Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Sekunden bekam ich keine Luft. »Worauf willst du hinaus?«
Er hob seine helle Braue. »Mein Vorschlag hat für alle Vorteile, für dich, für die Abteilung und für mich. Mehr verrate ich nicht.« Er blickte auf die Uhr. »Meine Zeit ist um. Wenn du weiter über die Angelegenheit sprechen willst, ruf mich unter dieser Nummer an.« Er reichte mir eine Karte. »Es ist die einzige sichere Leitung.«
Ich blickte auf die handgeschriebene Nummer, merkte sie mir schnell und zerriss die Karte. »Mach dir keine Hoffnungen.« Er lächelte und drehte sich um. Dann blieb er stehen und blickte über seine Schulter zurück zu mir. »Eins solltest du noch wissen.« Angst kroch in mir hoch. »Was?« »Ich habe den Hormonchip nicht ersetzt. Ich bin der fruchtbarste Wolf, den du kennst.«
Mit diesen Worten wandte er sich ab, ging und ließ mich zitternd und mit trockenem Mund zurück. Gott, was hatte er da gesagt? Konnte ich Kinder haben? Wieso sollte er sonst so etwas sagen?
Es gab nur eine Möglichkeit, das herauszufinden. Ich wirbelte herum und stürmte zu den Aufzügen. Mein Magen brannte so sehr, dass die zwanzig Stockwerke auch keinen Unterschied mehr machten.
Wie üblich hing Dr. Harvey in seinem Terminplan hinterher und ließ mich nervös und schwitzend im Wartezimmer herumsitzen. Als die Schwester mich endlich hereinrief, rannte ich fast in das Behandlungszimmer.
Dr. Harvey blickte mich über sein schwarzes Brillengestell hinweg an. »Sie wirken heute etwas angegriffen.« Ich nahm auf dem Stuhl Platz und schlug die Beine übereinander. »Ich bin beunruhigt.« Das war absolut nicht gelogen. »Die Ergebnisse können meinem Leben eine völlig neue Wendung geben.«
Er nickte verständnisvoll, und sein Blick zuckte zu dem Computermonitor am einen Ende seines Schreibtisches. Ich beugte mich vor, konnte jedoch nichts erkennen. »Möchten Sie zuerst die gute oder die schlechte Nachricht hören?« Ich holte tief Luft und atmete langsam aus. »Lieber zuerst die schlechte.« »Es fällt mir nicht leicht, also sage ich es einfach ganz direkt. Alles deutet daraufhin, dass sich Ihr Körper innerhalb des nächsten Jahres entscheiden wird und Sie sich in einen Vampir verwandeln werden. Deshalb werden Sie weder schwanger werden noch können Sie ein Kind austragen.«
Ich starrte ihn an. Tief in meinem Inneren hatte ich wohl immer mit so etwas gerechnet. Rhoan war vielleicht mehr Vampir als Wolf, doch wir waren zweieiige Zwillinge und stammten von demselben Vater, wenn auch nicht von demselben Samen ab. Bislang hatte ich immer gehofft, dass ich in der Lage wäre, ein Kind zu bekommen, weil frühere Tests ergeben hatten, dass bei mir das Werwolfgen stärker ausgeprägt war. Oder dass ich zumindest auf künstlichem Weg befruchtet werden konnte, wenn alles andere nicht klappte. Jetzt war mir auch das genommen, und ich wusste nicht, ob ich weinen oder lachen sollte.
Irgendwie war mir nach beidem.
»Die gute Nachricht ist«, fuhr Doktor Harvey fort, als hätte er nicht bemerkt, dass ich wie ein Häuflein Elend vor ihm saß, »dass dieses illegale Medikament, das Ihnen verabreicht wurde, gewirkt hat. Junge Dame, Ihr Zyklus hat eingesetzt, und Sie haben zum ersten Mal in Ihrem Leben eine Menstruation.« Ich starrte ihn einige Minuten an. »Nein, habe ich nicht.« Er lächelte. »Doch. Laut unseren Ergebnissen müssten Sie vor sechs Tagen Ihre erste Periode gehabt haben.« Vor sechs Tagen war ich kaum noch am Leben gewesen. »Ich kann mich nicht daran erinnern.«
Er hob fragend die Brauen, sagte jedoch nichts. Er wusste, dass ich für die Abteilung arbeitete, und ihm war klar, dass er manches einfach hinnehmen musste. Er klatschte energisch in die Hände. »Angesichts der Tatsache, dass Sie das Medikament nicht mehr nehmen, gehe ich davon aus, dass die Wirkung nicht lange anhält. Vielleicht ist es nur ein letztes Aufbäumen vor der Unfruchtbarkeit.«
Ich blinzelte, und auf einmal verstand ich, was er da sagte. O mein Gott. Ich konnte Kinder haben. Ich war fruchtbar, wenn auch nur kurz. Ich hätte am liebsten geschrien. Getanzt. Wäre durch das Gebäude gelaufen und hätte die Neuigkeit herausposaunt.
»Natürlich«, sagte er so streng, dass ich wieder auf den Teppich kam, »müssen wir genau beobachten, was vor sich geht und wöchentliche Tests vornehmen. Wenn Sie schwanger werden, müssen Sie vielleicht stationär behandelt werden, da wir nicht wissen, wie Ihr Körper auf eine solche Veränderung reagiert.«
Wenn ich dafür am Ende ein
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