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Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Rico, Oskar und der Diebstahlstein

Titel: Rico, Oskar und der Diebstahlstein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Steinhöfel
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Sonnenschirmen obendrüber. Im frühen Sonnenlicht strahlten die Möbel fast schmerzhaft hell. Wir fanden ohne ein Problem freie Plätze an einem kleinen Tisch für zwei. Wir gehörten zu den ersten Gästen. Die Bedienung war eine junge Frau mit einem dunkelblonden Pferdeschwanz. Sie wünschte uns einen guten Morgen und strahlte dabei, als hätte sie das gute Wetter höchstpersönlich hergestellt. Plus die Korbmöbel. Als sie uns die Speisekarten unter die Nase hielt, sagte Oskar:
    Â»Gibt es so was wie ein Kinderfrühstück?«
    Â»Aber klar.«
    Â»Bio?«
    Â»Auch Bio.«
    Â»Und ist es groß?«, sagte ich, während ich Porsches Leine an der Stuhllehne befestigte. »Wir haben riesigen Hunger.«
    Â»Ich denke, ich kriege euch satt.« Sie schmunzelte. »Was darf’s denn zu trinken sein? Milch? Saft?«
    Â»Ist die Milch von den Hochlandkühen am Hafen?«, sagte ich.
    Â»Nein. Aus der Tüte, drüben von Edeka.« Sie hob rasch eine Hand, als Oskar etwas einwenden wollte. »Trotzdem Bio.«
    Â»Nehme ich«, sagte Oskar. »Bitte heiß und mit einem Löffel Honig.«
    Â»Wird gemacht.«
    Â»Und ich hätte gerne Apfelsaft. Kalt und ohne Honig.«
    Â»Schorle?«
    Â»Nein. Aber mit einer Hälfte Mineralwasser.«
    Â»Ehm … Das ist Schorle.«
    Â»Klar. Genau. Aber bitte mit Bläschen drin.«
    Sie sah mich kurz prüfend an, als hätte ich mich irgendwie verdächtig gemacht, obwohl Oskar mit seiner Bommelmütze viel verdächtiger aussah als ich. Dann begann sie auf ihren Block zu schreiben. »Mit … Bläs…chen … drin. Okay.« Sie steckte den Notizblock ein und zeigte quer über die Terrasse. »Wollt ihr nicht lieber an einen größeren Tisch, solange noch welche frei sind? Wenn eure Eltern nachkommen –«
    Â»Die verschlafen.« Oskar lächelte und zeigte seine großen Zähne. »Wir sind Sonntagswaisenkinder.«
    Â»Glückwunsch! Wenn jeder Tag ein Sonntag wäre, hm?«
    Bis das Frühstück kam, guckten wir uns einfach bloß um. Ich genoss die warme Luft auf meiner Haut, und ich genoss das Urlaubsgefühl. Dieses Prerow gefiel mir. In Berlin stehen in den meisten Straßen hohe Häuser dicht an dicht, und wenn es davor mal einen Grünflecken gibt, kann man ziemlich sicher sein, dass er von Hunden oder Betrunkenen als Toilette benutzt wird. Hier standen niedrige Häuser auf großen Grundstücken mit ordentlich Platz drum herum. In den Gärten grünten und blühten Blumen und Sträucher in allen Farben. Manche Wege waren geteert, andere waren kiesig oder einfach nur festgefahrene Erde. Alles wirkte langsamer und behäbiger als in Berlin. Klar, hier hatten die Menschen ja auch Urlaub, da gab es keinen Grund, sich zu hetzen. Viele von ihnen fuhren auf Fahrrädern herum. Auf dem Weg hierher waren wir an zwei Läden vorbeigekommen, wo man welche mieten konnte.
    Die Bedienung kam mit einem großen Tablett voller Sachen. Sie stellte alles auf den Tisch – Teller, Körbchen mit Schrippen und Vollkornbrot, kleine Platten mit Käse und Schinken, Schälchen voller Obst, ein gekochtes Ei und außerdem Konfitüre und Honig und – das war der Hammer – kleine Döschen mit Nutella drin.
    Â»So, bitte sehr!« Sie lächelte mich an, als sie meine Schorle vor mir abstellte. »Hat etwas länger gedauert, bis ich alle Bläschen im Glas hatte. Ein paar wollten flüchten.«
    Â»Das ist echt viel!«, sagte ich begeistert. »Danke!«
    Â»Ist das normale Frühstück. Für Große. Sonntagswaisen kriegen es heute ausnahmsweise zum Kinderpreis. Aber verratet mich nicht!«
    Sie blinzelte uns zu, bevor sie wieder ins Café verschwand. Oskar schaute ihr missbilligend nach und nippte kurz an seiner Milch. »Die will später nur ein dickes Trinkgeld!«
    Also echt!
    Â»Manche Leute sind vielleicht einfach nur freundlich«, erwiderte ich. »Ohne dass sie andere dazu bringen wollen, was zu tun oder zu denken, was die eigentlich nicht tun oder denken wollen.«
    Â»Du meinst Manipulation.«
    Â»Ja.«
    Er nippte noch mal an der Milch. »Sie will trotzdem Trinkgeld.«
    Die Frau war nett. Es war mir völlig egal, ob sie Manipulation machte oder nicht. Das tat Oskar schließlich auch, ohne mit der Wimper zu zucken, sobald es ihm in den Kram passte.
    Stimmt,

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