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Rico, Oskar und das Herzgebreche

Rico, Oskar und das Herzgebreche

Titel: Rico, Oskar und das Herzgebreche Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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absetzte, hatten wir ihn immer noch nicht umstimmen können.
    Â»Es bleibt dabei, Jungs«, sagte er mit fester Stimme durch die offene Beifahrertür. »Ich werf mich in Schale, besuche heute Nacht den Club und versuche dort ein wenig hinter den Kulissen herumzustöbern. Vor zwölf oder ein Uhr muss ich da gar nicht erst hin, sonst herrscht zu wenig Betrieb. Eventuell können wir dann morgen früh – na, besser Vormittag – gleich zur Polizei gehen, also heb deine Liste auf, Oskar. So weit klar?«
    Wir nickten bloß und sahen ihm unglücklich nach, als er davonfuhr. Regen platschte uns um die Ohren und lief uns lauwarm in den Nacken. Es war nicht fair, nach all unserer Detektivarbeit plötzlich ausgeschlossen zu sein.
    Â»Und wenn er es verbockt?«, sprach Oskar meine Befürchtung aus. »Wenn er nichts findet oder wenn er erwischt wird …«
    Seine Stimme versickerte. Der Sommerregen prasselte weiter auf uns runter, aber wir bewegten uns nicht, bis auf ein Mal, als ich kurz zusammenzuckte, weil mir vor lauter Wasser auf dem Kopf einfiel, dass ich seit Montag den Dachgarten von den RBs nicht begossen hatte. Sie waren noch bis übermorgen im Urlaub. Es war sehr erleichternd, dass jetzt der Himmel diese Aufgabe für mich erledigte.
    Neben mir hatte Oskar die Brille abgenommen, die Augen geschlossen und den Kopf in den Nacken gelegt. Ich tat es ihm gleich und schloss ebenfalls die Augen, sah aber trotzdem was. Manchmal habe ich ja diese bingotrommelfreien Momente, in denen ich plötzlich die Lösung eines Problems ganz klar und deutlich vor mir sehe und genau weiß, was zu tun ist. Dinge fallen mir dann wie von selbst ein. So wie mir gestern Herr van Scherten mit seinem Auto eingefallen war, oder wie ich vor ein paar Jahren plötzlich einfach gewusst hatte, dass nicht Bäume den Wind machen, indem sie mit ihren Ästen wedeln, sondern dass der Wind die Bäume bewegt, weil er mit irgendwas wedelt, auch wenn ich bis heute noch nicht rausgekriegt habe, womit.
    Ich machte die Augen wieder auf. »Wie spät ist es?«
    Oskars Kopf klappte nach vorn und er schaute auf seine Uhr. »Kurz nach siebzehn Uhr.«
    Â»Ist das vier oder fünf?«
    Â»Fünf.«
    Â»Okay, dann haben wir ja noch jede Menge Zeit.« Ich überlegte, ob ich ihn fragen sollte, warum er statt siebzehnnicht einfach fünf sagte und warum es überhaupt siebzehn und vierzehn und dergleichen heißt, aber nicht einzehn und zweizehn. Dass ich es nicht tat, lag nur daran, dass die Bingotrommel gerade einigermaßen ruhig hielt und das auch so bleiben sollte.
    Â»Zeit für was?«, sagte Oskar.
    Â»Wirst du schon sehen. Ich hab eine Idee.«
    Â»Was für eine Idee?«, bohrte er nach.
    Â»Plan D, Teil zwei«, sagte ich stolz.
    Und damit fing die Bingotrommel dann doch wieder an zu rotieren, weil ich inzwischen ein bisschen die Übersicht verloren hatte und es vielleicht schon Plan TE Teil zwei war, oder es war erst Plan TE Teil eins oder womöglich sogar noch Plan C, Teil drei, wenn man vorher Plan D, Teil eins ganz wegließ und das nervige E sowieso, aber ich musste ja Oskar nicht auch noch durcheinanderbringen. Es war auf jeden Fall eine gute Idee.
    Ich hoffte bloß, dass sie sich auch wirklich in die Tat umsetzen ließ.

 
    Â 
    Oskar gefiel mein neuer Plan, behauptete er, aber er zog dabei eine Miene, als habe er in eine Zitrone gebissen, womöglich sogar eine mit giftigen Zitroniziden oder dergleichen auf der Schale.
    Â»Was ist los?«
    Â»Ich muss aufs Klo. Nötig.«
    Â»Groß oder klein?«
    Â»Beides.«
    Wir schafften es nicht bis zur Wohnung. Auf dem Weg nach oben, im ersten Stock, ertönte ein Rumpeln und neben uns flog die Tür zur Studentenwohnung auf.
    Jule hatte einen Rucksack geschultert. Sie trug einen violetten Anorak, der total gut zu ihren veilchenfarbenen Augen passte und noch total besser zu ihren glatten blonden Haaren, die immer glänzen wie der Sonnenschein im Frühling auf einem wogenden Meer voller Butterblumen und dabei duften wie morgenrote Rosen, die in einem verzauberten Garten zwischen mannigfachen anderen Blumen blühen, hinter denen freundlich murmelnd ein kleiner Bach seinen Lauf nimmt, an dessen heiteren Gestaden zierliche Rehe die Köpfe senken, um … irgendwas zu fressen. Wahrscheinlich Butterblumen.
    Ich kann nichts dafür, wenn ich romantisch werde. Ein wenig sind die

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