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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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beunruhigend, weil sofort mein Herz wieder loshämmerte, aber irgendwie klappte es, und ich schaffte es, mich neben Oskar zu quetschen, Porsche zu meinen Füßen abzustellen und durch die Scheibe in der Tür rauszugucken.
    Â»Wo sind wir eigentlich grade?«, sagte ich, die Nase gegen das kühle Glas gepresst. »Auf der Karte, meine ich. Ist das schon Norden?«
    Â»Nee. Eben waren wir noch in Brandenburg, aber inzwischen müsste das Mecklenburg-Vorpommern sein. Wir fahren bis Schwerin, das ist die Landeshauptstadt. Da steigen wir um.« Oskar hob umständlich den Arm mit der protzigen Uhr. »Viertel vor vier kommen wir an«, verkündete er laut. »Sechzehn Uhr fünfzehn geht es dann weiter.«
    Â»Schicke Uhr«, rief ich. »Die war bestimmt teuer!«
    Â»Hat mir mein Vater geschenkt.«
    Â»Cool!«
    Ich wartete eine Weile, bis er sicher sein konnte, dass seine Uhr leider wieder niemanden interessierte. »Ist das ab Schwerin ein größerer Zug?«, sagte ich dann leiser. »Mit mehr Platz?«
    Â»Ja. Ein Intercity. Zuletzt geht es nur mit einem Bus weiter. Die Tickets dafür kosten extra. Und das wird garantiert wieder enger.«
    Ich fand, das reichte völlig aus, um Reisen bescheuert zu finden. Es gab ja nicht mal eine besonders tolle Aussicht. Ab und zu hielten wir an einem unscheinbaren kleinen Bahnhof, ansonsten tuckerte draußen völlig unspektakulär dieses Mecklenburg-Vorpommern vorbei. Ich hatte auf ein paar Berge gehofft, wie in den Alpen, aber es war alles langweilig flach. Ab und zu sah man entfernt Wasser in irgendeinem kleinen See aufblitzen, doch hauptsächlich gab es bloß kleine Ortschaften, Felder und Äcker und jede Menge winzige schwarzbraune Hügel. Ich hielt sie erst für Kuhfladen oder Pferdekacke. Sie verschandelten mit ihrem Durcheinander die ganze Landschaft.
    Â»Maulwürfe«, sagte Oskar, als ich ihn darauf aufmerksam machte. »Die stehen unter Naturschutz.«
    Â»Warum?«
    Â»Vermutlich, weil es zu wenige von ihnen gibt.«
    Â»Zu wenige?« Ich zeigte aus dem Fenster. »Das da war ungefähr der zehntausendste Hügel, an dem wir vorbeigefahren sind!«
    Â»Na und? Lass sie doch buddeln, wenn sie Spaß dran haben.«
    Gut, sollten sie buddeln, ich konnte sie ja eh nicht davon abhalten. Trotzdem sah Mecklenburg-Vorpommern einfach schrecklich unordentlich aus.

    Im Intercity gab es richtige Abteile und ausreichend Platz, sogar zum Sitzen, und nachdem wir losgefahren waren, aus diesem Schwerin raus, wurden draußen auch die Maulwurfshügel weniger. Unglücklicherweise, bemerkte Oskar, bedeutete mehr Platz auch, dass wir sicherlich bald einen Schaffner am Hacken haben würden. Im Regionalexpress hatte sich keiner blicken lassen. Wahrscheinlich stecken geblieben zwischen den Passagieren. Oder in dem Gedränge mit Krampfadern zusammengebrochen.
    Â»Falls uns einer erwischt, sagen wir am besten, unsere Eltern hätten die Tickets und würden in einem anderen Wagen sitzen. Trotzdem sollten wir in Bewegung bleiben.«
    Na toll. Nach dem ewigen Rumgestehe hätte ich mich ganz gern mal gesetzt, um in Ruhe und Genüsslichkeit meine Schrippe zu essen. Wir hatten in Schwerin welche gekauft, allerdings nur eine für jeden, weil sie so teuer waren, plus eine gemeinsame große Flasche Mineralwasser ohne Bläschen, damit ich zur Not Porsche auch was davon abgeben konnte. Freundlicherweise hatte in der Bahnhofshalle ein Näpfchen mit Wasser für Reisehunde rumgestanden, also war er fürs Erste versorgt. Er schien sich prima ans Reisen zu gewöhnen, denn inzwischen war er in seinem Katzenkasten ziemlich ruhig geworden.
    Oskar und ich gingen langsam durch einen Wagen, dann durch noch einen. Kein Schaffner in Sicht. Aber dafür jede Menge Leute in bester Urlaubslaune. Ich hätte nie gedacht, dass so viele Menschen an einem einzigen Tag verreisten. Sie lachten und plauderten, andere lasen Bücher oder lösten Kreuzworträtsel, hörten Musik mit Kopfhörern oder quasselten in ihre Handys. Mütter kümmerten sich um quietschende Kinder, die noch lauter quietschten und aufgeregt ihre kurzen Finger ausstreckten, wenn sie Porsche in seinem Reisekasten sahen. Der Zug rumpelte und pumpelte gemütlich vor sich hin, und während wir uns langsam durch die Gänge und an den Abteilen vorbeischoben, vergaß ich fast für einen Moment, warum wir eigentlich unterwegs

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