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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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auf.«
    Â»Wer ist das?«
    Â»Der Schutzheilige der Rinder. Pferde auch, glaube ich.«
    Â»Wohnt der hier?«
    Â»Nein, der lebt schon seit fast 1900 Jahren nicht mehr. Starb den Märtyrertod. Die Römer haben ihn geköpft.«
    Â»Woher wissen Sie das?«
    Â»Sehr gläubige Großeltern und Urgroßeltern in der Landwirtschaft. Von denen stammt auch unser Häuschen hier. Entschuldige, aber ich muss mich ums Gepäck kümmern.«
    Während er gemeinsam mit Sven das Familiengepäck sortierte, sah seine Frau sich suchend um. »Hat eure Tante euch vergessen?«
    Â»Oh, sie hat gesagt, dass es mit dem Abholen etwas später werden könnte«, schaltete Oskar sofort wieder auf seine Lügengeschichten um. »Weil sie sich erst noch um das Baby kümmern muss.«
    Â»Was für ein Baby?«, sagte ich. Ich hatte gar nicht gewusst, dass unsere Tante eins hatte, und nur wegen Oskars mahnendem Blick fiel mir rechtzeitig wieder ein, dass wir eigentlich auch keine Tante hatten. »Ach, das Baby«, fügte ich schnell hinzu. »Hab ich ganz vergessen. Es ist ja noch so neu. Ein hübscher neuer kleiner Junge. Er heißt …«
    Â»Otto«, sagte Oskar.
    Â»Otto?« Svens Mutter zog die Nase kraus. »Jemand nennt sein Kind heutzutage noch Otto?«
    Â»Das ist ein Palindrom«, sagte ich. »So kann sie ihr Kind auch bequem von hinten rufen, wenn es ihr mal wegläuft. Praktisch, oder?«
    Â»Sie ist Linguistin«, erklärte Oskar.
    Ich kannte nur Linguine, das sind leckere flache Spaghetti, aber Svens Mutter wusste offenbar, was gemeint war. »Ist ja ein Ding! Na, da liegt die Gelehrsamkeit ja offenbar in der Familie.« Sie verpasste mir einen freundlichen Knuff. »Der Humor aber auch.«
    Sie kritzelte ihre Adresse auf einen Zettel und bat uns eindringlich, sie morgen auf jeden Fall sofort zu besuchen. Kurz darauf schnappte sich die ganze Familie ihre Rucksäcke und Rollkoffer, dann verabschiedeten sich die drei und zogen los.
    Sie waren schon ein Stück entfernt, als Sven sich von seinen Eltern löste, ihnen etwas gebärdete und noch mal zu uns zurückgelaufen kam.

    Und so sind wir in diesem Schuppen gelandet. Reingeschmuggelt von Sven. Der Schuppen gehört zum Haus von seinen Eltern. Das steht am Ortsrand, in einem verwilderten Garten mit vielen Obstbäumen. Super zum heimlichen Dranpullern für Porsche, aber leider weit weg vom Wasser und vom Strand. Wenn man durch die Ritzen in den Bretterwänden und dann zwischen den Obstbäumen durchguckt, sieht man hinter den Fenstern vom Wohnhaus gemütliches gelbes Licht. Ab und zu bewegen sich Schatten hinter den Vorhängen, zwei große und ein kleiner. So sieht das also aus, wenn eine Familie Urlaub macht.
    Der Schuppen steht voll mit Zeugs: Fahrräder, ein Rasenmäher, Schaufeln und Spaten und verballerte Eimer, eine rostige Kreissäge, alte Plastikkanister, eine schrecklich unaufgeräumte Werkbank, Campingmöbel und dergleichen. Trotzdem ist ausreichend Platz, um dazwischen zu pennen, sogar ziemlich bequem, denn Sven hat uns zwei Klappliegen aufgebaut. Als er uns die Taschenlampe brachte, hatte er auch noch zwei Wolldecken und für jeden einen Apfel dabei. Plus frisches Wasser und eine Schüssel für Porsches Trockenfutter. Plus unsere Plastikflasche, nagelneu abgefüllt zum Mitnehmen. Plus einen Zettel, auf den er geschrieben hatte, dass seine Eltern hier nicht reinkommen würden, jedenfalls nicht mehr heute Abend und bestimmt auch nicht gleich morgen früh. Es war nett, das aufzuschreiben, da kam ich mir nicht so ausgeschlossen vor. Es zu gebärden hätte ewig gedauert, und verstanden hätte es sowieso nur Oskar.
    Wie ich es geahnt hatte, war Sven schon im Zug klar geworden, dass mit uns was nicht stimmte. Und während der Busfahrt hat ihm Oskar dann alles verraten. Ich begriff nicht, wie jemand so schnell eine Fremdsprache hinkriegte, auch wenn Oskar meinte, er könne ja bisher nur ein paar Dutzend Wörter und das Fingeralphabet. Das sollte bescheiden klingen, aber eigentlich war es bloß angeberisch. Sven bemerkte es nicht. Er war viel zu sehr Feuer und Flamme für seinen neuen Kumpel.
    Morgen Mittag, Punkt zwölf Uhr, treffen wir ihn hier im Schuppen. So kann der Hundekasten hierbleiben, während Oskar und ich uns im Ort umsehen und einen Plan ausarbeiten, wie wir Julia finden können. Dann sehen wir weiter.
    Nachdem Sven

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