Riley - Die Geisterjägerin - Noël, A: Riley - Die Geisterjägerin - N.N. 3 (nach "Radiance" - The Riley Series)
elche Macht auch immer Satchel auf mich ausgeübt hatte, sie war schon lange nicht mehr zu spüren.
Er hatte genau das bekommen, was er wollte – mich zu beherrschen war nicht mehr notwendig.
Ich steckte fest.
Allein.
Gefangen im Netz seiner Schrecken erregenden Träume. Ironischerweise hatte ich zwar meinen freien Willen wieder, aber ich hatte keine Möglichkeit, ihn einzusetzen. Keine Chance, mich zu befreien.
Ich war eine Gefangene. Und vollkommen abhängig von einem Funken Mitleid, den Satchel möglicherweise für mich empfand. Doch tief in meinem Inneren spürte ich, dass jegliche Hoffnung auf Gnade vergeblich war.
Der Platz, an dem Satchels Barmherzigkeit vielleicht verborgen war, war so düster wie der Ort, an dem ich mich befand.
Dennoch war nicht zu leugnen, dass ich allein die Schuld daran trug.
Ich hatte meine Instinkte ignoriert – sie einfach beiseitegeschoben,
um meine eigennützigen Zwecke zu verfolgen. Ich war nicht bereit gewesen, mich an die Regeln zu halten und darauf zu warten, bis ich an der Reihe war. Stattdessen hatte ich alle Ratschläge in den Wind geschlagen, die man mir gegeben hatte, und war unbeirrt losgerannt, um meine eigenen Ziele und Pläne durchzusetzen, fest entschlossen, meinen eigenen Weg zu gehen. Und ich muss traurigerweise zugeben, dass ich so etwas nicht zum ersten Mal getan hatte.
Ganz im Gegenteil.
Mein einziges Ziel war es gewesen, einen schnellen und einfachen Weg zu finden, endlich eine Dreizehnjährige zu sein, aber letztendlich hatte ich genau das Gegenteil erreicht – ich hatte mich in ein kleines, verängstigtes Kind verwandelt.
Von dem Moment an, in dem ich Satchels Hand ergriffen hatte, von dem Augenblick an, in dem ich meine Handfläche gegen seine gedrückt hatte, war nicht nur mein Abkommen mit ihm besiegelt, sondern auch mein Schicksal.
Ohne es zu wissen, hatte ich Satchel erlaubt, mein Schicksal in die Hand zu nehmen.
Die schlimmen Träume hielten an, und es dauerte nicht lange, bis ich mich in dem nur allzu bekannten Albtraum befand, in dem man ständig fiel. Ich stürzte in einen tiefen, dunklen Abgrund und schlug wild um mich, während mein Körper spiralförmig durch einen unendlichen, bodenlosen Tunnel der Finsternis geschleudert
wurde. Und ich hätte nicht sagen können, was schlimmer war – dass ich mich von Anfang an so sehr bemüht hatte, ihm zu gefallen und seine Anerkennung zu gewinnen, oder dass ich nun plötzlich erkennen musste, dass ich in der Klemme steckte.
Ich schloss die Augen, verschränkte die Arme vor der Brust und beschloss, nicht weiter zu kämpfen, sondern alles geschehen zu lassen, ganz gleich, was noch auf mich zukam. In meinem Job als Seelenfängerin hatte ich bereits mit bedrohlichen Geisterjungen zu tun gehabt, und ich wusste, dass alles nur noch schlimmer geworden war, weil ich mich wie ein Angsthase verhalten hatte – es hatte ihren Spaß an der Sache nur noch erhöht.
Aus irgendeinem Grund empfand Satchel, ebenso wie die anderen vor ihm, eine Art kranker Erregung, wenn er anderen Leuten Angst einjagen konnte – allen Leuten, von den armen schutzlosen Träumenden bis zu mir.
Angst .
Das war es, worum sich alles drehte. Satchel war getrieben von Angst, und er war entschlossen, auch mir Angst einzujagen.
Die beste Methode, das zu beenden und ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen, bestand darin, diese Rolle zu verweigern. Ich hoffte nur, dass es nicht allzu lange dauern würde, bis er von seinem Spiel gelangweilt war.
Ich blieb bei meiner Entscheidung und ließ mich nicht beirren, ganz gleich, mit welcher Art Monster er mich bedrohte. Ich hielt meine Augen fest geschlossen, hielt
die Arme vor der Brust verschränkt und weigerte mich, bei diesem Spiel mitzumachen. Und nach einer Weile – die sich sehr lange hinzog, viel länger, als ich gehofft hatte – hörte er auf.
Er hielt den Projektor an und damit auch alles andere, bis ich schließlich ganz allein auf der Bühne stand, merkwürdigerweise immer noch genau auf der Markierung. Dann baute er sich vor mir auf und starrte mich finster an.
Als er die Deckenbeleuchtung anschaltete, fiel es mir auf.
In diesem Moment begriff ich endlich, was genau mir an ihm so merkwürdig vorkam.
Er hatte kein Glühen.
Überhaupt keines.
Tatsächlich fehlte ihm nicht nur das Glühen – es war noch viel schlimmer als das.
Der Raum, der ihn umgab, der Bereich, wo das Glühen ihn umfassen sollte, war vollkommen lichtlos – stattdessen umwölkte ihn dunkler Nebel.
Ich
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