Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
schwer, und sein Verlangen war genauso deutlich wie meins. »Noch ein bisschen mehr, und ich hätte dich gleich hier auf dem Balkon genommen«, stieß ich heiser hervor. »Meinst du, ich hätte etwas dagegen gehabt?« »Nein. Ich dachte nur, du wärst kein Exhibitionist.« »Mit dir könnte ich noch einer werden.« Ich grinste. »Erinnere mich daran, dass ich irgendwann auf das Angebot zurückkomme.«
Sein Mund wirkte amüsiert, doch aus seinen Augen sprach eine Traurigkeit, die mich berührte.
»Dazu wird es nicht kommen, Riley.«
Von wegen. Meine Wolfsseele hatte seine Fährte gewittert und würde ihr folgen. Ich würde ihn nicht so einfach entkommen lassen. Er hob die Kaffeetasse hoch und reichte sie mir. »Habe ich dich zu sehr erregt?«
»Das Fieber ist kontrollierbar.« Das war überraschend. Obwohl ich fünf Stunden mit Misha verbracht hatte, müsste die Mondhitze eigentlich immer noch in meinem Körper toben. In weniger als einem Tag war Vollmond, und nachdem meine Lust diese Woche derart heftig gewesen war, müsste ich jetzt geradezu in Flammen stehen.
Vielleicht lag es an der Situation. Vielleicht überlagerte die Angst, noch einmal den Lockvogel spielen zu müssen, die Kraft des Mondes. Egal warum, ich war sicher, dass mein Verlangen später am Tag brennen würde. Ich war ein Werwolf, und ich konnte diesem Bedürfnis nicht entkommen.
»Wir sollten gehen.« Er blickte zum Himmel. »Es wird bald hell.« Mein Magen rebellierte. Ich kippte den Rest des Kaffees über den Balkon und ging wieder hinein. »Wie lautet der Plan?«, erkundigte ich mich. Rhoan stöhnte. »Riley …« »Es gibt keine andere Möglichkeit. Das wissen wir beide.« »Ich gehe mit ihr«, sagte Quinn und sah Jack herausfordernd an.
Jack wirkte kein bisschen überrascht. »Ich glaube nicht, dass du das tun solltest. Wie ich vorhin sagte, Riley kann ich schützen, dich nicht.« »Wenn die Dinge wirklich den Bach runtergehen, nützt dein Schutz weder ihr noch mir etwas.« »Stimmt.« Jack sah mich an. »Du weißt besser als jeder andere, wozu Talon in der Lage ist. Deshalb erkläre ich dir nicht, dass es dort drinnen heftig zugehen wird. Verteidige dein Leben mit allen Mitteln. Auch wenn du dafür jemanden töten musst.«
Ich starrte ihn eine Weile mit zugeschnürtem Hals an, dann nickte ich.
»Wir setzen euch beiden Microchips in die Achselhöhlen, damit wir euch folgen können«, fuhr er fort, »und wir statten euch mit Waffen aus. Ich glaube, dann solltest du nach Hause fahren, Riley.« Und darauf warten, dass die Falle zuschnappte. »Sie werden uns sicher nach Waffen durchsuchen.« Jack grinste listig. »Sicher, aber sie werden nach Waffen suchen, die wie Waffen aussehen.«
Ich hob eine Braue, doch machte mir nicht die Mühe, ihn um eine Erklärung zu bitten. Ich würde die Waffen ja bald sehen.
Jack stieß sich vom Stuhl hoch und wiederholte einen seiner Lieblingsausdrücke. »Legen wir los, Leute.«
Ich hatte noch nie mit derart angespannten Nerven meine Wohnung betreten. Obwohl ich keine Eindringlinge spürte, konnten trotzdem welche dort sein. Schließlich konnte ich Menschen nicht spüren, und die Typen, die Quinn angegriffen hatten, hatten für ihn deutlich nach Mensch gerochen.
Quinn war an der Tür stehen geblieben, und erst als ich alle Räume überprüft hatte, verstand ich warum. Er konnte nicht ohne Einladung eintreten.
Ich grinste ihn an. »Möchtest du reinkommen?« »Es wäre leichter, den Lockvogel dort drinnen zu spielen als hier draußen im Flur«, sagte er trocken. »Aber sei dir über die Konsequenzen im Klaren.« Ich nickte. »Lade ich dich einmal ein, kann ich dich nie mehr abweisen.« »Ich kann kommen und gehen, wie es mir gefällt und wann immer es mir gefällt.« »Du könntest also für eine kleine mitternächtliche Sause vorbeischauen, wenn du gerade in Melbourne bist?« Er warf mir einen undurchdringlichen Blick zu, der alles bedeuten konnte. »Vielleicht.«
Auch darüber war ich nicht wirklich traurig. »Quinn O’Connor, du bist herzlich willkommen, jederzeit über die Türschwelle meiner Wohnung zu treten.«
Er trat durch die Tür, nahm meine Hand und hauchte einen Kuss auf meine Fingerspitzen. Die Wärme breitete sich wie Quecksilber in meinem Körper aus und berührte meine Seele. »Danke.« »Du bist überaus willkommen.«
Ich zog meine Hand weg, ging in die Küche und holte eine Flasche Wasser sowie ein Päckchen synthetisches Blut aus dem Kühlschrank. Als ich wieder zurückkam,
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