Rick 6: Shit happens! (German Edition)
tiefen Marktweibsseufzen streckte mir Finn das zweite Minizwergkaninchen entgegen.
»Hoffentlich geht das gut …«, brummte er.
»Hör auf zu quat…«
Weiter kam ich nicht. Denn in diesem Moment öffnete sich knarrend eine Tür. Aber nicht die Stalltür. Puste kuchen. Es war einer der drei Zugänge im hinteren Teil des Gebäudes, von denen ich dachte, dass es sich um Attrappen handeln würde.
Nix Blendwerk, echte Tür und echter Tierpfleger mit zu nächst ziemlich blödem Gesichtsausdruck, der sich lang sam, aber sicher zu einer wütenden Grimasse verzog.
»Hey! Was macht ihr denn da?«, wetterte der Mann los. »Sofort raus aus der Box. Wollt ihr etwa einen Hasen klauen?«
Völlig perplex schüttelte ich den Kopf. Zeitgleich öffnete sich meine Hand – wie fremdgesteuert – und plumps fiel Trick wie ein nasser Sack ins Stroh.
Darauf schien die fiese braune Schwergewichtskampf maschine nur gewartet zu haben. Mit einem hinterhältigen Zähnefletschen stürzte sich der Stallhase auf den armen kleinen Trick, um ihn mindestens zu zerfleischen.
AUWEIA!
Halt!, wollte ich rufen. Hasen sind doch Vegetarier, oder?
Aber womöglich war der braune Riese eine Ausnahme. Ich meine, von so ’n bisschen Grünzeug konnte der unmög lich sooo fett geworden sein.
Kaum zu Ende gedacht, gab Finn ein unglaublich helles Kreischen von sich, das normalerweise für Mädchen reser viert war, und stürmte Richtung Stalltür davon.
Zum Glück schien der Pfleger über Finns Abgang so verblüfft zu sein, dass er zunächst an mir vorbei hinter ihm hersprintete. Ich stand wie blöd mitten im Stroh und versuchte, wenigstens Trick zu retten. Track hatte sich längst in irgendeiner Ecke tief in der Streu verbuddelt. Den bekam ich auf die Schnelle nicht mehr raus.
Kurz bevor der braune Killerhase seine gemeinen Nager in Trick hauen konnte, kriegte ich das kleine Kerlchen zu fassen. Schon setzte ich zum Sprung über das Gatter an und sah zu, dass auch ich mich vom Acker machte. Ich hatte zwar keinen Plan, wohin, aber mein Instinkt leitete mich. Direkt zu einer der anderen vermeintlichen Attrap pentüren, die sich tatsächlich öffnen ließ. Eine Sekunde später war ich aus dem Schweinestall heraus und befand mich auf einem schmalen Kiesweg.
Allerdings schien der Tierpfleger nun geschnallt zu haben, dass nicht Finn, sondern ich in den Hasenstall ein gestiegen war. Jedenfalls war er umgekehrt und heftete sich prompt an meine Fersen.
Ich gab Vollgas, preschte los, dass die Steinchen nur so zur Seite schossen. Jumpte über ein kleines Gatter und war plötzlich auf direktem Weg nach Mullewapp , das so genannte Kinderspielparadies im Zoo.
Hinter mir hörte ich den Tierpfleger keuchen. Und dann bemerkte ich Finn, der von links kommend in Richtung der Kanada-Landschaft Yukon Bay rannte.
Okay, Mullewapp war eine Sackgasse, das wusste ich. Also sauste ich hinter Finn her.
Ich gab noch mal richtig Gas. Doch dieser verflixte Tier pfleger klebte regelrecht an mir. MIERDA!
Inzwischen war Finn seitlich den Hügel raufgeklettert. Direkt daneben befand sich das Kängurugehege.
Kängurus sind lieb. Kängurus sind nett, sagte ich mir. Oder nicht? Vielleicht verpasste mir ja eins von denen einen astreinen Kinnhaken?
Egal, der schnaufende Tierpfleger hatte schon beinahe seine wütende Pranke nach mir ausgestreckt, und wenn ich mir nicht sofort etwas einfallen ließ, durfte ich garan tiert gleich meinen letzten Willen flüstern.
Finn rief mir irgendetwas zu. Keine Ahnung, was, doch mein Verfolger war für einen Moment abgelenkt und glotzte zu Finn. Diesen Augenblick nutzte ich und setzte zum Sprung an.
Wie ein Igel zusammengerollt, kauerte ich hinter dem Mauervorsprung. Mein Herz dröhnte so laut, dass der Tierpfleger es eigentlich hören musste. Doch der Typ hatte wohl glücklicherweise sein Hörgerät zu Hause vergessen.
Jetzt war er direkt über mir. Kleine Dreckklumpen und Steinchen prasselten auf mich nieder. Ich duckte mich noch mehr, zerquetschte den armen Trick beinahe und hielt die Luft an.
»Hey, Ansgar! Hast du einen Jungen gesehen?«, rief der Tierpfleger da auf einmal.
Keine Ahnung, wer oder was Ansgar war, aber er schien sich für einen echten Scherzkeks zu halten.
»Klar, mindestens zwölf. Es können auch siebenund zwanzig gewesen sein, hihi …«, gackerte er.
»Spaß beiseite, Kollege«, herrschte mein penetranter Verfolger ihn an. Puh, war der geladen! »So ein Bengel mit peinlicher Stehhaarfrisur. Du weißt schon, so als ob
Weitere Kostenlose Bücher