Riley Jenson 01 - Die Mondjägerin
Wissenschaftler sehen können, welche Probleme die Klone im mittleren Alter bekommen.« »Und was sagen die Tierschützer dazu?«, murrte ich. »Gibt es im Blut von Gautier denn irgendwelche Hinweise auf Beschleuniger?« »Nein, nichts – das wäre bei den halbjährlichen Untersuchungen aufgefallen.«
Also war er entweder der, der er behauptete zu sein, und die Klone waren zufällig aufgetaucht, oder er war irgendwie der Ursprung der Klone. Denn wenn der tote Mann, dem Gautier ähnlich sah, kein Vampir, sondern wirklich tot war, dann konnte er eindeutig nicht das Ausgangsmaterial von Gautier und den anderen sein. »Meinst du, dass Moneisha hinter den Klonen steckt?«
»Das bezweifeln wir. Soweit wir wissen, verfügen sie nicht über entsprechende Möglichkeiten.« »Hat Rhoan denn nicht dort ermittelt?« »Nein, er ist der Meldung nachgegangen, dass regelmäßig Prostituierte aus St. Kilda verschwinden. Nach ungefähr einer Woche tauchen sie völlig orientierungslos wieder auf und wissen nicht, wo sie gewesen sind.« »Menschliche oder nichtmenschliche Prostituierte?« »Nichtmenschliche.« »Wenn irgendjemand versucht zu klonen, braucht er vielleicht DNA-Muster, um damit zu experimentieren.« »Sehr wahrscheinlich.«
Er musterte mich wie ein Lehrer, der mit dem Fortschritt eines rebellischen Schülers zufrieden war. Das nervte mich. Aber bis ich Rhoan da herausbekommen hatte, musste ich diese Blicke wohl ertragen. Am Ende würde die Zeit zeigen, wer als Sieger aus unserem kleinen, privaten Kampf hervorging. Dennoch ritt mich der Teufel. Ich hatte einfach das dringende Bedürfnis, ihn zu ärgern. »Ich muss dir noch etwas über den Überfall erzählen. Nicht ich habe den Schützen umgebracht, sondern Quinn O’Connor.«
»Ich habe mich schon gefragt, wann du mir das wohl erzählst.« Ich hob die Brauen. »Du wusstest von Quinn?« Er nickte. »Ich habe mir die Aufzeichnungen der Überwachungskameras angesehen.« »Vampire, die sich in Schatten hüllen, tauchen normalerweise nicht auf Überwachungsbändern auf.« Er grinste. »Nein. Aber das System der Bahn ist gerade überholt worden. Dabei hat man neben der üblichen Sicherheitstechnik Infrarotkameras installiert. Die haben uns bei der Festnahme einiger Krimineller bereits gute Dienste geleistet.« »Das ist aber sehr gut geheim gehalten worden, oder?« »Die Öffentlichkeit muss nicht immer alles wissen.« »Erzähl das mal den Bürgerrechtlern.« Ich stand auf und holte mir einen Kaffee aus der Maschine. »Wieso hat Rhoan Quinn O’Connor überprüft?« Er lächelte. »He, du bist gut.«
»War es wegen des toten Vampirs, den man in dem Lastflugzeug gefunden hat?« »Sehr gut«, murmelte er und nickte. »Der Vampir war ein Mischling.« Er sah mich an, und in dem Moment wusste ich, dass ich mit meiner Vermutung vorhin recht gehabt hatte. Er hatte die ganze Zeit über Rhoan und mich Bescheid gewusst. »Aber einer aus dem Labor, anders als du und dein Zwillingsbruder.« Ich schluckte, doch es half wenig gegen meinen trockenen Hals. »Seit wann weißt du das?« Praktisch seit du zu uns gestoßen bist.« Und wir dachten, wir wären so vorsichtig gewesen.
Er lächelte liebevoll. »Riley, ich bin über achthundert Jahre alt, und ich habe eine ganze Menge gesehen. Solche Wesen wie du sind mir schon früher begegnet – es gibt sogar eine Bezeichnung für euch. Wusstest du das?« Ich kannte die Bezeichnung Missgeburt, und die hatten sich einige aus meinem Rudel nur zugeflüstert, als sie mich noch für zu jung hielten, als dass ich verstanden hätte, was sie bedeutete. Zumindest bis der Mann auf mich geschossen hatte. »WerVamps«, fuhr er fort. »Es sind die Nachkommen von frisch verwandelten Vampiren. Sie werden von Frauen zur Welt gebracht, die in der ersten Stunde, nachdem der Vampir aus dem Grab gestiegen ist, von ihm überfallen und vergewaltigt werden und es irgendwie schaffen zu überleben. Die Chance liegt bei eins zu einer Million.«
»Unsere Mutter war ein Wolf.« »Dann war sie wohl im Mondfieber, weil sie als Werwolf einen frisch verwandelten Vampir ansonsten sicher überwältigt hätte.« Sie hatte ihn zwar überwältigt, aber erst nachdem der Akt vollzogen worden war. Offenbar hatte sein Samen Leben gezeugt. »Wieso hast du nie etwas gesagt?« »Weil ich dein Recht auf Privatsphäre respektiere.« Er zögerte. »Obwohl ich zugeben muss, dass es mit deiner Abstammung zu tun hat, dass ich dich mit Rhoan zusammen haben will. Ich glaube, dass keiner von
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