Richard Castle
Interesse zeigte, würde sie an Boden verlieren, und das mochte der Beginn des Zusammenbruchs dieses Falls sein. Also blieb Heat stoisch. Sie gab ihm keinerlei Hinweise und sagte nichts.
„Und vielleicht sind es nicht nur Informationen über den Mord an deiner Mutter. Oder der anderen Frau.“ Er tat es ab, als wären diese Morde nur Punkte auf einer Liste, die notiert und dann aus dem Gedächtnis verbannt werden konnten. „Etwas ist im Anmarsch. Es ist groß und es ist schlimm. Diese Sache wird seit zehn Jahren vorbereitet – falls dir diese Zeitspanne irgendetwas sagen sollte.“ Seine Anspielung auf das Jahrzehnt, an dessen Anfang und Ende jeweils ein Mord an einer Frau stand, war seine Art, ihr Interesse zu gewinnen, ohne seine Schuld einzugestehen. Petar war schlau. Nikki musste schlauer sein.
Ohne den Köder mit dem Verhandlungsangebot zu schlucken, sagte sie: „Wenn du etwas über ein drohendes Verbrechen weißt, bist du verpflichtet, uns diese Information mitzuteilen.“
„Ein guter Rat, Detective. Vielleicht werde ich das tun.“ Er warf ihr noch einmal sein arrogantes Grinsen zu und sagte: „Ich schätze, das hängt von der richtigen Vereinbarung ab.“
Irons stand mit Rook in der Beobachtungskabine, als sie durch die Luftschleuse aus dem Vernehmungsraum kam. Der Captain stürmte sofort auf Nikki zu. „Sie werden sich doch wohl nicht ernsthaft auf einen Handel mit diesem Widerling einlassen, oder?“
Heat schaute auf die Uhr an der Wand. „Was machen Sie denn nach Mitternacht noch hier, Captain?“
„Ich hörte, dass Sie unseren Mann erwischt haben und wollte bei der Vernehmung dabei sein.“ Sie bemerkte, dass er frisch rasiert war und seine Dienstuniform mit einem zusätzlich gestärkten weißen Hemd trug. Wally hatte sich die Zeit genommen, sich für die Kamera bereit zu machen. „Sie haben ihn doch am Wickel, oder?“
„Das ist nicht so einfach. Er hat mir gegenüber zugegeben, beide Opfer ermordet zu haben, aber sofern wir dafür keine handfesten Beweise auftreiben können, steht mein Wort gegen seins. Und auch darüber hinaus gibt es Dinge, die wir wissen müssen und nur durch seine Kooperation erfahren können.“
Irons schnaubte. „Na klar. Warum zahlen Sie nicht gleich seine Kaution, wenn Sie ihn schon den Ton angeben lassen?“ Und dann erinnerte er sich, wer sich mit ihnen im Raum befand, und sagte zu Rook: „Veröffentlichen Sie das ja nicht.“
„Ich habe nichts gehört, Captain.“
„Petar wird nicht einfach so freikommen, Sir. Ich denke, die vernünftigste Vorgehensweise besteht darin, tief durchzuatmen, den richtigen Augenblick abzuwarten und uns gleich morgen früh mit dem Staatsanwalt zu beraten.“
„Sie wollen das Ganze nur in die Länge ziehen, damit Sie Ihre eigene persönliche Neugier bezüglich der Einzelheiten und losen Enden im Mordfall Ihrer Mutter befriedigen können“, sagte Irons.
„Hören Sie, Captain“, erwiderte Heat, „niemand wünscht sich mehr als ich, dass dieser Kerl für immer hinter Gitter wandert. Aber genau deswegen müssen wir es richtig anstellen, damit er nicht wieder freikommt, weil jemand überstürzt gehandelt oder ungenau gearbeitet hat. Wir haben ihn. Jetzt besteht unsere Aufgabe darin, dafür zu sorgen, dass das auch so bleibt.“ Irons wollte sie unterbrechen, doch sie ignorierte ihn und redete einfach weiter. „Und was ist, wenn seine Worte keine leere Drohung sind? Was, wenn er etwas weiß, das uns dabei helfen wird, seine Mitverschwörer zu verhaften und dadurch zu verhindern, dass noch jemand ermordet wird? Nennen Sie das etwa ein loses Ende?“
Sie wartete nicht auf Irons’ Erlaubnis. Nikki öffnete die Tür zum Flur, wo zwei Officers auf ihren Posten standen und warteten. „Bringen Sie meinen Gefangenen in die Arrestzelle.“
Es fühlte sich wie ein normaler Arbeitstag auf dem Revier an, abgesehen davon, dass es gleich zwei Uhr morgens sein würde und Heat gerade die wichtigste Nacht in ihrer Karriere als Detective erlebt hatte. Nikki hatte Ochoa damit beauftragt, sich hinters Telefon zu klemmen und ihren ursprünglichen Fahndungsaufruf für Tyler Wynn auch an die CIA, das Ministerium für Innere Sicherheit und Interpol weiterzugeben. Außerdem sollte er dafür sorgen, dass der Name und das Foto des Spions an allen Sicherheitsschleusen sämtlicher Flughäfen, bei der Bahnhofspolizei und der Hafenbehörde bekannt waren. Sie hatte Feller und Rhymer losgeschickt, um Petars Wohnung zu durchsuchen, wobei sie die
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