Richard Castle
mehr über meine Theorie hören, warum Ravels
Boléro
so ein narrensicheres Schlafzimmerverführungsstück ist, bei dem garantiert alle Höschen auf dem Boden liegen?“
„Rook.“
„Zweifellos das eindringlichste erotische Stück in der gesamten Musikgeschichte. Abgesehen von ‚Don’t Mess with My Toot Toot‘ vielleicht.“
„Du machst mich verrückt, also sag es einfach. Wenn du mich nicht gedrängt hättest, nach Boston zu fahren, hätten wir diesen Hinweis nie entdeckt.“ Nikkis Handy vibrierte, und sie nahm den Anruf von Detective Ochoa entgegen. „Das ist großartig“, lobte sie und machte sich ein paar Notizen. Dann legte sie auf und sagte: „In der Zeit, seit wir heute Morgen Nicole Bernardin als unsere Unbekannte identifizieren konnten, haben Roach ihre Wohnung ausfindig gemacht. Sie befindet sich in der Payson Avenue in der Nähe des Inwood Parks. Sie sind in diesem Moment auf dem Weg dorthin.“
„Roach haben wohl selbst sonntags nicht frei.“
„Das Gleiche gilt für Malcolm und Reynolds. Sie haben sich freiwillig gemeldet, um uns an der Pennsylvania Station abzuholen, damit wir so schnell wie möglich vor Ort sein können.“ Sie sah zum zehnten Mal in ebenso vielen Minuten auf ihre Armbanduhr. „Auf diese Weise kommen wir immer noch früher dort an, als wenn wir auf einen Flug gewartet hätten.“
Rook lächelte. „Ich weiß nicht genau, was es ist, aber irgendwie mag ich Malcolm und Reynolds.“
Heat wandte sich wieder den Kopien zu, die Professor Shimizu für sie von der Studentenakte und den Jahrbuchfotos von Nicole Aimée Bernardin aus dem Jahr 1971 gemacht hatte. Als Nikki das junge Gesicht der französischen Violinenschülerin auf einem der Bilder betrachtete, das als Schnappschuss aufgenommen worden war und sie lachend zusammen mit Nikkis Mutter und Seiji Ozawa in Tanglewood zeigte, spürte sie Rooks Blick auf sich.
„Weißt du, was ich einfach nicht begreifen kann?“, fragte er. „Dass deine Mom sie dir gegenüber nie erwähnt hat. Lassen wir den offensichtlichen Knüller, dass die Frau im Koffer deiner Mutter eine ihrer Studienkameradinnen war, mal beiseite. Professor Shimizu sagte, deine Mom und Nicole seien damals unzertrennlich gewesen. Freundinnen, Zimmergenossinnen – verdammt, sie gründeten sogar ihr eigenes Kammerensemble. Warum, glaubst du, hat sie dir nie von ihr erzählt?“
Sie blätterte die Seite zu einem weiteren Jahrbuchfoto von ihrer Mutter und Nicole um. Dieses Mal waren sie auf dem französischen Kulturfestival von 1970 in der Hatch Shell in der Charles River Esplanade. Das Bild zeigte sie beide dabei, wie sie sich aus den Augenwinkeln beobachteten, während sie spielten. Die Bildunterschrift lautete: „Trope und Bernardin halten das Tempo“, aber für Nikki lag noch mehr in diesem Blick. Unter dem Bild hätte genauso gut „Beste Freundinnen“ stehen können.
„Meinst du, sie hatten ein großes Zerwürfnis?“
„Woher soll ich das wissen, wenn ich bisher nicht mal wusste, dass es sie überhaupt gab?“
„Hey, ich habe eine Theorie.“
„Darauf habe ich gewartet. Bist du sicher, dass du nicht erst deinen Alufolienhut aufsetzen willst?“
„Nicole Bernardin hat deine Mutter ermordet.“
Sie starrte ihn einfach nur an. „Und?“
„Moment, ich formuliere meine Gedanken … Und aus diesem Grund hatte Nicole den Koffer deiner Mutter.“
„Und dann tötet sie jemand zehn Jahre später auf die gleiche Weise und stopft sie zufällig in diesen Koffer?“
„Oh“, sagte er und rutschte auf seinem Sitz herum. „Was ist, wenn … Was ist, wenn Nicoles Ehemann der Mörder deiner Mutter war? Und so ist sie in dem Koffer gelandet.“
„Das wäre zumindest eine Möglichkeit.“
„Tatsächlich?“
„Ja. Also solltest du damit aufhören, solange du einen Vorsprung hast.“ Sie klappte die Akte zu und starrte auf die vorbeiziehenden Sümpfe und Waldgebiete hinaus, nahm sie aber gar nicht richtig wahr. Weniger als eine Minute verging, und Rook war wieder am Anfang, als hätte er auf die Rückstelltaste gedrückt. „Es muss einen Grund geben, warum deine Mutter eine so gute Freundin nie erwähnt hat.“
„Rook?“ sagte sie. „Bring mich nicht dazu, dich zu erschießen.“
„Klappe halten?“
„Danke.“
Er konzentrierte sich wieder auf die Aussicht und erhaschte gerade noch einen Blick auf die letzten der einsamen Felseninseln, bevor der Zug in eine Unterführung fuhr und die Betonwand ihm die Sicht versperrte.
Obwohl sie einen
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