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Riesling zum Abschied

Riesling zum Abschied

Titel: Riesling zum Abschied Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Grote
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haben noch nicht bestellt? Kennen Sie dieses Restaurant? Eine ausgezeichnete Küche und exzellente Weine. Schloss Johannisberg ist im Grunde genommen ein Synonym für   ...«
    »Ich weiß«, unterbrach ihn Thomas, »wenn man hier studiert, kommt man nicht daran vorbei.«
    »Nett gesagt, ich vergaß, ich habe es mit einem Experten zu tun.« Das Lächeln kam ziemlich von oben herab. »Der Johannisberg ist ein markanter Punkt unserer Weinlandschaft. Sie kennen die wechselvolle Geschichte des Berges?«
    Vormwald überflog beim Sprechen die Speisekarte und |200| sah sich nach dem Ober um. Die Frage war rhetorisch, denn an einer Antwort schien er wenig interessiert. »Ihr bedauernswerter Freund studierte dasselbe wie Sie? Na ja«, der Anwalt nahm die Pose eines Menschen ein, den die Last des Lebens drückt, er seufzte. »Daraus wird wohl auf absehbare Zeit nichts mehr werden, darauf sollten Sie sich einstellen.«
    Vormwald sprach vor sich hin, ohne Thomas anzusehen.
    »Wieso glauben Sie das?«
    Wieder sprach Vormwald, ohne Thomas eines Blickes zu würdigen. »Ich denke, Sie kennen den Fall? Sie kennen das Opfer, Sie waren bei der Hausdurchsuchung und bei der Verhaftung zugegen, Sie haben sich mit dem Staatsanwalt angelegt und sich beim Kommissar alle Sympathien verscherzt, wie mir berichtet wurde. Das war nicht besonders intelligent, Sie schaden Ihrem Freund. Der Fall ist traurig und leider auch sehr klar. Wir finden nichts, was Manuel Stern entlastet. Die Beweise sind erdrückend.« Das alles war vorgetragen, als würde es sich um Vorwürfe handeln.
    »Sie sprechen von Indizien, nicht von Beweisen, Herr Anwalt.«
    »Seien Sie nicht spitzfindig. So leid es mir tut, das zu sagen, alles weist auf Ihren Freund als Täter hin.«
    »Manuel hat Alexandra nicht umgebracht, davon müssen Sie ausgehen. Alles andere führt in die Irre.« Thomas nahm die Speisekarte, die ihm der Anwalt reichte. Es war unklar, ob er etwas gefunden hatte, was ihm zusagte. Dabei wäre ihm eine Diät gut bekommen, der Bauch quoll über den Gürtel.
    Vormwald winkte dem Ober, bestellte eine große Flasche Wasser und ein Erstes Gewächs, »den aktuellen Silberlack kann ich empfehlen, der ist ausgezeichnet.« Er wartete auf die Zustimmung des Obers, aber der wandte sich ab.
    Thomas war heilfroh, dass Johanna Breitenbach ihn gewarnt hatte, sonst hätte er Vormwalds Arroganz nicht ertragen |201| und wäre auf der Stelle gegangen. So aber konnte er seine Frage emotionslos stellen, obwohl er sich maßlos darüber ärgerte, dass sich ein Verteidiger noch vor dem eigentlichen Kampf zurückzog.
    »Dann sagen Sie mir bitte, um welche Art von Indizien oder Beweise es sich handelt. Ich kenne keine.«
    Der Anwalt lehnte sich zurück, atmete tief ein, wurde ernst, sein Blick ging wieder an Thomas vorbei ins Tal, aber er sah nur sich selbst. »In der Wohnung des Opfers finden sich so viel DN A-Spuren wie   ...«
    »Ist doch kein Wunder, er war mit Alexandra zusammen.«
    »...   sein Wagen wurde zur fraglichen Zeit vor dem Haus gesehen, dafür gibt es Zeugen.«
    »Das streitet Manuel auch nicht ab. Er war am Sonntag bei ihr. Aber gilt das auch für die Zeit des Mordes?«
    »Ob es Mord war oder Totschlag, worauf ich plädieren würde, wissen wir noch nicht.«
    »Sie haben meine Frage nicht beantwortet!«
    Die scharfe Art, in der Thomas den letzten Satz vorgebracht hatte, befremdete Vormwald offenbar. Mit einem missbilligenden Blick griff er wieder zur Speisekarte und starrte stirnrunzelnd hinein.
    »Ihr Freund hat für die fragliche Zeit kein Alibi. Weshalb ist er nicht wie sonst mit Ihnen auf Ihr Weingut mitgefahren? Das kann als Vorsatz interpretiert werden.«
    »Alexandra hatte ihn darum gebeten.«
    »Woher wissen Sie das?«
    »Manuel hat’s mir gesagt.«
    »Sie glauben, dass eine derartige Aussage vor Gericht Bestand hat? Machen Sie sich nicht lächerlich, Sie sind der beste Freund, Sie werden lügen.«
    »Ist das Ihre Meinung, oder nehmen Sie die Einstellung der Richter voraus? Dann vereidigen Sie mich doch. Sie können vor Gericht den entsprechenden Antrag stellen.«
    |202| »Ich bin der Advocatus Diaboli, ich spiele des Teufels Anwalt.«
    Den spielt er nicht nur, dachte Thomas.
    »Herr Ober!« Vormwald legte die Speiskarte demonstrativ beiseite. »Ich nehme als Vorspeise das Carpaccio vom Weideochsen und als Hauptgericht das Kalbsrückensteak. Beilagen?«
    »Trüffeljus auf Blattspinat und gefüllte Trüffelsäckchen.«
    »Sehr gut. Hinterher bringen Sie mir

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