Richard Castle
hielten und sah von ihm zu ihr und dann zu der Leiche. „Ich denke, ich würde gerne Ihre Aussage aufnehmen, sofern Sie nichts dagegen haben, Mr. Rook.“
„Meine Aussage? Worüber denn?“
„Er hat mit dieser Sache wirklich nichts zu tun“, sagte Nikki.
„Sie wissen, dass wir allen Hinweisen nachgehen müssen, Detective“, erwiderte der andere Polizist. „Zwei Liebhaber, der eine lebendig, der andere tot …?“ Er hielt seinen Arm wie ein Tor zwischen Rook und Nikki, um klarzumachen, dass sie bei der Befragung nicht dabei sein würde. „Jetzt wäre ein guter Zeitpunkt dafür, Sir.“
Heat nutzte die Zeit, während die beiden für Rooks Befragung im Gästezimmer verschwunden waren, um ein paar Reinigungstücher aus der Schachtel zu ziehen und sich zu säubern. Als sie über ihre Stirn wischte, kam ihr der Gedanke, dass Lauren vermutlich von ihrem Freund Miguel erfahren hatte, dass er und Sean Rook mit herbringen würden. Sie hatte ihr die Reinigungstücher überlassen, um ihr die Möglichkeit zu geben, sich vor seinem Eintreffen sauberzumachen. Nikki schrubbte etwas Verkrustetes von ihrem Kinn und drehte sich zum Flur um. Sie vermutete, dass die Unterhaltung recht kurz ausfallen würde, da Rook noch nicht einmal von Dons Existenz wusste. Das würde zweifellos die Antwort bestätigen, die sie gegeben hatte, als Caparella wissen wollte, ob sie abgesehen von der Beziehung mit dem Opfer noch eine andere hatte. Bei ihrer Erwähnung von Rooks Namen hatte er sich eine Notiz gemacht, aber sie hatte sofort erklärt: „Er kannte ihn nicht. Soweit ich weiß, wusste er nicht einmal, dass es ihn gab.“
Wenn sie an der Stelle des anderen Detectives gewesen wäre, hätte sie dieselben Fragen gestellt – um allen Hinweisen nachzugehen, wie er es ausgedrückt hatte –, doch Heat glaubte rückhaltlos, dass sie das Ziel gewesen war, und nicht Don, der sich auf äußerst tragische Weise zur falschen Zeit am falschen Ort befunden hatte. Der unangenehme Teil der Befragung war für sie der Moment gewesen, als sie ihrem Kollegen das mitteilen musste, was sie über Don wusste. Letztendlich war ihr nur so wenig über ihn bekannt, dass es gewirkt haben mochte, als würde sie der Frage ausweichen: ehemaliger Navy-SEAL; Single, laut eigener Aussage; sie hatten sich vor zwei Jahren in ihrem Fitnessstudio kennengelernt, als sie sich fürs Nahkampftraining angemeldet hatte; er war ihr Ausbilder; die beiden fingen an, sich außerhalb der Trainingsstunden zum Einzeltraining zu treffen und sich anschließend noch ein Bier zu genehmigen. Und dann folgte eine lockere … körperliche … Beziehung. Der andere Detective hielt inne und starrte stirnrunzelnd auf seinen Notizblock. Entweder verarbeitete er die Information, urteilte darüber oder versuchte, sich das Ganze vorzustellen. Sie konnte es nicht einschätzen. Nikki wusste, dass das nicht zu den Dingen zählte, die man einer dritten, uninteressierten Person so einfach erklären konnte, und seine Reaktion rief in ihr erneut die Sorge hervor, wie Rook – der definitiv eine interessierte dritte Person war – darauf reagieren würde.
Nikki hatte das Gespräch von Don weggelenkt und Detective Caparella über die beiden zusammenhängenden Mordfälle informiert, in denen sie ermittelte. Sie teilte ihm ihre Überzeugung mit, dass der Angriff ihr gegolten hatte, um sie unschädlich zu machen. „Haben Sie irgendeine Ahnung, wer so etwas tun würde?“, fragte er.
„Detective, diese Frage versuche ich seit zehn Jahren zu beantworten. Glauben Sie mir. Mein Leben dreht sich nur noch darum, das herauszufinden und den Verantwortlichen zur Strecke zu bringen.“ Er wirkte zufrieden, machte sich ein paar weitere Notizen, bat sie, ihm per E-Mail eine Kopie der relevanten Fallakten zukommen zu lassen, und damit war die Sache erledigt.
Lauren Parry beendete ihre Untersuchung in Rekordzeit und sorgte dafür, dass Dons Leiche abtransportiert wurde, bevor Rook aus dem Gästezimmer zurückkehren und erneut mit dem geheimnisvollen nackten Mann auf dem Fußboden konfrontiert werden konnte. „Wie ist es gelaufen?“, fragte Nikki, als er endlich wieder auftauchte.
Er warf ihr einen kühlen, abschätzenden Blick zu. „Es war die Hölle.“ Die Worte klangen hart. Zu Rooks anfänglicher Erleichterung hatte sich eine Wut gesellt, die unmittelbar unter der Oberfläche brodelte. „Weißt du, wie schwer es ist, fünfzig verschiedene Arten zu finden, um ‚Ich habe keine Ahnung‘ zu sagen? Und ich bin
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