Riley Jenson 02 - Wächterin des Mondes
Quinn sah mir in die Augen.»Sei vorsichtig«, sagte er nur. Ich nickte, küsste meinen Bruder auf die Wange, hängte mir die Tasche über die Schulter und ging zum Club.
Die Eingangstüren öffneten sich, und Jimmy, der Hüne von Türsteher, halb Löwe halb Mensch, begrüßte mich mit einem Lächeln.
»He, Riley«, sagte er, nahm mich in seine riesigen Arme und umarmte mich so heftig, dass mir vorübergehend die Luft wegblieb. »Du bist ziemlich lange nicht hier gewesen. Wir haben uns schon Sorgen gemacht, dass dir etwas passiert wäre.«
Mir war etwas passiert, aber es war schön zu wissen, dass ich vermisst wurde. Ich zog ihn hinunter zu mir und drückte ihm einen Kuss auf seine faltige Stirn. »Ich freu mich auch, dich zu sehen.« Er grinste noch breiter und entblößte zwei strahlendweiße, brandneue Reißzähne. Seine eigenen Zähne waren ihm bei einem Kampf hier im Club vor mehr als zwei Monaten ausgeschlagen worden und während ich weg war, offenbar ersetzt worden.
»Ist ganz schön voll heute«, erklärte er und öffnete die Tür, während ich meinen Eintritt bezahlte und einen Schließfachschlüssel nahm. »Misha ist hier, falls es dich interessiert.« »Misha?« Ich tat überrascht. Jimmy traute ich zwar, aber nicht dem Mann an der Kasse oder dem Sicherheitsbeamten, der an der zweiten Tür stand. Falls sie zu Mishas Verfolgern gehörten, wollte ich lieber kein Risiko eingehen. »Ist er normalerweise samstags nicht im Rocker?«
Jimmy gab sich blasiert. »Da ist Samstag neuerdings Tag der modernen Musik. Ich habe gehört, dass sie damit zwar jüngeres Publikum anziehen, dafür aber eine Menge Stammgäste verlieren.« »Das ist doch sicher gut für das Blue Moon.« »Oh, ja. Es ist noch nicht einmal drei, und wir sind schon fast voll. Heute Abend stehen sie Schlange.«
Ich reichte ihm meine Eintrittskarte. »Aus deinem Lächeln schließe ich, dass du das Angebot angenommen und dich an dem Club beteiligt hast?« »Ja. Und jetzt hoffe ich, dass das Rocker das Thema moderne Musik weiter ausbaut, damit ich jede Menge Geld mache. Amüsier dich gut, Riley.« Ich grinste. »Das hab ich vor.«
Er schloss die Tür. Ich wurde von Dunkelheit umfangen, und obwohl ich leicht auf Infrarotsicht hätte umschalten können, blieb ich einfach stehen und ließ meinen Augen Zeit, sich an das Dunkel zu gewöhnen. Infrarot passte irgendwie nicht zu der Atmosphäre im Club.
An der Decke funkelten Hologrammsterne, deren Leuchten von dem intensiven Licht eines blauen Mondes überstrahlt wurde. Er bewegte sich langsam über den Nachthimmel und hatte gerade den höchsten Punkt erreicht. Der Raum wurde von einer riesigen Tanzfläche beherrscht, um die herum Tische und Stühle aufgebaut waren. Dort drängten sich sowohl einzelne Personen als auch Paare, einige tanzten, andere hatten Sex, und manche sahen nur zu.
Der DJ auf der anderen Seite beschallte den Raum mit erotischer Musik, die die Sinne anregen sollte. Die Luft war ebenso verführerisch wie die Melodien und roch intensiv nach Lust und Sex. Ich atmete tief ein, nahm die Atmosphäre in mich auf und ließ mich von ihr durchdringen. Mein Körper reagierte darauf mit großer Lust. Ich liebte diesen Ort. Das war schon immer so gewesen.
Ich ging die Stufen hinunter und auf die Umkleidekabine zu. Nachdem ich kurz geduscht hatte, aß ich ein Pfefferminzbonbon gegen den Knoblauchgestank und schminkte mich. Ich kämmte meine feuchten Haare mit den Fingern, schob meine Tasche in das Schließfach, befestigte meine Kreditkarte und den Schlüssel zum Spind an einer Kette um meinen Hals und ging splitternackt hinauf.
Als ich mich der Tanzfläche näherte, mischte sich in die sinnlichen Klänge der Musik lustvolles Stöhnen und das Geräusch aneinanderklatschender Körper. Das Fieber in meinem Blut stieg, ich hielt kurz die Luft an, dann atmete ich schneller. Die Berührung der anderen Körper brannte auf meiner Haut, und mein Herz schlug heftig.
Ich konnte Misha nicht entdecken, aber das war nicht weiter überraschend, wenn er gerade mit einer anderen Werwölfin vögelte. Misha hatte nie etwas anbrennen lassen, und es machte ihm sicher Spaß, mich warten zu lassen.
Wenn er wirklich verfolgt wurde, durfte ich nicht so wirken, als ob ich nach ihm Ausschau hielte. Ich konnte mich ruhig noch ein bisschen amüsieren, bevor ich zum Geschäft kam. Genau, ich würde mich einfach während der Arbeitszeit ein bisschen vergnügen.Was Rhoan konnte, konnte ich schon lange. Und Misha sollte sich
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