Rigor Mortis: Thriller Ein neuer Fall für Roy Grace (German Edition)
Jahren beim Schießen auf der Kirmes gewonnen, er erinnerte sich noch an Sandys Freudenschrei. Als er später danach gegoogelt hatte, erfuhr er, dass ein Gefährte für den Fisch von großer Bedeutung sei. Leider hatte Marlon alle Gefährten nacheinander aufgefressen.
Er warf einen Blick aus dem Fenster und erlitt den nächsten Schock. Der Rasen war gemäht. Was war nur in seinen Freund gefahren? Hatte das Schild ihn in Panik versetzt? Hoffte er, Grace werde es sich anders überlegen, wenn er das Haus aufräumte?
Er schaute auf die Uhr. Es war kurz vor drei, er hatte gesagt, er werde Cleo nach der Visite im Krankenhaus abholen. Er machte sich eine Tasse Tee und schaute die Post durch, wobei er die Werbung in den Papierkorb warf. Der Rest waren hauptsächlich Rechnungen und eine Mahnung des Finanzamtes, weil er die Steuerplakette für seinen verschrotteten Alfa Romeo nicht erneuert hatte. Dann stieß er auf einen Brief, der an Mrs Sandy Grace adressiert war. Es war eine Einladung zu einer privaten Vernissage in einer Kunstgalerie in Brighton. Sandy hatte sich sehr für moderne Kunst interessiert. Er warf sie weg. Da musste jemand wirklich eine uralte Adressliste im Computer haben.
*
Zwanzig Minuten später fuhr er die Promenade entlang in Richtung Kemp Town und fragte sich noch immer, weshalb Glenn Branson sich so viel Mühe mit dem Haus gegeben hatte. Schlechtes Gewissen? Wieder fiel ihm der Anwurf von Peter Rigg ein, der immer noch schmerzte. Nicht zu fassen, was diese Giftspritze Alison Vosper dem ACC geraten hatte.
Seine Aufklärungsrate in den vergangenen zwölf Monaten war gut. Jeder Fall war erfolgreich abgeschlossen worden. Sicher, zwei Verdächtige waren in einem Auto gestorben und zwei Mitglieder seines Teams verletzt worden. Vielleicht hätte er vorsichtiger sein sollen – aber hätte er dann auch diese Ergebnisse erzielt? Und selbst wenn ihm der ACC nicht ganz vertraute, besaß er doch die Rückendeckung von Detective Chief Superintendent Jack Skerritt, dem Leiter der Kripo.
Er grübelte über den aktuellen Fall. Ewan Preece, der Fahrerflucht begangen hatte. Sie konnten noch nicht beweisen, dass er tatsächlich der Fahrer gewesen war, auch wenn man seine Fingerabdrücke am Spiegel gefunden hatte. Die Tatsache, dass er nicht ins Gefängnis zurückgekehrt war, deutete jedoch auf seine Schuld hin. Und wenn man das einfache Prinzip von Ockhams Rasiermesser anwendete, was für ihn hieß, dass die einfachste und offensichtlichste Antwort meist die richtige war, konnte er mit ziemlicher Sicherheit davon ausgehen, dass Preece am Steuer gesessen hatte.
Auch war er sich sicher, dass sie den Mann schnell fassen würden. Die halbe Polizei von Brighton kannte sein Gesicht, sowohl Schutzpolizei als auch Kripo, und Grace hatte seine Visage schon auf vielen Suchplakaten gesehen. Selbst wenn ihn die Polizei nicht fasste, würde ihn jemand wegen der Belohnung ans Messer liefern, das stand mal fest.
Mit etwas Glück würden sie ihn innerhalb weniger Tage schnappen – und herausfinden, weshalb er die Biege gemacht hatte. Vermutlich, dachte Grace, weil er um neun Uhr am Mittwochmorgen eigentlich auf einer Baustelle in der Nähe des Gefängnisses hätte arbeiten sollen, statt in vier Kilometern Entfernung in einem Lieferwagen durch Brighton zu fahren. Höchstwahrscheinlich samt illegaler Ladung.
Wenn sie von ihm eine Erklärung bekamen, könnten die Ermittlungen Ende nächster Woche abgeschlossen sein. Was ihm hoffentlich ein paar Punkte bei Peter Rigg einbringen würde. Das sah doch gar nicht so schlecht aus.
Zum Glück wusste Roy Grace in diesem Augenblick noch nicht, wie brutal seine Erwartungen enttäuscht werden sollten.
34
AUF DER STRASSE, die zum Kreisverkehr gegenüber dem Palace Pier führte, den man sehr zum Missfallen von Roy Grace in Brighton Pier umbenannt hatte, staute sich der Verkehr. Während er mit dem Auto langsam dahinkroch, beobachtete er voller Neugier ein Paar, das seinen Kinderwagen über die Promenade schob. Daran erkannte er, dass er sich definitiv verändert hatte. Früher hatte er sich nie auch nur im Entferntesten für Babys interessiert. Doch in den vergangenen Wochen ertappte er sich dabei, dass er Kleinkinder in Buggys betrachtete.
Erst vor wenigen Tagen hatte er sich im Supermarkt gegenüber vom Büro ein Sandwich gekauft und auf hirnverbrannte Weise mit den Eltern eines winzigen Kindes im Kinderwagen geplaudert, als wären die drei Mitglieder eines besonders exklusiven
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