Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
männliche Sanitäter, den er vom Sehen kannte, schüttelte den Kopf. »Sieht nicht gut aus, wir verlieren ihn.«
Es war die einzige Information, die der Polizeibeamte im Augenblick brauchte. Alle Todesfälle im Straßenverkehr wurden als mögliches Tötungsdelikt behandelt, bis das Gegenteil erwiesen war. Als einziger Beamter vor Ort war es seine Pflicht, die Unfallstelle wie einen Tatort abzusperren. Danach würde er dafür sorgen, dass die beteiligten Fahrzeuge und Zeugen an Ort und Stelle blieben. Erleichtert hörte er in der Ferne weitere Sirenen.
Er lief zu seinem Wagen und rief dabei in die Menge: »Wer den Unfall gesehen hat, kommt bitte zum Streifenwagen. Ich brauche Ihren Namen und Ihre Telefonnummer.« Aus dem Kofferraum holte er ein faltbares Schild mit der Aufschrift STRASSE GESPERRT – POLIZEI und stellte es kurz hinter seinem Wagen auf. Gleichzeitig gab er über Funk durch, dass sie es womöglich mit Fahrerflucht zu tun hatten. Er forderte die Feuerwehr und weitere Verstärkung an.
Er nahm eine Rolle mit blau-weißem Band, befestigte ein Ende an einem Laternenpfahl und das andere an einem Verkehrsschild auf der gegenüberliegenden Seite. Als er fertig war, sah er zwei Beamte seiner Einheit auf sich zulaufen. Er wies sie an, die Straße jenseits der Unfallstelle abzusperren und die Namen und Telefonnummern möglicher Zeugen zu notieren.
Er zog seine Sicherheitsjacke aus und breitete sie über das abgetrennte Bein, um den Umstehenden den furchtbaren Anblick zu ersparen und um zu verhindern, dass ein Schaulustiger weitere Fotos davon machte. »Gehen Sie auf die andere Seite der Absperrung!«, brüllte er. »Falls Sie Zeuge sind, steigen Sie in den Streifenwagen, ansonsten gehen Sie weiter!«
Weitere Einsatzfahrzeuge trafen ein. Er sah einen zweiten Rettungswagen und den Notarztwagen. Vor allem aber konzentrierte er sich darauf, die Fahrer des Lkw und des Audi inmitten der Masse Schaulustiger und Zeugen zu identifizieren.
Eine elegant gekleidete Frau mit regennassem Haar stand in der Nähe der offenen Fahrertür des Audi und starrte wie gebannt auf den Lkw.
Er eilte zu ihr hinüber. »Sind Sie die Fahrerin dieses Wagens?«
Sie nickte mit leerem Blick und schaute unverwandt über seine Schulter.
»Sind Sie verletzt? Brauchen Sie ärztliche Hilfe?«
»Er tauchte aus dem Nichts auf, aus der Seitenstraße, und fuhr genau auf mich zu. Ich musste ausweichen, sonst hätte ich ihn erwischt.«
»Wen?« Er beugte sich vor, um an ihrem Atem zu riechen. Ein schwacher Hauch von Alkohol.
»Den Radfahrer«, sagte sie wie betäubt.
»Haben Sie einen weißen Lieferwagen gesehen?«
»Er war genau hinter mir, er ist ganz dicht aufgefahren.«
Pattenden warf einen raschen Blick auf den Audi. Obwohl die Motorhaube zusammengedrückt war und die Airbags sich geöffnet hatten, wirkte das Wageninnere intakt.
»Gut, Madam, würden Sie bitte für einige Minuten in Ihren Wagen steigen?« Er nahm sie sanft bei den Schultern und drehte sie von der Unfallstelle weg. Wenn Fahrer, die in einen schweren Unfall verwickelt waren, zu lange auf das Grauen starrten, erlitten sie ein Trauma. Die Frau war schon kurz davor. Er schob sie zu ihrem Auto und sah zu, wie sie einstieg. Die Tür ließ sich nur mühsam öffnen, vermutlich waren die Scharniere verbogen.
Ein Polizeihelfer kam auf ihn zugelaufen. »Sind noch mehr von euch da?«
»Ja, Sir.« Der Mann deutete auf zwei Kollegen, die sich im Laufschritt näherten.
»Gut. Sie warten hier und sorgen dafür, dass die Dame im Wagen bleibt.«
Zu seiner Erleichterung tauchte die schlanke Gestalt seines diensthabenden Vorgesetzten Sergeant Paul Wood auf, der mit entschlossener Miene auf ihn zukam. Er trug eine Rolle Absperrband und unter jedem Arm einen Absperrkegel.
Nun blieb nicht mehr alles an ihm hängen.
13
CARLY SASS WIE BETÄUBT in ihrem Auto und war dankbar für den Regen, der Windschutzscheibe und Seitenfenster undurchsichtig machte. Draußen stand die dunkle Gestalt des Polizeihelfers wie ein Wachposten. Ihr Herz hämmerte in der Brust. Sie hatte das Radio wie immer auf den Lokalsender Southern Counties eingestellt und hörte die fröhliche Stimme von Neil Pringle, registrierte aber überhaupt nicht, was er sagte.
Die Bilder von dem, was gerade unter dem Lkw passierte, gingen ihr einfach nicht aus dem Kopf. Plötzlich wurde Pringles Stimme durch eine Verkehrsdurchsage unterbrochen. Die Portland Road in Hove sei wegen eines schweren Unfalls gesperrt.
Ihres Unfalls.
Es
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