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Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)

Titel: Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter James
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eine Fahrradlampe, einen Sattel und einen Reflektor auf der Straße. Daneben etwas, das sie auf den ersten Blick für einen Stoffschlauch mit einem Turnschuh daran hielt. Dann schnürte es ihr die Kehle zusammen, und sie konnte die Galle nur mühsam hinunterschlucken. Sie und Phil liefen durch den Regen hinter den Vierachser und drängten sich vorsichtig durch die Menge. Eine junge Frau kniete halb unter dem Lkw, machte aber sofort Platz. »Ich habe noch einen Puls gespürt.«
    Die Rettungssanitäter nickten zum Dank, knieten sich hin und schauten unter das Fahrzeug.
    Es war ziemlich dunkel und roch nach Erbrochenem, vermischt mit Motoröl und heißem Metall. Phil roch noch etwas anderes, den warmen, kupfernen Geruch von Blut, der ihn immer daran erinnerte, wie er als Kind mit seiner Mutter beim Metzger eingekauft hatte.
    Vicky sah einen jungen Mann mit kurzem dunklen Haar, das blutverschmiert war. Sein Gesicht war aufgerissen, der Körper verkrümmt. Er hatte die Augen geschlossen. Er trug einen zerfetzten Anorak und Jeans. Ein Hosenbein hatte sich um den Radlauf gewickelt. Aus dem anderen ragte ein weißer, von zerfetztem Jeansstoff umgebener Knochenstumpf hervor.
    Anorak und T-Shirt waren am Bauch aufgerissen, und eine Darmschlinge lag in einer Pfütze auf dem Asphalt.
    Vicky kroch als Erste unter den Wagen und fühlte den Puls. Sehr schwach. Die beiden Rettungssanitäter waren sofort über und über mit Öl, Schmutz und Blut verschmiert, so dass der blaue Stoff ihrer Kittel nicht mehr zu erkennen war.
    »VIELNAL«, flüsterte Phil Davidson grimmig.
    Sie nickte und schluckte wieder Galle hinunter. Den Begriff kannte sie von dem tödlichen Unfall, der nicht weit von hier geschehen war. Es war der Galgenhumor der Rettungssanitäter, ein Überlebensmechanismus, um mit entsetzlichen Anblicken fertig zu werden. Er stand für: Völlig im Eimer, leider noch am Leben.
    Wenn die inneren Organe schon auf dem Asphalt lagen, gab es kaum eine Chance für das Opfer. Selbst wenn der Mann technisch noch am Leben war, würde ihn die Infektion töten. Sie wandte sich an ihren erfahreneren Kollegen.
    »Puls?«
    »Schwacher Radialpuls.« Das bedeutete, dass sein Blutdruck noch ausreichte, um einige Organe zu versorgen.
    »Bleiben und Spielen«, flüsterte er. Ihnen blieb nichts anderes übrig, als vor Ort etwas zu versuchen, da sie ihn wegen des eingeklemmten Beins nicht bewegen konnten. »Ich hole den Koffer.«
    Bleiben und Spielen stand eine Stufe über Aufsammeln und Abhauen. Es hieß, dass die Chancen des Opfers zwar gering waren, sie aber alles versuchen würden, bis derjenige tatsächlich gestorben war.
    Eine Sirene näherte sich. Dann hörte Vicky, wie Phil über Funk die Feuerwehr verständigte, die schweres Gerät zum Anheben des Lkw mitbringen sollte. Sie drückte dem jungen Mann die Hand. »Halte durch. Kannst du mich hören? Wie heißt du?«
    Keine Antwort. Sein Puls wurde schwächer. Die Sirene lauter. Sie betrachtete den Beinstumpf. Fast kein Blut. Das einzig Positive. Menschliche Körper waren dafür geschaffen, mit Traumata umzugehen. Die Kapillargefäße schlossen sich. Es war wie bei dem Unfall vor zwei Jahren, bei dem ein Junge gestorben war, obwohl er kaum geblutet hatte. Der Körper versetzte sich selbst in einen Schockzustand. Wenn sie eine Aderpresse anlegen konnten und vorsichtig mit den Eingeweiden umgingen, hätte er vielleicht noch eine Chance.
    Sie drückte ihre Finger fest auf die Radialarterie. Der Puls wurde immer schwächer.
    »Halte durch. Halte einfach durch.« Sie schaute ihm ins Gesicht. Ein gutaussehender Junge. Aber er wurde immer blasser. »Bleib bei mir, alles wird gut.«
    Der Puls war kaum noch spürbar.
    Sie bewegte die Finger, suchte verzweifelt nach einer Bewegung. »Du schaffst es«, flüsterte sie. »Du kannst das! Na los, nicht aufgeben!«
    Die Sache war persönlich geworden.
    Für Phil mochte es nur ein VIELNAL sein, aber für sie war es eine Herausforderung. Sie wollte ihn in zwei Wochen im Krankenhaus besuchen und im Bett sitzend vorfinden, umgeben von Grußkarten und Blumen. »Na los!«, drängte sie ihn, schaute auf den dunklen Bauch des Lastwagens, den schlammverkrusteten Radlauf, die verschmierten Träger des Fahrwerks. »Nicht aufgeben!«
    Phil kroch mit seiner roten Tasche und dem Blutungsset unter den Lkw. Mehr konnte die moderne Medizintechnik einem Traumaopfer nicht bieten.
    Doch als er die rote Tasche öffnete, die Ampullen mit lebensrettenden Medikamenten, Instrumente und

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