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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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ins Spiel.«
    Er wandte sich mir zu und starrte zuerst in meine hervorquellenden Augen und dann auf meinen offen stehenden Mund. Mein Führer, mein Boss, mein Lehrer, mein Trainer, was immer er auch war, welche Macht auch immer er glaubte, über mich zu haben, konnte doch wohl nicht meine Aufgabenstellung auf diese Weise erweitern. Das bezweifelte ich stark. Der Rat hatte mir gesagt, ich würde als Seelenfängerin angelernt werden. Als jemand, der erdverwurzelte Seelen auf den Weg bringen sollte. Das war es. Niemand hatte davon gesprochen, dass ich die persönlichen Geschichten und die Beweggründe der Leute erfahren musste oder irgendwelche Rätsel lösen sollte.
    »Soviel ich weiß, ist es meine Aufgabe, ihn zu der Brücke zu bringen – nicht mehr und nicht weniger«, erklärte ich. Das wollte ich klarstellen, bevor ich mich weiter darauf einließ. Beim Skateboardfahren mochte ich mich vielleicht blamiert haben, aber ansonsten brauchte er nicht zu versuchen, sich mit mir anzulegen.
    Er grinste. Na ja, eigentlich grinste er nicht wirklich – seine Lippen hoben sich nur ein winziges Stück an den Mundwinkeln, bevor er sie wieder nach unten zog. »Und wie genau willst du das machen, wenn du nicht zuvor sein Vertrauen gewinnst?«, fragte er.
    Ich schluckte. Daran hatte ich nicht gedacht. Eigentlich hatte ich über gar nichts nachgedacht, was geschehen sollte, wenn ich wieder auf der Erdebene war. Jetzt begriff ich das enorme Ausmaß meiner Aufgabe, und ich … na ja, sagen wir einfach, ich fing an, meine neue Schule zu vermissen. Perseus, die Cheerleaderin, den Jungen mit der Tunika und alles, was damit zu tun hatte.
    Ich schluckte hart. Mit einem Mal fühlte ich mich sehr klein und unzulänglich und unsicher, ob ich fähig war, das zu meistern.
    Und Bodhi war keine Hilfe. Er quatschte immer weiter, wie ein Sprecher in einem dieser langweiligen Dokumentarfilme, die wir uns an Regentagen in der Schule anschauen mussten. »Man sagt, er sei ein Gespenst mit goldblondem Haar, der tatsächlich im Dunkeln leuchtet. Der Legende nach ist es ein Omen für Pech oder Verderben, wenn man ihn sieht. Obwohl das im letzten Jahrhundert anscheinend widerlegt wurde, denn viele Menschen haben ihn gesehen, aber keiner von ihnen hat, ähm, sozusagen Schaden erlitten – zumindest nicht bis jetzt. Außerdem gibt es Gerüchte, dass er möglicherweise Deutscher ist und vielleicht von seiner eigenen Mutter ermordet wurde, aber auch das ist reine Spekulation. Allerdings kann ich dir mit Sicherheit sagen, dass es einige Berichte über eine Reihe von Radiant Boys gibt, die verschiedene Schlösser in den Grafschaften Cumberland und Northumberland heimgesucht haben, aber meiner Meinung nach handelt es sich dabei um einen Schwindel. Die Schlossbesitzer haben versucht, mit einer Lüge mit Warmington gleichzuziehen, damit ein gutes Geschäft zu machen und bekannt zu werden. Ganz zu schweigen von …«
    »Warte – welche Grafschaften hast du gerade genannt?«, fragte ich, starrte auf das riesige Steinschloss vor mir und versuchte verzweifelt, Zeit zu schinden.
    »Einige Grafschaften hier in England. Wie auch immer, man sagt auch, dass …«
    »Warte mal. Wir sind in England ?« Ich starrte ihn an und riss aufgeregt die Augen auf. Das waren die ersten guten Nachrichten an diesem Tag. Bodhi nickte und brannte darauf, mit seinem Vortrag fortzufahren, aber ich war nicht daran interessiert. Meine Gedanken kreisten darum, dass ich gerade meine erste Fernreise gemacht hatte. »Können wir uns London anschauen? Nachdem wir … äh, den Radiant Boy über die Brücke geschubst haben?«, fragte ich. Ich kreuzte heimlich meine Finger und hoffte darauf, denn dann hätte sich der ganze Aufwand gelohnt. Das wäre wirklich, wirklich cool.
    Bodhi runzelte verärgert die Stirn. »Ja, klar, meinetwegen. Aber zuerst musst du mir gut zuhören. Du musst wissen, womit du es hier zu tun hast. Ganz zu schweigen davon, dass hier niemand irgendjemanden irgendwohin schubst . Du wirst ihm gut zureden und ihn davon überzeugen , dass er die Brücke aus eigenem Willen überqueren wird.«
    Ich warf Bodhi einen Blick zu. Ich fand es witzig, dass er sich manchmal wie ein normaler Vierzehnjähriger verhielt und Wörter wie spaßender verwendete, und im nächsten Moment so etwas wie »aus eigenem Willen« von sich gab und damit ernst und geschäftsmäßig rüberkam. Da ich auch gern meinen Wortschatz kombinierte, beschloss ich, dass mir das an ihm gefiel.
    Aber nur das.
    Ich starrte

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