Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
dem er tagsüber auf einer Baustelle in Arundel arbeitet. Am Mittwoch, dem 21. April, dem Tag des Unfalls, kehrte er abends nicht ins Gefängnis zurück. Ich habe in Swansea alle Zulassungen prüfen lassen. Auf seinen Namen war nur ein Ford Fiesta Baujahr 1984 zugelassen, der vor einigen Monaten beschlagnahmt und verschrottet wurde, weil seit längerem keine Steuer und Versicherung gezahlt wurden.«
»Den Namen kenne ich«, sagte Norman Potting. »Ein kleiner Scheißer. Den habe ich vor Jahren mal wegen Autodiebstahls hochgenommen. War mal einer von den Unruhestiftern aus Moulscomb.«
»Wissen Sie, was er jetzt macht, Norman? Wo er sein könnte? Warum sollte jemand so etwas riskieren, wenn er nur noch drei Wochen absitzen muss?«
»Ich weiß, wen ich fragen muss, Boss.«
Grace machte sich eine Notiz dazu. »Gut. Halten Sie mich auf dem Laufenden. Ich habe unmittelbar vor dieser Besprechung mit Lisa Setterington, einer leitenden Angestellten des Gefängnisses, telefoniert. Sie hat gesagt, Preece habe sich tadellos betragen, eine Ausbildung als Stuckateur gemacht, Bewerbungen geschrieben. Sie sagt, sie kenne ihn gut, und es passe gar nicht zu seinem Charakter.«
»Bei einem Ganoven wie Preece?«, schnaubte Potting. »Ich weiß noch, wie er mit fünfzehn war. Damals war ich Gemeindepolizist. Er war offiziell verwarnt worden, weil er sich mit Jugendlichen herumtrieb, die Spritztouren mit gestohlenen Autos unternahmen. Er tat mir leid, und ich besorgte ihm ein Vorstellungsgespräch bei der Holzfirma Wenban-Smith, aber er ist nie dort aufgetaucht. Ein paar Wochen später bin ich ihm begegnet und habe ihn gefragt, weshalb er nicht hingegangen sei. Er erzählte, seine Familie sei aus der Sozialwohnung ausgewiesen worden.« Potting nickte. »Es ist schlimm, wenn man kleine Kinder hat und aus einer Sozialwohnung ausgewiesen wird, er hatte einfach keine Chance. Ich dachte, vielleicht ist er ja doch ein anständiger Kerl. Also wettete ich mit ihm um zehn Pfund, dass er an seinem sechzehnten Geburtstag im Gefängnis sitzen würde. Er nahm die Wette an.«
»Ihr eigenes Geld?«, fragte Bella Moy ungläubig.
Er nickte. »Es bestand keine Gefahr, die Wette zu verlieren. Sechs Monate später wurde er wegen Autodiebstahls eingelocht. Überrascht mich gar nicht, dass er so geendet ist.« Er nickte wehmütig.
»Hat er seine Wettschuld bezahlt?«, wollte David Howes wissen.
»Haha!«
»Chef, es könnte nützlich sein, im Gefängnis die Belohnung zu erwähnen«, warf Nick Nicholas plötzlich ein. »Vermutlich weiß jemand dort drinnen, was Preece vorhatte. Die wissen immer über die Pläne der anderen Bescheid.«
»Gute Idee«, sagte Grace. »Norman, Sie fahren hin und sehen zu, ob jemand mit Ihnen reden will.«
»Geht in Ordnung, Boss. Ich weiß auch, wo ich mich in Brighton selbst umhören kann. Ein Typ wie Ewan Preece kann sich nicht lange verstecken.«
»Vor allem nicht, wenn 100000 Dollar auf seinen Kopf ausgesetzt sind«, sagte Grace.
32
WIE JEDEN MORGEN STAND TOOTH in der Dämmerung auf, bevor die Sonne zu heiß wurde. Zusammen mit seinem Partner lief er regelmäßig fünfzehn Kilometer in den ausgedörrten Hügeln in der Nähe seines Hauses.
Wenn er nach eineinhalb Stunden zurückkam, trainierte er noch mit Gewichten in dem kleinen, klimatisierten Fitnessstudio, das er sich im Gästezimmer eingerichtet hatte, während Yossarian geduldig aufs Frühstück wartete. Danach folgte das Kampfkunsttraining. Hinter den feindlichen Linien waren Schusswaffen manchmal unpraktisch gewesen, doch Tooth konnte auch mit bloßen Händen kämpfen. Sie waren ihm sogar lieber als Messer. Mit bloßen Händen konnte man Menschen sehr viel mehr Schmerzen zufügen, man musste nur die richtigen Stellen kennen. Man konnte ihre Trommelfelle, Augäpfel oder Hoden zum Platzen bringen. Man konnte ihnen sehr weh tun, bevor man sie tötete, ohne eine Blutspur zu hinterlassen.
Er übte die Bewegungen ein, arbeitete vor allem mit den Handmuskeln, schlug mit Gewichten an den Händen gegen den Punchingball und übte das Zudrücken. Er mochte klein sein, konnte aber mit der linken oder rechten Hand einen Ziegelstein zermalmen.
Als er im Fitnessraum fertig war, ging er unter die Dusche, schüttete seinem Partner Trockenfutter in den Napf und kippte eine Dose Nassfutter darüber. Er stellte das Futter auf den Balkon und setzte sich kurz darauf mit seinem eigenen Frühstück dazu. Er aß mit Wasser angerührtes Energiepulver und schaute dabei auf das
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