Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Kind hatte, war es mir egal, ob ich die ganzen neun Monate im Krankenhaus liegen musste. Ich rutschte auf meinem Stuhl hin und her und widerstand dem Impuls, Rhoan anzurufen und ihm die Neuigkeit zu erzählen. Gott, er würde überglücklich sein!
»Und«, fuhr der Arzt fort, »weil Sie nur eine kurze Zeit fruchtbar sind und für eine Schwangerschaft optimale Bedingungen gegeben sein sollten, müssen Sie die chemischen und physikalischen Veränderungen in Ihrem Körper genau beobachten. Sie müssen dafür sorgen, dass Sie innerhalb der wenigen Stunden Ihrer fruchtbaren Phase Geschlechtsverkehr haben.«
»Und was bedeutet beobachten …?« »Heutzutage bedeutet es nur, dass Sie einen kleinen Monitor unter der Haut tragen. Er kribbelt schwach, um Ihnen zu signalisieren, dass Sie gerade extrem empfängnisbereit sind.«
Ich nickte und fragte mich, ob ich wohl wie eine Verrückte grinste. »Sie müssen jedoch wissen, dass auch dieses Gerät keine Garantie für eine Schwangerschaft ist. Es kann sein, dass Sie dennoch nicht schwanger werden, vor allem bei Ihrer Geschichte. Bei einem neuen Leben gibt es keine Sicherheit, auch heutzutage nicht.«
»Ich habe eine Chance, Doktor. Das war alles, was ich wollte.« Er nickte. »Dann möchten Sie, dass wir das Gerät gleich einsetzen?«
Ich öffnete den Mund und wollte »Ja, natürlich« sagen, doch die Worte blieben in meinem Hals stecken, als mir wieder einfiel, was er gesagt hatte. Das nicht zugelassene Medikament, das man Ihnen verabreicht hat, hat gewirkt. Dasselbe Medikament, das die Zellstruktur von Mischlingen verändert hatte. Dasselbe Medikament, das auch jetzt noch meinen Körper auf ungeahnte Weise verändern konnte.
Oh, Mist.
Ich rieb mir mit resignierter Geste die Augen. »Ich muss über das alles nachdenken«, sagte ich langsam. »So sehr ich auch versuchen möchte, ein Kind zu bekommen, ich muss noch andere Dinge bedenken.« Er nickte. »Vergessen Sie nicht, dass Ihnen nur wenig Zeit bleibt, schwanger zu werden.« Als ob ich das nicht nur zu genau wüsste! Ich stand auf. »Ich brauche nur ein bisschen Zeit zum Nachdenken.« Er musterte mich mit verständnisvollem Blick. »Ich bin heute mindestens bis halb zehn hier. Rufen Sie mich an, wenn Sie eine Entscheidung getroffen haben oder noch mehr besprechen möchten. Andernfalls vereinbaren wir einen neuen Termin für morgen um dieselbe Zeit. Reichen Ihnen vierundzwanzig Stunden?«
Vierundzwanzig Stunden, um zu entscheiden, ob ich das Risiko eingehen sollte, mir einen lang gehegten Traum zu erfüllen oder nicht? Gott, nein. Dennoch nickte ich und ging. Ich war so mitgenommen, dass die Fahrt mit dem Aufzug noch nicht einmal meinem normalerweise so empfindlichen Magen etwas ausmachte.
Die Türen glitten auseinander. Quinn wartete bereits davor und packte besorgt meinen Ellenbogen. »Bist du in Ordnung?« Mein Lachen klang zittrig. »Ja. Ich habe wundervolle Neuigkeiten erfahren.« Er sah mich skeptisch an. »Wieso bist du dann weiß wie ein Laken und zitterst?« »Ich habe Angst vor hohen Gebäuden. Das weißt du doch mittlerweile.« »Ja. Aber ich weiß auch, dass du lügst.« Er zögerte und sah mich durchdringend an. »Früher hast du mir einmal vertraut.«
Ich vertraute ihm auch jetzt noch. Ich musste nur erst nachdenken, bevor ich mit jemandem sprach. Aber hier konnte ich nicht nachdenken. Hier konnte ich nichts entscheiden. Ich rieb mir wieder die Augen. Sie brannten von den nicht geweinten Tränen. »Kannst du darauf verzichten, mir Fragen zu stellen, und einfach mit mir zum Mt. Macedon fahren?« Die Fahrstuhltüren wollten zugehen. Quinn hielt eine Hand dazwischen und fragte: »Wieso?« »Weil ich eine Entscheidung treffen muss, und ich glaube, ich kann besser nachdenken, wenn ich dabei durch den Wald laufe.« Der Mt. Macedon war einer der ursprünglichsten Parks am Stadtrand von Melbourne.
Er starrte mich noch einen Moment an, umfasste fester meinen Ellbogen und führte mich aus dem Gebäude. Langsam ging die Sonne unter. Ihre Strahlen waren nicht mehr so kräftig. Der Wind war kühl und kündigte den für diesen Abend vorausgesagten Sturm an. Ich blickte hinauf und beobachtete die vorbeifliegenden Wolken am rosa getönten Himmel. Der Wolf in mir hoffte inständig, dass es regnete, denn nichts war erfrischender, nichts einsamer und nichts ursprünglicher, als bei einem Gewitter durch einen regennassen Wald zu laufen.
Wir stiegen ins Auto und machten uns auf den Weg nach Mt. Macedon. Quinn schwieg, und
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