Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
dem Krankenhaus abholen.
Die Besprechung konzentrierte sich vor allem auf die mögliche Schadensbegrenzung, nachdem die Eltern die gewaltige Belohnung ausgesetzt hatten. Sie hatte überall Schlagzeilen gemacht und zu Verschwörungstheorien geführt. Danach war Tony Revere von einer Gangsterfamilie aus Brighton oder einem rivalisierenden Mafiaclan ermordet worden oder hatte als Undercoveragent für die CIA gearbeitet.
Glenn Branson und Bella Moy hatten dem Team vom Besuch der Eltern im Leichenschauhaus berichtet und beschrieben, wie die Reveres reagiert hatten. Beide waren einer Meinung, dass die Eltern offenkundig an einen tragischen Unfall und nicht an einen Mordanschlag glaubten. Allerdings waren sie wütend gewesen, weil sie die Leiche nicht sofort überführen konnten und ihr Sohn möglicherweise einer zweiten Autopsie unterzogen werden sollte. Philip Keay hatte erklärt, dass es durchaus in ihrem Interesse liegen könnte. Sollte man den Fahrer des Lieferwagens ermitteln und vor Gericht stellen, würde sich die Verteidigung möglicherweise nicht mit den Ergebnissen der ersten Autopsie zufriedengeben.
Darauf hatte Tony Reveres Vater zu Branson gesagt, man müsse ja wohl kein beschissener Sherlock Holmes sein, um die Todesursache festzustellen.
Tracy Stocker hob die Hand. »Chef, Philip Keay und ich haben den Eltern erklärt, dass man ungeachtet einer zweiten Autopsie die Leiche ohnehin erst dann freigeben würde, wenn die Ergebnisse der toxikologischen Untersuchung vorlägen. Dies könne mindestens zwei Wochen dauern. Die Tatsache, dass Tony Revere auf der falschen Straßenseite gefahren ist, könnte darauf hinweisen, dass er möglicherweise Drogen oder Alkohol konsumiert hatte.«
»Lassen wir das volle Programm laufen, Roy?«, erkundigte sich David Howes.
Die Regierung verlangte vom Chief Constable Tom Martinson, er solle fünfunddreißig Millionen Pfund aus dem jährlichen Polizeibudget einsparen. Man hatte die Kripo aufgefordert, nur dringend notwendige Laboruntersuchungen durchführen zu lassen, da diese hohe Kosten verursachten. Eine vollständige toxikologische Untersuchung einschließlich der Augenflüssigkeit kostete über zweitausend Pfund.
Normalerweise hätte Grace versucht, das Geld zu sparen, immerhin war der Radfahrer auf der falschen Straßenseite gefahren. Die Frau im Audi hatte zwar die Promillegrenze überschritten, war aber allem Anschein nach nicht für den Zusammenstoß verantwortlich gewesen. Der Fahrer des Lieferwagens hingegen hatte eine rote Ampel missachtet und würde einer ernsthaften Strafe entgegensehen. Auch der Lastwagenfahrer hatte den Unfall nicht verhindern können. Der toxikologische Bericht würde den Tatsachen nichts hinzufügen, sondern höchstens erklären, weshalb der Radfahrer auf der falschen Straßenseite gefahren war, was allerdings für die Verteidigung des Lieferwagenfahrers relevant sein könnte.
Andererseits war es keine normale Situation. Die Eltern des Verstorbenen waren außer sich, was nur natürlich war, würden aber womöglich selbst die Initiative ergreifen. Er war sich ziemlich sicher, dass sie umgehend ihre New Yorker Anwälte kontaktieren würden. Tom Martinson war ein vorsichtiger Mann. Falls die Eltern die Audifahrerin, den Fahrer des Lieferwagens und den Lkw-Fahrer beschuldigten, würde sich die Versicherung zunächst an die Polizei wenden, um herauszufinden, ob man dort eine mögliche Teilschuld des Radfahrers in Betracht gezogen hatte. Und sie würde viele unangenehme Fragen stellen, unter anderem auch nach einem toxikologischen Bericht.
»Ja, David, genau das machen wir. Es ist leider notwendig«, antwortete Grace und legte dem Team kurz seine Gründe dar. »Es freut mich, dass ich von einem möglichen Durchbruch heute Morgen berichten kann. Ein Fingerabdruck, der von dem kaputten Außenspiegel stammt, der vermutlich beim Zusammenstoß mit dem Radfahrer abgebrochen ist, konnte identifiziert werden.«
Alle Augen waren auf ihn gerichtet. Plötzlich wurde es ganz still im Raum, nur Norman Pottings Handy meldete sich mit der Titelmelodie von Indiana Jones. Er drückte das Gespräch weg und murmelte eine Entschuldigung. Dann zirpte das Telefon von PC Davies, der rasch aufs Display blickte und das Gespräch ebenfalls wegdrückte.
»Der Abdruck stammt von Ewan Preece, einem 31-jährigen verurteilten Drogenhändler, der die letzten drei Wochen einer sechsjährigen Haftstrafe im Ford Prison verbüßt. Er absolviert ein Rehabilitationsprogramm, bei
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