Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
bringen?
Ich würde die Albträume, die er in die Welt hinausschickte, verringern, wenn nicht sogar komplett aufhalten, und das würde mich meinem einzig wahren Ziel einen großen Schritt näher bringen.
Dreizehn zu sein rückte endlich in greifbare Nähe.
Jetzt musste ich es nur noch schaffen, in seine Gedanken
vorzudringen. Den Grund herauszufinden, warum er das alles tat.
Jeder wird von irgendetwas getrieben. Niemand tut so etwas nur zum Spaß. Es gibt immer einen Grund. Gruppenzwang, Rache, der Wunsch, die Weltherrschaft an sich zu reißen, das Streben nach Ruhm, was auch immer. Dieser Grund ist der Brennstoff, der die Flamme entzündet, die treibende Kraft hinter fast allem. Also musste ich jetzt herausfinden, was Satchel antrieb, und dann seine Argumente widerlegen und ihm all die Gründe aufzeigen, warum es so nicht weitergehen konnte.
»Erzähl mir doch mal, wie genau du Leben veränderst, indem du Leute erschreckst?«, wollte ich wissen und hoffte, mit dieser Frage einen Einblick in seine kranke, verdrehte Gedankenwelt zu bekommen.
Satchel sah mich an, und seine Miene wirkte offen und arglos, doch wenn man genauer hinschaute, konnte man erkennen, dass in seinen blauen Augen verhaltene Wut kochte.
»Die Menschen ängstigen sich nicht genug«, erklärte er.
Ich blinzelte und dachte an all die Dinge, vor denen ich mich fürchtete: Clowns, Spinnen, Treibsand, aus Versehen nackt zur Schule zu gehen – er hatte praktisch alle Ängste dargestellt. Das Einzige, was er vergessen hatte, war ein Zahnarztbesuch. Ach ja, und Schlangen, aber das würde ich ihm ganz gewiss nicht verraten.
»Menschen handeln leidenschaftlich und nehmen daher
unnötige Risiken auf sich. Sie glauben, dass sie ewig leben, also betrachten sie ihr Leben als selbstverständlich. Sie ignorieren, wie extrem gefährlich die Welt tatsächlich ist.«
Obwohl er versuchte, sich nach außen hin ruhig zu geben, war es allzu offensichtlich, dass er aufgewühlt war. Das erkannte ich an der Art, wie seine Finger zuckten, während seine Lippen sich ruckartig verzogen.
Um ihn nicht noch mehr aufzuregen, sprach ich mit gleichmäßiger, ruhiger Stimme weiter. »Wirklich?« Ich kratzte mich am Kinn, als würde ich tatsächlich über seine Worte nachdenken. »Ich bin mir nicht sicher, ob ich das ebenfalls so sehe.«
Seine Miene versteinerte sich, und seine Stimme nahm einen sarkastischen Ton an. »Ach ja? Dann darf ich dir eine Frage stellen: Wie bist du gestorben? Wie bist du im Hier und Jetzt gelandet?« Er zog herausfordernd eine Augenbraue in die Höhe.
Ich zuckte die Schultern und wehrte mich dagegen, mich aufstacheln zu lassen. »Ein Autounfall«, erwiderte ich. »Das kommt recht häufig vor, weißt du.«
Er schüttelte den Kopf und sah mich an, als könne er gar nicht glauben, wie dumm ich sei. »Dass sie häufig vorkommen, ist kein Grund dafür, dass sie überhaupt geschehen müssen. Die Leute passen einfach nicht auf. Sie lassen sich von den dümmsten Dingen ablenken! Sie drehen an ihrem Radio herum oder schauen nach irgendwelchen Dingen, die sie unter den Sitz haben fallen lassen.
Frauen legen Make-up auf, Männer rasieren sich. Und jetzt, seit sie diese Handys entwickelt haben …« Er verdrehte die Augen und seufzte. »Seitdem schicken sich die Menschen E-Mails und SMS! Sie tun alle diese Dinge, während sie sich eigentlich auf die Straße konzentrieren sollten und auf nichts anderes! Man sollte niemals seinen Blick von der Straße abwenden! Ganz gleich, was geschieht!«
Seine Stimme wurde immer lauter und klang beinahe so, als kämen die letzten Worte nicht von ihm, sondern als hätte er sie von jemandem gehört und würde sie nun wiederholen.
Von jemandem, der möglicherweise der Schlüssel dafür sein konnte. Aber bevor ich nachforschen konnte, fragte er mich: »Also gut, sag mir, wer an dem Tag, an dem du gestorben bist, den Wagen gefahren hat?«
»Mein Dad«, antwortete ich, und meine Stimme war nur ein Flüstern.
»Und … was ist passiert?«
Ich holte tief Luft, bevor ich antwortete. »Ein Reh ist uns vor den Wagen gesprungen. Bevor ich mich’s versah, waren wir alle tot. Na ja, alle außer meiner Schwester. Sie war nur für eine Weile tot und fand dann den Weg zurück zu den Lebenden. Das ist eine lange Geschichte. « Ich zuckte die Schultern und gab mein Bestes, um bei den Fakten zu bleiben und meine Erzählung frei von den Gefühlen zu halten, die ich damals empfunden hatte.
Er fuhr ungeduldig mit der Hand durch die
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