. »Ich will ehrlich sein, das ging damals alles so ein wenig unter der Hand, verstehen Sie?«
»Janson, rücken Sie raus mit der Sprache.«
»Ach ja, jetzt wo Sie es sagen, erinnere ich mich. Eine Frau rief an und fragte, ob es machbar sei, diese Pflanzen bei mir zu bestellen. Sie würde auch gut zahlen. Alles lief telefonisch ab. Das Geld wurde mir per Postanweisung zugestellt.«
»Sie haben diese Frau nie zu Gesicht bekommen?«
»Nein.«
»Wo genau ging die Lieferung hin?«
»Lassen Sie mich überlegen. Das war nicht hier in der Nähe, sondern außerhalb. Ja, genau, das war ein Dorf nicht weit von der Wasserkuppe. Ich lieferte die Bestellung aus und lud alles vor so einem alten Haus in der Nähe von Gersfeld aus. Irgendwas mit Roter Bach oder so ähnlich.«
»Rodenbach?«
»Ja, genau. Das war es. Die Adresse lag etwas abseits von dem Dorf, an einem Wäldchen.«
Der Kommissar kannte das etwas abgeschiedene Dorf und den Weg dorthin. Von hier war Rodenbach sogar noch etwas schneller zu erreichen als von Fulda aus. Und er wusste auch, dass dort einige Ferienhäuser für Touristen weitab der Straßen lagen. Der ideale Ort für Freitags Vorhaben.
Er hatte keine Zeit zu verlieren und verließ die Gärtnerei, ohne sich groß von Janson zu verabschieden. Noch auf dem Weg zum Wagen wählte der Kommissar die Nummer des Polizeipräsidiums. DasTelefon klingelte zweimal, und Ammer nahm das Gespräch entgegen.
»Hier ist Seeberg. Ich weiß, wo Freitag und Hübner stecken. Rufen Sie sofort den lokalen Stromlieferanten an, der das Dorf Rodenbach in der Rhön versorgt, und fragen Sie nach, welche Häuser in den letzten sechs Monaten eine auffallend hohe Stromrechnung vorweisen.«
»Stromrechnung?«
»Fragen Sie nicht, Ammer, machen Sie einfach, was ich sage, und rufen Sie mich an, sobald Sie die Adresse haben. Verstanden?«
»Wird sofort erledigt.«
»Und noch was. Schicken Sie im
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