Richtig verbunden
gestrafften Schultern kam Christina aus dem Badezimmer. Ihre Haare waren noch nass. Sie trug olivgrüne Cargopants und ein schwarzes Tanktop klebte an ihrer noch etwas feuchten Haut.
Linda starrte sie an. Sie sieht atemberaubend aus. Kaum dass Christina im Bad verschwunden war, hatte Linda sich hastig angezogen. Nun trug sie eine Bluejeans und ein weißes T-Shirt. Unspektakulärer ging es nicht, aber für die Fahrt zum Flughafen würde es reichen.
Stirnrunzelnd fragte Christina: »Warum bist du angezogen?«
»Ich möchte dich zum Flughafen bringen.«
»Ich weiß nicht, ob das so eine gute Idee ist.«
Die Worte trafen Linda wie ein Schlag in die Magengrube. Es ist ihr Recht. Du bist nur ihre … ihre Kundin. »Wie du möchtest. Ich rufe dir ein Taxi.« Linda schlurfte zum Nachttisch, auf dem ihre Geldbörse lag. Sie holte einen Hundert-Euro-Schein heraus und hielt ihn Christina hin.
Diese beäugte das Geld, machte jedoch keine Anstalten, es zu nehmen.
Linda trat einen halben Schritt näher. »Das Geld fürs Taxi.«
Zwischen Lindas Gesicht und dem Geld hin und her blickend sagte Christina: »Das ist zu viel.«
»Nimm es. Bitte. Du kannst dem Taxifahrer ein ordentliches Trinkgeld geben oder dir was am Flughafen kaufen.«
Christina öffnete den Mund, sagte jedoch nichts. Stattdessen nickte sie und ergriff den Geldschein.
Linda schnappte sich das neben dem Bett liegende Telefon und rief ein Taxi. Sie schmiss das Telefon wieder auf das Bett und gemeinsam gingen sie zur Eingangstür. Jeder Schritt schien Linda schwerer zu fallen als der vorige. Ich will das nicht. Ich will das nicht.
Christina drehte sich zu Linda um. Dann wanderte ihre rechte Hand in Lindas Nacken und zog sie zu sich herunter.
Sie tauschten einen tiefen, zärtlichen Kuss aus.
Linda wurde ganz heiß. Doch sie war nicht nur erregt. Sie wollte Christina halten und nicht mehr loslassen, ihre Wärme und ihren Geruch noch ein bisschen länger erleben. Dass dies ein Abschied sein sollte, tat Linda fast körperlich weh. Dennoch lösten sie sich nach einer Weile atemlos voneinander.
Christina streichelte über Lindas heiße Wange. »Leb wohl.«
Linda sagte nichts. Sie beobachtete, wie Christina die Eingangstür öffnete und sie hinter sich wieder schloss. Linda lehnte sich gegen die geschlossene Tür und schloss ihre brennenden Augen.
* * *
»Hallo, hier ist Chantal. Schön, dass du anrufst.«
»Hi, hier ist Reinhard«, hechelte die männliche Stimme am anderen Ende der Telefonleitung.
Das würde vermutlich mal wieder eine kurze Angelegenheit werden. »Reinhard. Du klingst wie ein richtig geiler Hengst. Bitte sag mir, ich darf deine Stute sein.« Christina raunte und stöhnte in den Hörer, während sie Wäsche faltete, die sie gerade aus dem Trockner geholt hatte. Sie stoppte in ihrer Bewegung, als sie hörte, wie der Anrufer laut aufstöhnte. Dieser Kerl war definitiv der Schnellste heute. »Reinhard, sag nicht, du bist schon ohne mich gekommen?« Christinas ließ ihre Stimme überspitzt enttäuscht klingen.
Doch es kam keine Antwort. Stattdessen legte der Anrufer auf.
»Na toll, mehr Anrufe wie dieser heut‘ Nacht und das Geld reicht vielleicht für einen Schokoriegel.« Christina hatte ohnehin schlechte Laune. Schon eine ganze Weile lang war ihre Stimmung auf dem Tiefpunkt. Eigentlich war sie seit mittlerweile drei Wochen durchgehend mies drauf. Seit dieser Sache mit Linda.
Linda. Christina ließ ihre Gedanken zu der dunkelhaarigen Schönheit wandern. Es verging kein Tag, ach, fast keine Stunde, in der sie nicht an Linda dachte.
Sie hatte nicht gehen wollen. Am Flughafen hatte sie überlegt, einfach zurückzufahren. Aber … was dann? Linda hatte sie bezahlt. Und sogar sehr gut bezahlt für das, was zwischen ihnen passiert war. Und mehr als Sex war es ja auch nicht gewesen. Richtig?
Richtig. Warum wanderten ihre Gedanken dann bloß immer wieder zu Linda?
Sie fühlte sich erstaunlicherweise kein bisschen ausgenutzt. Nur einmal hatte sie sich mies gefühlt: am Tag nach ihrer Rückkehr nach Köln, während sie die fünftausend Euro beim Anwalt abgeholt hatte. Sie hatte nicht das Gefühl, für dieses Geld irgendetwas getan zu haben. Herrgott, so oft wie Linda sie zum Orgasmus gebracht hatte, hätte Christina sie bezahlen müssen und nicht umgekehrt. Und Lindas Umarmungen waren unbeschreiblich schön gewesen. Und ihre Küsse, oh, diese Frau konnte küssen. Mal sanft, mal so zärtlich, dass Christina nicht anders konnte, als sich darin zu
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