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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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ich.
    Â»Nachschub geholt, denke ich«, erwiderte er. »Bei der Menge an verschiedenartigem Diebesgut darf man wohl vermuten, dass die Ellie nicht nur in unserem Kiez, sondern in ganz Berlin unterwegs ist. Und ihr sauberer Sohnemann hat garantiert noch weitere Helfer, um all den Krempel unter die Leute zu bringen.«
    Â»Warum machen die überhaupt solche Umstände wie mit dem Bingoabend und dergleichen? Warum drückt der Boris meiner Mama nicht gleich so eine Tasche in die Hand?«
    Â»Fassade«, sagte Herr van Scherten. »Spuren verwischen, falsche Fährten auslegen. Sollte deine Mutter vernommen werden, kann sie immer ehrlich behaupten, die Taschen beim Bingo gewonnen zu haben. Soweit ich weiß, sammelt die Gemeinde die Preise als Spenden im Kiez ein. Frau Wandbeck kann spielend eine Tasche darunterschmuggeln. Niemand kann ihr was nachweisen. Die Tasche kann Gott weiß woher stammen, die Spur verliert sich.«
    Â»Denke ich auch«, sagte Oskar. Er ließ die Liste sinken, drückte sich aus dem Sitz hoch und fischte in seiner Hosentasche herum, dann hielt er uns eine Handvoll Studentenfutter unter die Nasen. »Mag jemand? Ist gut für die Nerven.«  
    Ich schaute gierig auf die Nüsschen. Ich war zwar genervt von Oskar, aber eigentlich nur ein kleines bisschen, und wenn ich zu lange wartete, würde er die Hand wieder wegziehen. Solange er nicht fragte, welche Hand es war … Ich beschloss ihm zu vergeben und griff zu. Aber Herr van Scherten schüttelte den Kopf.
    Â»Nee, ich bin Allergiker. Drei von den Dingern reichen, und ich kriege Atemnot. Leg noch ein paar drauf, und mir geht die Lampe aus.«
    Â»Außerdem kriegen Sie rote Pickel«, erinnerte ich ihn kauend.
    Â»Stimmt, aber die interessieren mich nicht mehr, wenn ich den Löffel abgegeben habe.« Er kicherte leise über seine Lampen und Löffel, wurde aber gleich wieder ernst. »Ich weiß ja nicht, Jungs … Ob so eine Liste ausreicht für die Polizei?«
    Â»Warum sollte sie nicht reichen?«, sagte Oskar.
    Â»Weil wir ansonsten nichts gesehen haben, gar nichts. Persönlich bin ich zwar sicher, dass die Wandbecks in der Scheune waren, aber ich kann bei der Polizei nach bestem Wissen und Gewissen nur aussagen, was ich wirklich bezeugen kann. Nur mal angenommen, der Schuppen wird untersucht, alles sichergestellt, was darin gelagert ist. Anschließend steht die Polizei bei diesem Boris auf der Matte, fragt nach, der schüttelt den Kopf: Heiße Ware, ich? Nie davon gehört! Hab mit meiner Mama einen kleinen Ausflug unternommen, aber eine Scheune – sagten Sie Scheune? – haben wir nicht gesehen.«
    Â»Aber die Polizei könnte doch sein Auto durchsuchen«, sagte ich. »Oder die Wohnung von der fürchterlichen Ellie.«
    Â»Ja, mit einem Durchsuchungsbefehl, aber so etwas zaubert man nicht aus der Luft von einer Stunde auf die andere, das dauert«, erwiderte Herr van Scherten. »In der Zeit kann der liebe Boris Wandbeck in aller Seelenruhe alle eventuellen Beweisstücke vernichten.«
    Â»Was ist mit Fingerabdrücken in der Scheune?«, sagte Oskar. »Die müssten doch überall dran sein, an jedem Karton.«
    Â»Wenn er die Kartons selber in dem Schuppen eingelagert hat, ja. Aber wenn nicht? Oder wenn er Handschuhe trägt?«
    Â»Reifenspuren«, schlug ich vor.
    Â»Die verwischt gerade der Regen.« Herr van Scherten schüttelte den Kopf. »Nein, was wir bräuchten, wären Dokumente oder Papiere, die diesen Kerl mit dem Diebesgut in Verbindung bringen. Einträge in Geschäftsbüchern über die Einnahmen aus seinen krummen Sachen, so etwas.«
    Â»Vielleicht gibt es die im Club«, überlegte ich laut. »Mama sagt immer, im Büro sähe es aus wie Kraut und Rüben, weil ihr Chef alles rumliegen lässt. Und der Chef ist Boris.«
    Â»Und wie sollen wir in einen Nachtclub reinkommen?« Oskar hackte mit dem Kugelschreiber missmutig lauter kleine Tintenpünktchen auf seine Liste. »Kinder sind da nicht erlaubt.«
    Im Rückspiegel sah ich, wie Herr van Scherten für eine Weile auf seiner Unterlippe rumknabberte. »Kinder nicht«, sagte er zuletzt nachdenklich.
    Und damit entwickelten wir Plan … D oder E inzwischen, schätze ich. Das Problem damit war bloß, dass Oskar und ich in diesem Plan nicht vorkamen. Als Herr van Scherten uns vor der Dieffe 93

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