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Riemenschneider

Riemenschneider

Titel: Riemenschneider Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tilman Röhrig
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der Tüchtigste? Niemand versteht das Handwerk so wie Ihr.«
»Nehmt einen anderen. Ich tauge nicht für diese Aufgabe. Jahrelang hab ich Fürsten gedient, sogar an der Seite der Bündischen gekämpft. Nehmt nicht mich. Ihr habt doch schon den Florian Geyer …«
»Der hat den Hellen Haufen verlassen«, schnappte Hipler, und seine Stimme wurde schärfer: »Wir benötigen einen Feldhauptmann mit berühmtem Namen. Unsere Wahl ist auf Euch gefallen.«
Georg Metzler, der einfache Schankwirt, der in wenigen Wochen zum obersten Befehlshaber aufgestiegen war, setzte hinzu. »Es geht nicht ums Nein, nur ums Ja. Wir haben schon viele Herrenhäuser abgefackelt. Und Eure Burg Hornberg ist nicht weit von hier. Unsere Feldschlangen sind da schnell hingeschafft.«
»Langsam, langsam.« Bei der Erwähnung der Geschütze war Götz das Blut aus dem Gesicht gewichen. »Ich habe nicht Nein gesagt. Nichts hab ich gesagt. Gebt mir Bedenkzeit!«
Am nächsten Tag musste sich der Ritter entscheiden, keinen Tag später.
Götz wandte den Kopf. »Schlaf nicht im Sattel! Wehe dir, Kerl, wenn uns einer von diesen, diesen …« Er wagte das Wort nicht auszusprechen. »Gib acht, dass uns keiner folgt. Verflucht, ich wünscht, wir wären schon auf Hornberg.«
Die eigene Angst schlug Thoma im Hals, ließ ihn unvorsichtig werden. »Das habt Ihr Euch selbst eingebrockt.«
»Wage es nicht …« Götz nahm sein Pferd etwas zurück, sofort tat es ihm der Knappe gleich, und der Abstand zwischen ihnen blieb. »Ehe ich dir für die Frechheit deine hässlichen Ohren noch länger ziehe, will ich sofort wissen, was du gemeint hast!«
Die Drohungen waren im Lauf der vielen Jahre hohl geworden und tönten nur noch, zu lange lebten Herr und Knappe schon miteinander und konnten längst nicht mehr voneinander. »Ihr habt neulich in Schönthal den Mund zu voll genommen.«
»Untersteh dich!« Der Ritter stieß die Eisenhand in die Luft. »Ich musste meinen Bruder retten. Diese Bauern drohten, unsere Elternburg in Jagsthausen zu zerstören. Deshalb bin ich hingeritten und hab verhandelt. Aus Bruderliebe.«
»Ich weiß, Ihr wollt ein guter Mensch sein. Aber verzeiht, Herr, warum musstet Ihr auch noch vor den Bauernführern prahlen, dass Ihr viele Edelleute anbringen könnt, die auf ihrer Seite mitkämpfen?«
»Weil … weil die Sache gut ist. Auch der kleine Adel wird von den Fürsten unterdrückt. Ach was, ich glaub nicht dran.«
»Nur jetzt sind sie auf den Geschmack gekommen«, höhnte Thoma bekümmert. »So ein berühmter und einflussreicher Ritter als Feldhauptmann schmeckt ihnen.«
»Verdammt. O verdammt! Da leb ich seit ein paar Jahren friedlich in meinem Haus, und jetzt kommt Unruhe auf, und ich weiß nicht … Hätte der Pfalzgraf Ludwig nach mir gerufen, da wär ich gleich hin, aber jetzt soll ich auf die schwächere Seite, und das ist nicht gut.«
Daheim auf Hornberg empfing Frau Dorothea den Gemahl oben in ihrer Kemenate mit sorgenvoller Miene: »Und? Wozu hast du dich entschieden?«
Um nicht antworten zu müssen, drückte er ihr einen Kuss auf die Stirn, nahm die Hand und bedeckte auch diese mit Küssen.
»Gottfried, sag es mir!«
»Bitte, nimm doch Platz. Ich muss hinunter, hab noch einiges zu regeln.«
Vor kaum einem Monat war Dorothea aus dem Kindbett aufgestanden: Sie war noch sehr schwach, wollte aber nicht sitzen. »Nimm mir die Ungewissheit! Eher lasse ich dich nicht gehen.«
Lange ließ Götz den Atem aus den geblähten Wangen entweichen. »Erpresst haben sie mich, mich gezwungen, ihr Narr und Hauptmann zu werden.«
Frau Dorothea faltete die Hände und blickte hinauf. »Danke, Gott! O Herr, hab Dank, dass du mich erhört hast.«
»Wieso betest du hinter meinem Rücken …?« Der Ritter wischte mit dem nackten Armstumpf über die Stirn. » … betest, dass ich zu diesen undisziplinierten Rotten aus Tölpeln, Trampeln und Saufbolden gezwungen werde?«
»Mein Beschützer.« Sie schenkte ihr Lächeln und einen dankbaren Blick. »Das schreckliche Schicksal der Helfensteins in Weinsberg hat mich nicht mehr schlafen lassen. Jetzt aber weiß ich, mir und meinen Kindern bleiben das Unglück und auch die Schmach erspart.« Sie streichelte seine Wange. »Weil du, mein großer Held, für uns eintrittst.«
Götz hob Brust und Kinn, zeigte ihr den kühnen Blick aus früherer Zeit, so verließ er die Kemenate. Unten in der Halle ließ er sich schwer auf den ledernen Stuhl vor dem offenen Feuer nieder, leerte den Becher, verlangte von Thoma mehr, trank erneut bis

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