Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Sekretärin, kein Wächter. Ich glaube kaum, dass sie dich vermissen werden.« »Rhoan schon.«
Sein Lächeln erinnerte mich an einen Hai. Einen arroganten Hai. »Weder Rhoan noch die Abteilung wissen irgendetwas über Genoveve oder diese Einrichtung. Sie konzentrieren sich auf Moneisha, und ich bin ziemlich froh, dass sie das weiterhin tun.«
Seine Arroganz würde sein Verderben sein, und ich hoffte inständig, bei seinem Untergang dabei zu sein.
Er stand auf, schlenderte zum Fenster und starrte hinaus. Ich schloss die Augen und stellte mir die dunkle Ebene und die Tür vor, die ich vorhin erschaffen hatte. Während ich Talon zuhörte, fing ich an.
»Mein Vater hat vor langer Zeit mit den Forschungen begonnen. Ich werde sein Werk jetzt vollenden.« »Dann war dein Vater genauso verrückt wie du?«, bemerkte ich abwesend und konzentrierte mich darauf, die Tür zu öffnen. Schweiß rann mir die Stirn hinunter. »Mein Vater war ein Genie. Er hat erkannt, welches Potential in der Werwolfrasse steckt. Vorher war die Züchtung nicht selektiv genug, so dass die Fähigkeiten gar nicht richtig zum Vorschein kamen.«
Vor mir breitete sich die dunkle Ebene aus, und die Wand leuchtete rot. Ich fasste den Griff und stemmte mich mit meinem ganzen Gewicht gegen die Tür. Es fühlte sich immer noch an, als versuchte ich einen Berg zu versetzen, und ich fragte mich, ob es mit der Zeit wohl leichter wurde oder ob der Geist von Natur aus unbeweglich war.
Talon dröhnte weiter. »Sein ganzes Leben lang hat er die DNA-Stränge von erwachsenen Werwölfen untersucht, wie die Proteine gebildet werden und wie aus ihnen der erwachsene Körper entsteht. Ich bin das Ergebnis seiner Forschungen.«
Ich schlug die Augen auf. »Du bist ein Klon?« Er sah mich über seine Schulter hinweg an. »Ich bezeichne mich lieber als natürliche Kreation aus dem Labor. Ich habe alles, was weder mein Vater hatte noch irgendein Werwolf.« Ich starrte ihn verblüfft an. Das erklärte seine Größe und die überwältigende Macht seiner Aura. Sie war nicht natürlich. »Aber … wenn dein Vater die Forschung perfektioniert hat, warum stinken deine Klone dann so nach Tod?«
»Weil ein Großteil seiner Forschungen bei einem Feuer verbrannt wurde. Er selbst kam dabei ums Leben. Außerdem benutze ich einen Wachstumsbeschleuniger, damit ich voll funktionsfähige Erwachsene zum Testen habe. Vampirgene sind schwerer zu bestimmen als die von einem Werwolf.«
»Wieso arbeitest du denn an Vampirklonen, wenn dein Vater doch das Potential von Werwölfen erkannt hat?« »Weil Vampire schneller sind als Werwölfe und sich in Schatten verwandeln können. Wenn es gelingt, die Stränge zu isolieren, die diesen Unterschied bewirken, und sie dem Werwolf einzusetzen, hat man ein Wesen von unaufhaltbarer Kraft.«
»Trotzdem lehnst du mich ab, weil ich kein vollständiger Werwolf bin. Das ergibt doch selbst für einen Wahnsinnigen wie dich keinen Sinn.« Er lächelte herablassend. »Meine Schöpfungen sind vollständige Wölfe, die nur ein paar zusätzliche Stränge haben, um sie noch mächtiger zu machen.« »Dann sind es keine Wölfe mehr.« Er schnaubte. »So wie ich kein Wolf bin, weil meine DNA verbessert wurde? Nein, meine Wesen sind Werwölfe, und sie werden allmächtig sein.«
Und er wollte die treibende Kraft hinter dieser Macht sein. Gott wusste, was er damit vorhatte. »Arbeitet Misha dabei mit dir zusammen? Seine Firma versucht doch, die Vampirgene zu bestimmen.« Er lächelte. »Misha weigert sich, die Vorteile des Klonens zu sehen.«
Also hatte Misha in dieser Hinsicht die Wahrheit gesagt, doch konnte ich ihm alles andere glauben? Irgendwie hatte ich da meine Zweifel. »Seid ihr denn Geschäftspartner?« »Nicht bei Genoveve.«
Auch hier hatte Misha also die Wahrheit gesagt. Ich fragte mich warum, wenn er offensichtlich mit Talon und dem Mann, der beide kontrollierte, andere Unternehmen betrieb? Auf dem Schaltbrett links von mir leuchtete ein Licht auf. Talon lief gemächlich hinüber und nahm das Telefon ab. Die Stimme am anderen Ende klang kehlig und sprach mit leichtem Akzent, so dass ich nur schwer etwas verstehen konnte.
Talon legte auf, kam zu mir, umfasste mit einer Hand mein Gesicht und quetschte meine Wangen. Aus nächster Nähe war seine Aura erstickend, reine Lust, Verlangen und Begierde. »Die Arbeit ruft«, erklärte er und küsste mich grob.
Gott stehe mir bei. Das Fieber stieg, und ich konnte nur versuchen, ihm nicht meinen Körper
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