Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Überwachungsgeräte enthielt, erkannte Vicky, dass es reine Kosmetik war.
Der Puls des Mannes war kaum noch zu spüren.
Sie hörte das Heulen des Knochenbohrers. Es war der schnellste Weg, um die Notkanüle zu legen und Medikamente hineinzupumpen. Sie half Phil dabei, den Knochen unter dem Fleisch des intakten Beins zu ertasten. Der Profi in ihr brach sich Bahn, und sie schob alle Emotionen beiseite. Sie mussten es versuchen. Sie würden es versuchen.
»Bleib bei uns«, drängte sie.
Es war klar, dass der arme junge Mann am Radlauf eingeklemmt und überfahren worden war. Der Reifen hatte seine Körpermitte zerquetscht und den Bauch aufplatzen lassen. Phil Davidson schätzte im Geiste den Schaden ein, den die inneren Organe und Knochen genommen hatten. Es sah aus, als wäre das Becken zerschmettert, was allein schon zu massiven inneren Blutungen führte. Hinzu kamen alle anderen Verletzungen.
Am besten, der Junge starb schnell, dachte er, während er entschlossen weiterarbeitete.
11
ROY GRACE WAR ENTSETZT, wie blass Cleo aussah. Sie lag in einem Zimmer mit hellblauen Wänden, das mit medizinischen Geräten vollgestopft war. Die schöne Aussicht über Kemp Town bemerkte er kaum. Ein großer Mann Anfang dreißig stand neben ihr und notierte gerade ein Messergebnis.
Cleo trug ein grünes Krankenhausnachthemd, und ihr blondes Haar hatte seinen üblichen Glanz verloren. Sie begrüßte Roy mit einem schwachen Lächeln, als freute sie sich über seinen Besuch, schämte sich aber gleichzeitig, dass er sie so sah. An ihrer Brust war ein Gewirr aus Elektroden befestigt, und am Daumen trug sie einen Pulsmesser.
»Tut mir leid«, sagte sie kleinlaut, als er ihre Hand drückte, und erwiderte seinen Druck ganz schwach.
Furchtbare Panik stieg in ihm auf. Hatte sie das Baby verloren? »Was ist passiert?«
Der Mann blickte auf. Er trug einen Anstecker mit der Aufschrift Dr. N. Cross, Assistenzarzt . »Sind Sie der Ehemann?«
»Verlobter.« Er brachte das Wort kaum heraus. »Roy Grace.«
»Ach ja, natürlich.« Der Assistenzarzt warf einen Blick auf Cleos Verlobungsring. »Nun, Mr Grace, Cleo geht es gut, aber sie hat viel Blut verloren.«
»Was ist passiert?«
Ihre Stimme klang schwach. »Ich hatte gerade mit der Arbeit angefangen – ich wollte eine Leiche für die Autopsie vorbereiten und begann plötzlich zu bluten, ganz stark, als wäre etwas in mir explodiert. Ich dachte, ich würde das Baby verlieren. Dann bekam ich furchtbare Schmerzen, wie Magenkrämpfe. Als Nächstes lag ich auf dem Boden, und Darren beugte sich über mich. Er hat mich hergefahren.«
Darren war ihr Assistent im Leichenschauhaus.
Grace schaute sie mit einer Mischung aus Erleichterung und Ungewissheit an. »Und das Baby?«
»Wir haben eben einen Ultraschall gemacht«, erwiderte der Assistenzarzt. »Der Befund nennt sich Placenta previa. Ihre Plazenta befindet sich ungewöhnlich weit unten.«
»Was – was bedeutet das – für unser Baby?«, fragte Grace sorgenvoll.
»Es gibt Komplikationen, aber Ihrem Baby geht es im Augenblick gut«, sagte Dr. Cross freundlich, doch mit einem düsteren Unterton in der Stimme. Dann drehte er sich zur Tür und nickte jemandem zu.
Ein kräftig gebauter Mann mit Brille, der wie ein wohlwollender Bankmanager wirkte, kam herein.
»Dr. Holbein, das ist Cleos Verlobter.«
»Freut mich.« Er gab Grace die Hand. »Ich bin Des Holbein, der zuständige Gynäkologe. Gut, dass Sie hier sind. Wir müssen nämlich einige Entscheidungen treffen.«
Die Angst durchfuhr Roy Grace wie ein Stich, doch die nüchterne Art des Gynäkologen wirkte beruhigend.
»In der 21. Woche war Cleo zu einem Routine-Ultraschall hier. Damals sah alles gut aus. Allerdings hat das Baby seitdem nicht zugenommen, was kein gutes Zeichen ist. Es bedeutet, dass die Plazenta nicht richtig arbeitet. Sie reicht aus, um das Baby am Leben zu erhalten, aber nicht, um es wachsen zu lassen.«
»Was bedeutet das?«
Des Holbein lächelte wie ein Bankmanager, der ein Darlehen gewährt, wenn auch zu härtesten Bedingungen. »Nun, eine Möglichkeit wäre, es jetzt zu holen.«
»Jetzt?«
»Ja, aber in der 23. Schwangerschaftswoche lägen die Überlebenschancen nur knapp über fünfzig Prozent. In einem Monat würden sie auf über neunzig Prozent steigen. Wenn wir es bis zur 34. Woche schaffen, liegen sie bei achtundneunzig Prozent.« Er schaute beide nacheinander an, ohne eine Miene zu verziehen.
Auf einmal spürte Grace einen völlig irrationalen Zorn
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