Richard Castle
durchlas, das er am vergangenen Abend zu Protokoll gegeben hatte. Der Verdächtige verfügte außerdem über ein Strafregister, das sie sich ebenfalls ansah. In den Neunzigern hatte er als Wachmann gearbeitet, war aber wegen Beschwerden über kleinere Diebstähle in den Büros, die er überwachte, sowie wegen der Stalkingvorwürfe mehrerer Frauen in den Wohngebäuden, in denen er gearbeitet hatte, entlassen worden. Spooner erhielt eine Bewährungsstrafe und mehrere einstweilige Verfügungen. Außerdem war er in Florida angeklagt worden, als er dort als Besatzungsmitglied auf einem Kreuzfahrtschiff gearbeitet hatte. Dafür war er zu neunzig Tagen Haft und einer Bewährungsstrafe verurteilt worden, mehr Zeit hatte er jedoch nicht im Gefängnis verbracht.
Nikki fragte Detective Rhymer, ob irgendjemand die Daten von Spooners Beschäftigung auf dem Kreuzfahrtschiff mit den Zeitpunkten der beiden Morde abgeglichen hatte. Als er das verneinte, betraute sie ihn mit dieser Aufgabe und fragte sich, wie zum Teufel Wally Irons im Fernsehen öffentlich behaupten konnte, dass es sich hierbei um eine Ermittlung handelte.
Die unausweichliche Konfrontation mit ihrem Revierleiter ereignete sich, als sie ihre alte Freundin, die Sig Sauer, im Schließfach vor Vernehmungsraum 1 verstaute. „Willkommen zurück, Heat.“ Sie verdrehte die Kombinationsrädchen und wandte sich zu der Stimme um. Da stand er, und Detective Hinesburg klebte förmlich an seinem Ellbogen.
„Captain.“ Kürze, dachte sie, war die beste Möglichkeit, um das Gesicht zu wahren.
„Was geht hier vor? Wie ich hörte, haben Sie meinen Gefangenen herbringen lassen.“
„Ja, Sir“, bestätigte Heat und behielt einen respektvollen Ton bei. „Ich würde ihm gerne ein paar Fragen stellen. Für Sie habe ich auch eine. Irgendwelche Neuigkeiten zu diesem verschwundenen Handschuh?“
„Nada. Und ich war ein Dorn im Hintern der Spurensicherung.“
Detective Hinesburg mischte sich ein. „Das ist doch jetzt unerheblich, oder? Schließlich haben wir unseren Mann bereits.“
Hinesburgs Dummheit mochte ja ganz amüsant sein, wenn sie damit nicht so viel Schaden anrichten würde. „Und was ist mit dem Kerl, den ich angeschossen habe und der diesen Handschuh trug? Hat ‚unser Mann‘ irgendwelche Schusswunden oder ist Ihnen diesbezüglich nichts aufgefallen?“
„Nein“, antwortete Sharon, „das würde mir definitiv auffallen.“
Irons schlug sich sofort auf die Seite seiner Mitarbeiterin-Schrägstrich-geheimen-Freundin. „Offensichtlich reden wir nicht über dieselbe Person, Heat. Woraus ich schließe, dass Ihr Gewehrschütze vermutlich mit einem ganz anderen Fall zu tun hat. Ein alter Groll. Vielleicht ein übrig gebliebenes Mitglied des Angriffsteams, das letzten Winter im Central Park versucht hat, Sie zu erledigen.“
Detective Heat erkannte, dass das zu nichts führen würde und bemühte sich, die Dinge zu beschleunigen. „Ich schätze, das werden wir gleich sehen. Entschuldigen Sie mich.“
„Moment“, sagte Irons. „Wir haben bereits ein unterschriebenes Geständnis, also warum gehen Sie da rein?“
Sie hielt Spooners Akte hoch. „Captain, bei allem gebührenden Respekt – alles, was in seinem Geständnis steht, ist öffentlich bekannt. Jedes Detail ist in Zeitschriftenartikeln, wie dem, den Rook geschrieben hat, Nachrichtenberichten und Presselecks aufgetaucht.“ Nikki schaffte es irgendwie, nicht zu Hinesburg zu schauen, bei der sie sich sicher war, dass sie nach ihrer ersten Aktion mit der Presse auch noch als Quelle für weitere Storys gedient hatte. Die letzten Berichte hatten sogar kritische Einzelheiten verraten, die bewusst aus der Presse herausgehalten worden waren, wie der Schienenschmutz an Nicoles Kleidung und die einander entsprechenden präzise ausgeführten Stichwunden im Rücken, die sowohl bei ihrer Mutter als auch bei Bernardin vorhanden gewesen waren.
Irons hob beide Hände und wedelte damit vor ihr herum. „Hey, jetzt mal ganz ruhig, Detective. Veröffentlicht oder nicht, dieser Kerl hat alles gestanden. Und Sie sollten froh sein, denn dadurch befindet sich Ihr Vater nicht länger auf der Liste der Verdächtigen. Was haben Sie also da drinnen vor? Ist es Ihre Aufgabe, die Schuldigen einzusperren oder sie wieder auf die Straße zu entlassen?“
„Unsere Aufgabe besteht darin, die Wahrheit herauszufinden. Und genau das habe ich vor. Denn wenn dieser Mann lügt, um sich seine fünfzehn Minuten Ruhm zu verschaffen, oder was
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