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Riley Das Mädchen im Licht

Riley Das Mädchen im Licht

Titel: Riley Das Mädchen im Licht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alyson Noël , Ulrike Laszlo
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auf den Bildschirm vor mir schauen, um zu erkennen, dass Ever so ziemlich das Gleiche empfand. Sie vermisste mich nicht nur, sondern es war ganz klar, dass sie mich ebenso brauchte wie ich sie.
    Und das zeigte mir deutlich, dass ich das Richtige getan hatte.
    Das reichte mir vollkommen, um mich kein bisschen schlecht zu fühlen, weil ich gegen die Wünsche meiner Eltern gehandelt und mich in den Aussichtsraum geschlichen hatte.
    Und ehrlich gesagt, war ich der Meinung, dass ich ein Recht darauf hatte.
    Manchmal muss man einfach eigenmächtig handeln.
    Manchmal muss man tun, was man tief in seinem Inneren für richtig hält.

 
    VIER
     
    N achdem ich eine Weile, die mir sehr lang erschien, Ever beobachtet hatte, verließ ich die Kabine und ließ einen Mann mittleren Alters mit einem dieser nach oben gezwirbelten Schnurrbärte hinein, die man viel öfter in Cartoons als im wahren Leben sieht. Ich verließ den Aussichtsraum und ging mit einem karierten Rock, einer weißen Bluse und einem blauen Blazer zur Schule. Ich hatte mich dafür entschieden, in der Hoffnung, mir damit eine vernichtende, peinliche Katastrophe in Sachen Mode zu ersparen.
    Erleichtert stellte ich fest, dass ich nicht die Einzige war, die eine Schuluniform trug – viele der anderen Kinder waren ebenso gekleidet. Manche trugen aber auch Saris und Kimonos und alle möglichen coolen Klamotten von überall auf der ganzen Welt. So gut wie jede Nationalität war vertreten. Und dann wurde mir schlagartig alles klar – die ganze Tragweite der tatsächlichen Geschehnisse im Hier.
    Ich war endlich die Austauschschülerin, die ich immer hatte sein wollen.
    Als das leise Klingeln von Windspielen erklang, strömten alle in dieselbe Richtung, und da ich keine Ahnung hatte, was ich tun sollte oder was von mir erwartet wurde, folgte ich den anderen.
    Ich reihte mich in die Menge der Schüler ein, und wir gingen einen wunderschön gestalteten Pfad entlang, vorbei an allen möglichen exotischen Blumen, Pflanzen und Bäumen, dann über eine schmale Brücke, die über den größten und fantastischsten Koiteich führte, den ich jemals gesehen hatte, und dann in ein Bauwerk, das aussah wie der Parthenon in Griechenland, den ich von Bildern kannte. Allerdings war dieses Gebäude ganz und gar nicht alt, und es fehlten keine Säulen oder so etwas. Diese besondere Version davon war aus Marmor und glänzte so strahlend weiß und makellos, dass man den Eindruck hatte, es sei erst an diesem Tag erbaut worden.
    Wir gingen die Stufen hinauf und setzten uns auf eine lange Marmorbank. Ich quetschte mich neben ein Mädchen in einer königsblauen und knallgelben Cheerleaderuniform. Ein Junge in einer langen beigefarbenen Baumwolltunika, einer dazu passenden Hose und alten Ledersandalen zwängte sich auf der anderen Seite neben mich. Ich wollte mich gerade ihm zuwenden und eine Unterhaltung mit ihm beginnen, neugierig darauf, zu erfahren, woher er kam und seit wann er tot war. Doch dann kam dieser alte Kerl in den Raum geschwebt. Sein langes goldfarbenes Haar glitzerte (ja, es funkelte tatsächlich – ich denke mir das nicht aus), und er trug eine schimmernde Robe, die so lang war, dass sie über seine Füße fiel und wie ein Brautschleier hinter ihm her über den Boden schleifte. Alle standen sofort auf.
    Alle außer mir.
    Wisst ihr, ich stand deshalb nicht auf, weil ich … na ja, er brachte mich ein wenig aus der Fassung, als ich ihn so vor uns stehen sah.
    Ganz zu schweigen davon, dass mir die Spucke wegblieb.
    Ich meine, obwohl ich schätzte, dass ich seit ungefähr einer Woche im Hier war (ich versuchte, den Überblick nicht zu verlieren, indem ich zählte, wie oft ich schlafen ging, und jedes Mal als einen Tag wertete), hatte ich bisher den großen Meister, der in dieser Gegend auch als »Der Eine« bekannt war, bisher noch nicht zu Gesicht bekommen.
    Und anscheinend hatte ich das immer noch nicht begriffen, denn die Cheerleaderin neben mir packte mich an meinem Blazer und zupfte unaufhörlich an meinem Ärmel, bis wir Seite an Seite dastanden. In Gedanken zischte sie mich an: Was machst du denn, Mädchen? Stell dich gerade hin, damit Perseus dich mitzählen kann!
    »Perseus?« Ich starrte sie an, ohne zu begreifen, dass ich laut gesprochen hatte, bis der doofe Typ mit den fettigen Haaren und der Langweilerbrille, der direkt vor mir stand, sich umdrehte und dachte: Pssst!
    Ich presste meine Lippen zusammen und richtete meinen Blick starr nach vorne, während mich das Gefühl

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